Kasha Katuwe Tent Rocks
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usa 2016 - reisebericht - Tag 29 - Yellowstone - Greybull

tag 29 > yellowstone - greybull (do 09.06.2016)

Wir frühstücken in der Cafeteria der Canyon Lodge. Lecker ist anders, aber satt sind wir. Beim Check-out sind sie sehr freundlich.

Heute bin ich etwas wehmütig, diesen wunderbaren Park verlassen zu müssen. Die Kombination aus heissen, bunten Quellen, prächtigen Landschaften und wilden Tieren übt auf mich eine Faszination aus, die ich in dieser Heftigkeit nicht erwartet hätte. Ausserdem habe ich das Gefühl, dass nun die Ferien gelaufen sind, obwohl wir noch über eine Woche in weiteren schönen Regionen vor uns haben.

Ein letztes Mal fahren wir durch das Lamar Valley. Die Wölfeler sind bereits abgezogen oder haben sich heute nicht hier eingefunden. Wieder ist es uns nicht vergönnt, einem Grizzly zu begegnen und mit der Parkausfahrt im Nordosten des Nationalparks sinkt die Chance darauf für diese Reise wohl gegen Null.

Kurz nach Cooke City, bereits im Staat Montana, sagt Reiner plötzlich, er habe Elche gesehen. Er dreht um und fährt zu einer Ausbuchtung, wo bereits zwei andere Autos stehen. Eine Frau fotografiert die markante Spitze des Pilot Peak und ein Mann schaut mit seinem Fernglas in Richtung Fluss, dort wo Reiner die Elche erspäht hat. Und tatsächlich kann ich hinter Gestrüpp und ziemlich weit entfernt eine Elchkuh mit ihrem Jungen ausmachen.

Ein Fahrer aus einem weiteren Auto fragt uns, was wir sehen und freut sich über "the Moose" am Fluss. Wir sind aus der Schweiz? Er kommt aus Wyoming, kann noch ein bisschen deutsch, denn er war Sportler in Stuttgart Feuerbach und geht gerne nach Ischgl Skifahren. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob er den Unterschied zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz kennt, aber es bereitet ihm auf jeden Fall Freude, etwas über alte Zeiten zu plaudern.

Im weiteren Verlauf der Strecke steigt der Beartooth Highway an und bietet spektakuläre Aussichten. Gerne würde ich mal von der anderen Richtung herkommen, immer den Pilot Peak vor Augen. Je höher wir steigen, desto mehr Schnee liegt seitlich an der Strasse. Die Seen, an denen wir vorbeifahren, sind noch gefroren. Wenn wir an einem Aussichtspunkt einen Fotostopp einlegen, pfeift ein heftiger Wind um die Ohren, so dass sich die 20°C kühler anfühlen, als sie sind.

Mit dem Beartooth Pass erreichen wir eine Höhe von 3336 Meter. Auf der anderen Seite windet sich die Beartooth National Scenic Byway hinunter bis Red Lodge, welches auf einer Höhe von 1951 Meter liegt. Entsprechend ist die Temperatur auf 38°C angestiegen, der Wind bläst noch immer – nur wärmer. Am Horizont sind rabenschwarze Wolken, die immer näherkommen.

In einem kleinen Kaff namens Cowley fährt ein Motorradfahrer vor uns und ein Polizeiwagen kommt uns entgegen. Als die Polizisten auf unserer Höhe sind, wenden sie und fahren bis zum Ortsausgang hinter uns her, um dort erneut zu wenden. Ich kann mir ihre Enttäuschung darüber vorstellen, dass sowohl der Töfffahrer wie auch wir uns brav an die Vorschriften halten.

Auf dem Weg nach Greybull, wo wir ein Motel für die Nacht gebucht hatten, liegt Lovell, von wo aus es nicht allzu weit zur Bighorn Canyon National Recreation Area ist. Doch spätestens, als es "Cats and Dogs" regnet, überlegen wir uns keine Sekunde mehr, den Bighorn Canyon zu besuchen, sondern gleich zum Motel zu fahren.

greybull (wy)

Fünf Kilometer von dem 1’850-Seelen-Ort entfernt befindet sich die Red Gulch Dinosaur Tracksite. Weiter gibt es in Greybull ein «Museum of Flight and Aerial Firefighting» und das «Bighorn Basin GeoScience Center».

Wir haben Glück. Bis zur Ankunft in Greybull hat der Regen nachgelassen, nur noch ein paar Resttropfen fallen vom dunklen Himmel. Von aussen sieht das Greybull Motel sehr einladend aus. Überall wachsen farbenprächtige Blumen. Man spürt, dass hier jemand mit einem grünen Daumen zum Rechten sieht. Im Office erwartet uns eine ältere Dame und ein Mädchen um die zehn mit langen blonden Haaren. Ich schätze, dass es sich um die Enkelin der Motelbesitzerin handelt. So herzlich wurden wir noch nie begrüsst. Dem Mädchen erklärt die Dame, dass wir aus der Schweiz kämen. Ich frage es, ob es wisse, wo das sei, aber es verneint. In Europa, sage ich und die Oma ergänzt, dass es neben Frankreich in der Nähe von Paris liege. Da bekommt die Kleine ganz grosse Augen – so süss.

Wir erhalten den Schlüssel mit der Empfehlung, im Historic Greybull Motel essen zu gehen und allenfalls beim kleinen Stadtfest mit Tauziehen vorbeizuschauen. Ausserdem macht sie uns darauf aufmerksam, dass wir ein kleines inkludiertes Frühstück bekommen, obwohl in der Buchung „keine Mahlzeiten“ steht. Das Zimmer selber ist sehr in die Jahre gekommen, der Tisch wackelt und ein neuer Teppich würde dem auch guttun, aber die Blumen und die Herzlichkeit lassen mich über solche Mängel grosszügig hinwegsehen.

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