Kasha Katuwe Tent Rocks
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usa 2016 - reisebericht - Tag 20 - Moab

tag 20 > moab (di 31.05.2016)

Reiner kann mich überreden, auch für den heutigen Sonnenaufgang in den Arches National Park zu fahren. Eigentlich hätte ich den Mesa Arch fotografieren wollen, aber als ich Bilder vom North Window mit Turret Arch in der Öffnung sehe, gebe ich mich geschlagen. Meine Bedenken, dass wir vom North Window aus noch klettern müssen, wischt Reiner mit dem Argument beiseite, dass es zum Mesa Arch viel weiter und schwieriger zu laufen sei. Ich bezweifle das, sage aber nichts mehr.

Der Aufstieg zum North Window ist schnell bewältigt, aber damit ist es nicht getan. Wir müssen auf den gegenüberliegenden Felsen und das sieht nicht einfach aus. Wir gehen durch den Bogen und klettern auf der linken Seite hinunter, bis wir ein paar Meter unterhalb der Plattform stehen, auf die wir wollen und wo bereits ein Fotograf sein Stativ aufgestellt hat. Ich fluche leise und laut, dass ich doch lieber zum Mesa Arch gegangen wäre. Reiner sagt nichts. Braucht er auch nicht, denn ich schimpfe für zwei. Da fragt eine Stimme von oben, ob denn hier jemand sei. Der Fotograf gibt uns Tipps, welcher Weg am einfachsten ist. Ich klettere so gut es geht hoch und bin sehr froh, als der Fremde mir zur Hilfe seine Hand reicht.

Er ist wirklich sehr nett, schaut, dass ich den bestmöglichen Platz für Stativ und Kamera finde. Ich bin ein bisschen überrascht, dass Reiner so gut wie nichts sagt. Normalerweise zeigt er seine leichte Höhenangst, indem er dazu schaut, dass ich nicht zu nahe an den Abgrund gehe oder mich zu weit über ein Geländer lehne. Ach ja, es war ja seine Idee, hierher zu kommen.

Der Amerikaner sagt, er sei von hier. «From Moab?», frage ich ihn. Nein, er sei aus Salt Lake City, dreieinhalb Autostunden entfernt. Und wir erklären bereits im Nachbardorf «ich bin nicht von hier…». Ich erzähle von unserer Reise und woher wir kommen, da klettert ein älteres Pärchen in unsere Richtung. Erst jetzt sehe ich, dass es eine Art Weg gegeben hätte und wir gar nicht so tief hätten absteigen müssen. Auch so wäre uns ein bisschen Klettern nicht erspart geblieben, aber es wäre wesentlich einfacher gewesen.

Ihr Kopf erscheint schon bald hinter dem Felsen, der zu überwinden ist, um auf die Plattform zu gelangen. Ihr Mann getraut sich nicht weiter und kehrt um. Es stellt sich heraus, dass sie Australierin ist und sie auf einer fünfwöchigen USA-Reise sind. Sie wollen in den nächsten Tagen zum Yellowstone und werden dort vier Nächte verbringen, genau wie wir. Das und auch dass wir aus der Schweiz sind, erzählt der Amerikaner der Australierin.

Auf der linken Seite des North Windows versammeln sich immer mehr junge Menschen teilweise mit Hund, um den Sonnenaufgang zu geniessen. Als sich zwei davon längere Zeit im Bogen tummeln und einen Teil des Turret Arches verdecken, ruft die rüstige Australierin rüber, sie sollen abhauen. Nützen tut’s nichts, sorgt aber für einen Schmunzler meinerseits.

Zwei Mädchen, knapp 20 schätze ich, gesellen sich zu uns. Der Sonnenaufgang beziehungsweise das Licht, das die Bögen anstrahlt, ist phantastisch. Die kurze Klettereinlage hat sich also doch gelohnt. Nach einem Weilchen verlassen uns die beiden Mädchen, die das Spektakel still, auf einem Felsvorsprung kniend, mitverfolgt haben. Auch die Australierin verabschiedet mit der Begründung, dass ihr Mann sie sonst vermissen würde. Sie bekundet einige Mühe, von der Plattform auf den Felsen zu klettern und mir bereitet es beim Zuschauen Schmerzen, sie mit nackten Knien auf dem groben Stein zu sehen. Ich fürchte mich jetzt schon vor der Rückkehr. Der Amerikaner beschwichtigt, dass bloss das erste Stück etwas tricky sei, danach würde es einfacher. Dass auch er, der noch jung und sportlich ist, nicht mühelos über den Felsen kommt, trägt nicht gerade zu meiner Beruhigung bei.

