Kasha Katuwe Tent Rocks
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usa 2016 - reisebericht - Tag 25 - Jackson - Yellowstone

tag 25 > jackson - yellowstone (so 05.06.2016)

Weil es gestern so schön war, wollen wir zum Abschied vom Grand Teton nochmals beim Schwabachers Landing die Biber besuchen. Vorher frühstücken wir ordentlich, wer weiss, wann es wieder so ein leckeres Morgenessen gibt.

Das Wasser bei Schwabachers Landing ist komplett ruhig. Es ist so friedlich und erholsam hier, dass ich mich nicht gräme, keinen Biber zu sehen. Ausser uns sind noch drei Frauen da, um die Gegend zu fotografieren. Die eine erzählt mir, dass sie letzten Freitag um diese Zeit hier mehrere Elche beobachten konnte. Schade, die hätte ich gerne angetroffen.

Auf der Weiterfahrt gibt es auf einmal einen riesigen Stau. Die Leute strömen mit Kameras bewaffnet nach vorn. Ich schicke auch Reiner los, damit er mit einer Speicherkarte voller Bärenbilder zurückkommen kann. Für den Fall, dass sich der Stau auflöst, setze ich mich auf die Fahrerseite. Nach ein paar Minuten kommt Reiner zurück, ohne etwas Besonderes gesehen zu haben. Auf einmal löst sich die Blechlawine auf und wir haben keine Ahnung, was der Auslöser war.

Um am Jackson Lake nochmals die schönen Spiegelungen der Tetons zu fotografieren, fahre ich nach links in die Teton Park Road. Gleich nach dem Jackson Lake Dam kommt uns ein Auto entgegen, wo die Beifahrerin ein Handy durch das geöffnete Schiebedachfenster streckt. „Das macht die doch nicht ohne Grund“, denke ich und schaue rechts zum Wasser. „Ein Bär!“, rufe ich aufgeregt und halte am Strassenrand an. Noch bevor Reiner die Kamera zücken kann, kommt eine Rangerin entgegen, die aus dem offenen Fenster brüllt, dass ich weiterfahren muss. Schweren Herzens gehorche ich ihr und rolle langsam weiter. Kaum ist sie aus dem Blickfeld, stoppe ich erneut und Reiner kann ein kurzes Video vom Schwarzbären drehen, wie er sich erfrischt.

Beim Jackson Lake fragt uns eine Frau, die auch den See fotografiert, ob wir den Bären gesehen hätten. Ich erzähle ihr, dass uns „the ranger“ fortgejagt habe und dass dies unser erster Bär in freier Wildbahn gewesen sei. Sie hat ein bisschen Bedauern, merkt aber an, dass es sich an der Stelle um eine gefährliche Kurve handle. Es folgt die übliche Frage, woher wir seien. Sie fände es grossartig, wieviele Menschen unterschiedlichster Länder hier unterwegs seien. Sie selber komme aus Arizona, lebe und arbeite nun aber hier. Hier im Park? Ich kann sie mir sehr gut als Souvenirverkäuferin vorstellen. „Yes, I’m a park ranger!“, und grinst über beide Ohren. Heute sei sie aber als Touristin unterwegs und zeigt auf ihren Fotoapparat. Es sei „funny“, mal selber zu fotografieren.

Auf der Rückfahrt zur US-191 strecke ich – nun wieder als Beifahrerin, das kann ich nämlich viel besser, als Reiner – meinen Hals, finde den Bären aber nicht mehr. Die Strecke zum Südeingang des Yellowstone National Park kenne ich schon von gestern. Nur dass heute wesentlich mehr auf der Strasse los ist, so dass sich eine Autokolonne vor der Entrance Station gebildet hat. Ich steige aus und laufe zum leeren Parkplatz beim Parkschild. Normalerweise hat man Mühe, ein menschenfreies Foto davon zu schiessen, heute überhaupt nicht. Mir folgt eine Inderin und noch ein paar wenige Leute tun es mir gleich. Ich warte derweil, bis Reiner heranrollt, um wieder einsteigen zu können. Ich kann es kaum erwarten, bis er endlich ankommt. Ein Schwarm Mücken hat mich für das Mittagessen auserkoren, so dass ich komplett zerstochen bin.

