tag 37 > denver – basel (fr 17.06.2016)
Da ist er nun, der letzte Tag und ich fühle mich seltsam leer. Keine Wehmut, dass es schon zu Ende ist, aber auch keine Freude auf zu Hause kann ich empfinden.
Wir lassen das Hotelfrühstück sausen, auf gefrorene Erdbeeren kann ich verzichten. Wir müssen erst um 12:00 Uhr das Zimmer räumen, also trödeln wir herum und bleiben da bis zum bitteren Ende. Wir räumen die Rucksäcke aus und verstauen alles Unnötige, Gefährliche und Flüssige wie den Mückenspray oder das Taschenmesser in die Koffer.
Fünf vor zwölf stehen wir an der Rezeption einer furchtbar netten älteren Dame gegenüber. Wir plaudern noch ein bisschen über ihren „armen“ Bruder, der Pilot ist und so um die ganze Welt reisen „muss“, dann steuert Reiner das Auto Richtung Flughafen. Dort angekommen, müssen wir - wie viele andere auch - erst volltanken. Überraschenderweise sind die Preise für das Benzin trotzdem human.
Beim Car-return wird vor uns ein Auto eben weggebracht und hinter uns warten Deutsche darauf, ihres abzugeben. Der junge Mann von Alamo checkt kurz unseren Meilenstand und schon halte ich eine Quittung in der Hand. Moment mal, was sind denn das für Beträge? Der Alamo-Mitarbeiter ist bereits bei den Deutschen, da frage ich ihn danach. Das eine sei die zusätzliche Woche, dann der Zusatzfahrer und Toll ist mir selber klar. Komisch, steht doch alles bis auf den Toll auf der Rechnung und wurde der Kreditkarte bereits bei Reiseantritt belastet. Das muss ich zu Hause checken. Ich kann hier schon vorausschicken, dass alles seine Richtigkeit hat. Statt eines Gesamtbetrags hat Alamo drei Pakete geschnürt: Das erste Paket sind vier Wochen Miete, was wohl eigentlich das Maximum an Mietdauer ist, dann als zweites die Zusatzwoche, den Zusatztag (36 Tage = 4 Wochen + 1 Woche + 1 Tag) und der Zusatzfahrer und als letztes noch die Maut, die wir von Denver bis Colorado Springs «erwischt» haben.
Wir steigen in den Shuttle-Bus zum Flughafen ein und zu uns gesellt sich die deutsche Familie in drei Generationen mit Kinderwagen. Wenn ich es recht verstehe, wohnt die junge Familie mit Baby in den USA und die Eltern von ihm fliegen über München nach Berlin zurück. Ich wundere mich, dass sie nicht direkt fliegen, da erklären sie lachend, dass sie ja gar keinen Flughafen hätten. Da fällt mir ein, dass da ja noch was war...
Wir kommen am Flughafen an, aber noch nicht bei Lufthansa. Der Busfahrer räumt für einen anderen Passagier die Koffer zur Seite, da ruft die Berlinerin entsetzt: „No!!!“ und will aufspringen. Ihr Sohn beschwichtigt sie: „Mama!“ Ist wohl überall dasselbe, dass die aufgeregten Mütter überreagieren.
Wir sind viel zu früh, so, dass wir es ruhig angehen lassen können. Irgendwann stehen wir in der Schlange für den Sicherheitscheck. Reiner schiebt seinen Fotorucksack zum Röntgen und ich den Rucksack mit dem 50/500er Objektiv darin hinterher. Mein Rucksack bleibt stecken. Ich muss mit einem freundlichen Beamten zum Tisch. Er fragt, ob er die Fächer öffnen dürfe – hätte ich verneinen können? – und nimmt von jedem einen Abstrich. Ich frage ihn, was er tue und er erklärt mir, dass er einen Chemietest mache. Das Objektiv, das auf dem Röntgenbild riesig wirkt, interessiert ihn nicht besonders, er fragt lediglich, ob ich gerne fotografieren würde. Er sucht etwas in der Aussentasche und zieht meine teure Sonnencrème hervor. „Oh no!“, wie konnte mir das passieren? Ich sehe das gute Stück im Mülleimer verschwinden, da zwinkert mir der Sicherheitsbeamte zu und steckt die Tube in den Rucksack zurück. Wow, es lohnt sich halt, freundlich zu bleiben. Zum Abschied winkt er mir sogar noch nach.
Das lange Warten überbrücken wir mit Essen im Panda Express. Reiner wählt zur Verwunderung der Angestellten nur Gemüse aus. So versucht er etwas den Heisshunger auf Vitamine zu reduzieren. Besonders lecker ist es nicht, aber die Alternativen sind auch nicht besser.
Irgendwann ist es dann soweit, das Boarding beginnt. Wir dürfen wieder in der Premium Economy Platz nehmen, wo bereits Wasser in den Haltern bereitsteht. Ein Mann stellt seinen Handgepäckkoffer vor uns auf den Sitz und wandert herum, kommt zurück und stellt das Gepäckstück auf einen anderen Sitz. Es gibt ein kleines Getuschel, dann verschwindet er mit Köfferchen nach vorne. Ich vermute mal, dass er soeben in die Business Class umgebucht wurde.
Alle haben Platz genommen, die Gepäckablagen sind geschlossen und auch der Pilot ist bereit für den Abflug, wie er durchgibt, wäre es nicht einem Passagier in den Sinn gekommen, wieder auszusteigen. Jetzt müsse sein Gepäck rausgeholt werden, das bereits gefunden werden konnte. Von wegen Business Class...
Reisen wäre so schön, wenn das blöde Fliegen nicht wäre. Das Essen haut mich auch nicht vom Hocker und auf Filme schauen habe ich keine Lust. Ich versuche zu schlafen, was mir nicht wirklich gut gelingt. Endlich wird das Flugzeug auf den Landeanflug vorbereitet. Wir kommen etwas früher in Frankfurt an, als geplant. Uns nützt das nicht viel, denn unser Flug nach Basel geht deswegen nicht eher.
Im Gegenteil, auch hier gibt es eine Verzögerung, weil wir wohl mit unserem kleinen Flieger keine Priorität zum Starten haben. Der Flugkapitän informiert uns derweil über das Wetter daheim. Es sei gleich wie in Frankfurt (bewölkt und kühl) nur dass es regne. Na super. In Basel geht es schnell. Statt des Busses leisten wir uns ein Taxi, obwohl es grad nicht regnet. So kommen wir müde zu Hause an und werden von unseren beiden verschmusten Katern begrüsst.