tag 4 > alamosa – santa fe (So 15.05.2016)
«Bloss weg von hier» ist die Devise, als wir so früh am Morgen wach sind, dass wir noch keine Chance auf ein Frühstück haben. Ein paar Meilen später steht links ein Güterzug mit fünf Lokomotiven und 132 Wagen – ich habe sie gezählt. Danach kommen weitere Güterwagen, allerdings immer mal wieder vom Zug getrennt. Insgesamt fahren wir sieben Meilen an Wagen vorbei, bis wir Antonito erreichen.
cumbres & toltec scenic railroad: antonito depot (co)
Die «Cumbres & Toltec Scenic Railroad» ist eine Schmalspur-Museumseisenbahn in den Rocky Mountains und gehörte zum Schmalspurnetz der stillgelegten «Denver and Rio Grande Western Railroad». Das kurze Teilstück mit einer Länge von 103 km nach Antonito konnte durch Eisenbahnfreunde vor dem Rückbau bewahrt werden.
Das als eine Art Freilichtmuseum gestaltete Depot von Antonito gibt eine nette Fotolocation ab. Die historischen Züge erinnern an Westernfilme, aber der Zustand der alten Lokomotiven und Wagen lässt die Vermutung zu, dass die Attraktion bald mal Geschichte sein könnte. Darauf deutet auch die Tatsache hin, dass der dazugehörige Giftshop zum Verkauf steht.
Weiter geht's. Fast hätten wir den Staatsübertritt nach New Mexico verpasst. Nur eine Vollbremsung ermöglicht es mir, ein Foto des Schildes für meine Staatensammlung, die ich ich für diese Reise anlegen will, zu knipsen. Allerdings hat sich da New Mexico im Gegensatz zu Colorado nicht besonders viel einfallen lassen. Ich bin gespannt, welche Schilder uns auf unserem Trip noch begegnen werden.
rio grande gorge bridge (nm)
Der Rio Grande Gorge ist eine durch den Rio Grande in den Basalt des Taos Plateaus geschnittene 125 km lange und bis zu 300 Meter tiefe Schlucht. Über diese Schlucht führt die Rio Grande Gorge Bridge, die auch als «The Gorge Bridge» oder «The High Bridge» bekannt ist. Es handelt sich um eine Stahlbogenbrücke, die 16 km nordwestlich von Taos liegt. Mit 172 Metern ist es die siebthöchste Brücke in den USA und die 82. höchste der Welt.
Die Rio Grande Gorge Bridge hält eine besondere Attraktion für uns parat: Eine kleine Herde Mountain Bighorn Sheeps gibt uns die Ehre. Sie lassen sich von uns nicht beirren und wir geben ihnen im Gegenzug keinen Anlass zur Sorge, indem wir genügend Abstand halten.
Als Brückenjunkie lasse ich es mir nicht nehmen, über das Bauwerk zu spazieren. Immer wieder fallen mir die Sorgentelefone auf, die wohl verzweifelte Menschen vom Suizid abhalten sollen. Mir ist diese Massnahme lieber, als eine überhohe Abzäunung, denn so hat man den freien Blick auf die imposante, tiefe Schlucht und den Rio Grande.
taos (nm)
Die kleine Stadt Taos zählte im Jahr 2010 gut 5'700 Einwohner. Sie liegt auf einer Höhe von 2'124 Metern am Fuss der Sangre de Cristo Mountains im Tal des Rio Grande. In der Nähe befindet sich mit Taos Pueblo die älteste ununterbrochen bewohnte Siedlung des amerikanischen Kontinents. Die Nachfahren, die Taos Indianer, leben bis heute in den beiden bis zu 800 Jahre alten Pueblos, mehrstöckigen Gebäuden in Terrassen-Bauweise aus Adobe-Lehmziegeln.
Schliesslich erreichen wir mit knurrendem Magen die hübsche Touristenstadt Taos. Im Café «Elevation» wird diesem Übel mit einem herrlichen mexikanischen Kaffee und einem leckeren Frühstücksburrito ein Ende bereitet. Das Café ist nicht besonders gross, aber äusserst charmant.
Frisch gestärkt sind wir bereit für neue Schandtaten, also fahren wir ein Stück in die Richtung, aus der wir gekommen sind, um die «Enchanted Circle Scenic Byway» zu fahren.
Kurz nach dem beschaulichen Touristendorf «Red River» fängt es an, wie aus Kübeln zu regnen. Für einen Moment sieht es aus, als ob die Welt unterginge. Kurze Zeit darauf ist der Spuk vorbei und wir können wieder die Sonne durch die Wolken scheinen sehen. An einem Scenic View Point erblicken wir ein fettes Streifenhörnchen. Auf Reiners Zurufen kommt es her und macht Männchen. Ich vermute nun den Grund für seinen kugelrunden Bauch zu kennen. Weil die Strasse so schön war, nehmen wir mit der «High Road of Taos» gleich die nächste Scenic Byway in Angriff.
Nachdem wir die Kirche in Las Trampas besichtigt haben, machen wir einen Abstecher zum Santa Cruz Lake. Die 5$ Eintritt lohnen sich für uns nicht besonders, da es ausser Angeln kaum eine Möglichkeit zum Verweilen gibt. Ich glaube, die richten diesen Ausflugsort gerade für den Tourismus her, aber sind noch nicht ganz bereit für Camper, Ausflügler und Badegäste.
Auf der anderen Seite des Sees und einige Meter weiter oben befindet sich der Santa Cruz Lake Overlook und dieser ist spektakulär. Wir geniessen den Blick auf das Wasser und die umliegenden Berge, dann nehmen wir den Rest der heutigen Etappe in Angriff.
santa fe (nm)
Kaum einer kennt den vollständigen Namen der ältesten Hauptstadt der USA: «La Villa Real de la Santa Fé de San Francisco de Asis» (Königliche Stadt des heiligen Glaubens des heiligen Franz von Assisi). Die knapp 70'000 Einwohner zählende Stadt liegt nahe der Sangre de Cristo Range mit ihren über 3'000 Metern aufragenden Bergen. Der Spitzname «The City Different» ist Programm. Jeder Neubau muss im traditionellen Pueblo-Baustil (Adobe-Bauweise) errichtet werden, dadurch ergibt sich ein einzigartiges Stadtbild.
Wir checken im «Santa Fe Sage Inn» ein und sind mit unserer Wahl ganz zufrieden. Nach dem Reinfall in Alamosa kann es bloss aufwärtsgehen. Die Anlage ist überraschend gross und verfügt neben einer netten Lobby auch über eine Bar, in der man gut essen kann, einen Minipool und eine Guest Laundry. Kaum sind wir im Zimmer, öffnen sich die Schleusen und es regnet Bindfäden. Für uns ist Feierabend und wir freuen uns auf einen entspannten, meilenarmen Tag morgen.