Wir statten dem Visitor Center Grant Village einen Besuch ab und kaufen in einem General Store ein Sandwich, welches wir auf dem Picknickplatz beim West Thumb Geyser Basin essen. Ein Highlight stellt diese Nahrungsaufnahme nicht dar – weder kulinarisch, noch wegen der Lage, denn der Blick auf die Toilettenanlagen ist nicht besonders erbauend. Ein hinter den Bäumen versteckter Hirsch, der sich ebenfalls verpflegt, weckt unsere Aufmerksamkeit. Dem schauen wir zu, bis wir den letzten Bissen vertilgt haben, dann klappern wir jeden Pool ab, den wir gestern ausgelassen haben. Besonders schön finde ich die blauen und diejenigen, die aussehen, als würde rostige Farbe auslaufen. Auch die Lage des gesamten Beckens am Yellowstone Lake bei strahlendem Sonnenschein ist herrlich.

Zurück beim Auto äst der vorher gesichtete Hirsch fast unbeachtet nur wenige Meter vor unserem Parkplatz. Um den Seeblick noch etwas länger geniessen zu können, fahren wir den Gull Point Drive und anschliessend am Yellowstone River entlang ins Hayden Valley. Am linken Strassenrand grasen friedlich zwei Bisons. Das eine überquert vor uns die Strasse, wofür wir anhalten. Einem Wohnmobilfahrer scheint es zu blöd zu sein, für zwei Bisons zu stoppen und überholt uns so weit links, dass er das zweite Bison streift. Weit kommt er jedoch nicht, denn das erste Bison steht mitten auf der Strasse. Das zweite Bison nähert sich nun dem Camper, nimmt Anlauf und stoppt zu dessen Glück unmittelbar vor seinem Auto.

Nach diesem eindrücklichen Schauspiel geht es für uns zu Mud Vulcano. Ein Geruch von faulen Eiern steigt mir in die Nase, allerdings nicht so schlimm, wie ich es befürchtet hatte. Eigentlich würde ein Rundweg im Uhrzeigersinn an den Schlammtöpfen vorbeiführen, doch ein Teilstück ist wegen Bauarbeiten gesperrt, weswegen wir zuerst den einen und dann den anderen Weg hochlaufen dürfen. Das Dragon's Mouth fasziniert mich am meisten. Ich hätte nicht gedacht, dass ich es spannend finden könnte, einem "rauchenden Felsen" oder brodelndem Schlamm zuzusehen.

Inzwischen ist es fast Zeit, in Canyon Lodge & Cabins einzuchecken, wo wir die Western Cabins gebucht hatten. Wir stellen uns ein Weilchen bei der Registration an um zu erfahren, dass die Zimmer noch nicht bereit seien, wir noch mindestens eine oder anderthalb Stunden warten müssten. Ja gut, dann schauen wir uns halt mal ein wenig um. Im Visitor Center kommen wir just in dem Moment, wo der informative Parkfilm beginnt. Als wir danach wieder zur Registration kommen, hat sich die Warteschlange deutlich verlängert. Brav stellen wir uns an, da fragt mich ein unschlüssiger Tourist, wofür wir denn anstehen würden und ob wir die Zimmer bereits gebucht hätten. Als er hört, dass wir dies schon 13 Monate im Voraus taten, fallen ihm fast die Augen aus dem Kopf.

Unsere Cabin ist in Ordnung, hat alles, was wir brauchen (ausser WLAN) und ist genügend gross, um sich gut zwischen Koffern und Bett bewegen zu können.

Vom Essen im Nationalpark hatte ich nicht viel Gutes gelesen, trotzdem probieren wir den Canyon Lodge Dining Room aus. Das Personal ist äusserst unprofessionell. Dass wir nicht gleich einen Tisch bekommen, ist nicht schlimm, aber vom Platzzuweiser bis zum Kellner wirken alle völlig unmotiviert und schludrig. So dauert es auch ewig, bis wir chlorhaltiges Wasser eingeschenkt kriegen und noch länger, bis wir endlich bestellen dürfen. Das Essen selbst ist ganz passabel.

Zum Abschluss des Tages machen wir nochmals einen kurzen Abstecher ins Hayden Valley und werden mit einem Wahnsinns-Sonnenuntergang belohnt. Der Himmel ist mit schweren Wolken überzogen. Im Westen hat er sich gelichtet, so dass die Wolken orange zu brennen scheinen. Einzig die Killermückenattacken vermögen das wunderbare Erlebnis etwas zu trüben.

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