Vorerst möchte ich aber noch ein bisschen bleiben, bis der Turret Arch vollständig von der Sonne angeschienen wird. Ein junges Pärchen klettert in unsere Richtung und setzt sich still hinter uns auf die Felsen. Nach einem Weilchen steigen die beiden bis zum Talboden ab und wieder hoch, wobei sie einiges trittfester ist, als er. Kurz bevor sie durch das North Window verschwinden, winkt sie uns noch zu.

Reiner mahnt mich zum Aufbruch, obwohl noch ein Teil des Bogens im Schatten liegt. Er befürchtet, dass immer mehr Leute kommen und dass die Kletterei dann schwieriger würde. Das Argument zieht und ich packe die Fotosachen zusammen. Ich bin überrascht, wie gut der Rückweg geht, das hätte ich nicht erwartet. Sogar der erste Teil auf den Felsen bewältige ich problemlos.

Wir verlassen den Nationalpark, der heute wesentlich weniger voll ist, als gestern. Auch die Pylonen auf der Strasse sind nicht mehr da. Bevor wir uns an den Pool legen, möchten wir dem Canyonlands National Park einen kurzen Besuch abstatten.

island in the sky im canyonlands national park (ut)

Island in the Sky ist über die US-191 zu erreichen. Er bietet viele spektakuläre Aussichten auf den White Rim, eine Sandsteinabbruchkante rund 360 Meter unterhalb des Plateaus, und auf Flussläufe weitere 300 Meter tiefer. Der White Rim Trail ist ein beliebter Weg. Es handelt sich um einen 160 km langen, unbefestigten Felspfad, der nur mit Geländewagen oder Mountain Bike befahrbar ist und eine Genehmigung der Parkverwaltung erfordert.

Weil ich eine Toilette aufsuchen muss, halten wir beim Visitor Center kurz an. Just in dem Moment steigt eine indische Familie aus ihrem Mehrplätzer und alle müssen mal. Um die Wartezeit zu überbrücken, schauen wir uns im Visitor Center und dem dazugehörigen Shop um. Für mich gibt es ein Käppi mit Aufschrift «Utah Rocks» und für Reiner eins, wo «Canyonlands» drauf steht. Danach fahren wir zum Mesa Arch.

Der Weg zum berühmten Felsbogen ist extrem weit und steil und gefährlich und schwierig. Nein, im ernst: Ein kurzer Fussmarsch und wir sind dort - nicht ohne dass Reiner seinen Spott abbekommen hätte. Die indische Familie schiesst eben noch die letzten Fotos von sich und dem Mesa Arch, dann habe ich den Felsbogen für kurze Zeit für mich alleine. Die Unterseite leuchtet noch immer orange, obwohl die Sonne bereits etwas höher steht, und der Blick auf die darunterliegende Ebene ist traumhaft. Ich bin glücklich und kann jetzt zum Upheaval Dome. Wieder treffen wir auf die Inder. Zwei Frauen - ich schätze, es sind Mutter und Grossmutter - und ein Mann geben alles, die sechs Kinder unter Kontrolle zu bekommen. Wie kleine Ziegen klettern sie auf jeden Felsen – sehr zum Leidwesen der Grossmutter. Sie ermahnt die Kinder immer wieder zur Vorsicht, doch als sogar die Mutter den anderen hinterherklettert, gibt sie resigniert auf.

Der Upheaval Dome besteht aus einem Krater von rund 1.4 km Durchmesser, der vermutlich durch einen Meteoriteneinschlag verursacht wurde. Wir wandern zum First Overlook und können von dort in den Krater schauen. Helle Bergspitzen durchziehen den Boden aus rotem Sandstein. Ich kann es kaum glauben, dass ein Meteorit diesen mächtigen und farbenprächtigen Krater hervorgebracht haben soll. Beim Rückweg warten wir, bis uns alle indischen Kinder springend und lachend überholt haben. Die Mutter entschuldigt sich unnötigerweise dafür bei uns. Wir amüsieren uns über die aufgeweckten Kinder und hoffen bloss, dass keines abstürzt.

Wir fahren noch zum Green River Overlook, den Rest des Parks absolvieren wir im «Carviewing-Modus». Das heisst, wir fahren zum Viewpunkt, stellen das Auto so hin, dass die Sehenswürdigkeit gut aus dem Seitenfenster zu sehen ist und fotografieren ohne Auszusteigen. Danach ist wieder Pool-Time, was ich ausserordentlich geniesse.

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