tag 31 > sundance – rapid city (sa 11.06.2016)
Hier ist das Frühstück inklusive und wird in der kleinen urigen Lobby mit Tierköpfen an der Wand serviert. Es gibt in Folie eingeschweisste Sandwichs, die in der Mikrowelle warm gemacht werden. Ein nerviger Junge will diese Mikrowelle einfach nicht freigeben und auch als er fertig ist, besetzt er das Gerät noch für seine Familienmitglieder, die gar nicht möchten. Ich nutze die Gunst der Stunde, schiebe mein Ding in den Ofen und programmiere ihn auf 90 Sekunden, wie es auf der Verpackung steht. Nach 45 Sekunden steht die Mutter des Görs da und redet auf mich ein, dass der Käse schon geschmolzen sei, das Sandwich lediglich 30 Sekunden brauchen würde. Na dann halt...
Heute sind Office und Frühstückraum durch einen Mann besetzt. Wir fragen ihn, ob er wisse, wo sich die Statue des Sundance Kid befinde. Statt einer Antwort geht er zur Tür, wir und ein anderer Gast, der grad auschecken will, folgen ihm. Ich erwarte, dass er jetzt eine Wegbeschreibung abgibt, doch er deutet auf die andere Strassenseite und tatsächlich, dort sitzt der Ganove in seiner Gefängniszelle. Dass wir das gestern nicht gesehen haben, als wir essen gegangen sind.
Durch die starke Sonne ist die Statue sehr schwierig zu fotografieren. Ich probiere das beste aus der Situation herauszuholen, dann fahren wir über Four Corner und Custer zum Mount Rushmore. Auf dem Weg durch die Black Hills begegnen wir Pferden, Kühen, Hirschen, Pronghorns und Bisons. Das unvollendete Crazy Horse Memorial schauen wir uns aus der Ferne an und halten nicht mal an für ein Foto.
mount rushmore national memorial (sd)
Beim Mount Rushmore National Memorial handelt es sich um einen Berg in den Black Hills, in welchen die Köpfe der vier Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln gehauen sind. Jedes Portrait ist 18 Meter hoch. Vor dem Denkmal können auf Schrifttafeln Ausschnitte aus berühmten Reden der vier Präsidenten gelesen werden.
Seit ich den Film "Der unsichtbare Dritte" von Alfred Hitchcock gesehen hatte, wollte ich zu diesen berühmten Köpfen. Als ich mich im Rahmen der Reisevorbereitungen über das Denkmal informierte, verblasste dieser Wunsch etwas.
Jetzt, wo wir in der Nähe sind, bin ich schon gespannt, wie das Kunstwerk wirkt. So gross wie es ist, müsste es doch so langsam ersichtlich sein. Aber nein, dazu müssen wir erst auf die andere Seite des Bergs kommen und dann befindet man sich bereits fast im Parking, für welches wir 11 US-Dollar bezahlen. Dafür dürfen wir unser Auto jetzt ein Jahr lang hier parken. Der Zugang zum Memorial selber ist kostenlos.
Es ist heiss und wie es für einen Samstag nicht anders zu erwarten war, hatten viele Leute dieselbe Idee, wie wir. Entsprechend voll ist es. Gut gemacht finde ich die Säulen auf dem Zugang zum Fotopunkt, an deren vier Seiten je die Flagge eines US-Bundesstaates prangt. Dazu gibt es auf einer Messingtafel die Information, wann der Staat zur USA gekommen ist. Am Ende dieses Wegs ist ein schmaler überdachter Bereich. Dort stellen wir uns in den Schatten und haben einen guten Blick auf die Präsidenten. Obwohl absolutes Hundeverbot herrscht, ist neben uns ein Mann mit einem Hund. Der Hund soll die Leine hochheben, folgt dem Befehl auch, bricht jedoch jeden Versuch sofort wieder ab. Schliesslich muss das Herrchen, das offensichtlich den Hund für jemand Gebrechliches trainiert oder selber gebrechlich ist, die Leine selber hochheben.
Nach der Besichtigung schlecken wir ein Glace vom Memorial Team Ice Cream. Es ist lecker und kühlt für den Moment. Wir setzen uns dazu auf die Terrasse des Cafés mit Blick auf das Denkmal und wundern uns darüber, dass zur Mittagszeit so wenig Leute hier sind. Denen ist es draussen zu warm. Sie haben sich alle zum Essen in das klimatisierte Restaurant zurückgezogen.
rapid city (sd)
Die zweitgrösste Stadt South Dakotas zählt ca. 68'000 Einwohner und liegt auf einer Höhe von 976 Metern. Beim Canyon-Lake-Dammbruch 1972 wurde sie schwer verwüstet und 238 Menschen kamen dabei ums Leben. Bronzestatuen aller bisherigen 43 US-Präsidenten in Lebensgrösse zieren die Kreuzungen entlang der Main Street und der Saint Joseph Street zwischen der 4th und der 9th Street. Bald wird sich auch Barack Obama zu ihnen gesellen. Informationen zum Rundgang gibt es im «President’s Information Center» an der Main Street Ecke 7th Street.
Der nächste Programmpunkt ist Rapid City. Gerne hätte ich die Bronzestatuen der Präsidenten fotografiert, doch bei über 40°C ist der Gedanke, in einer nicht besonders attraktiven Stadt – um es mal nett auszudrücken - auf Asphalt herumzulaufen nicht wirklich erstrebenswert. Stattdessen geben wir die Adresse der Chapel in the Hills ins Navi ein und landen auf einem Parkplatz, wo gerade drei Harleyfahrer ihre Maschinen abstellen.
chapel in the hills, rapid city (sd)
Die Kirche ist eine Replik der Stabskirche von Borgund in Norwegen. Sie befindet sich am Fuss der Black Hills im Westen von Rapid City und wurde 1969 für die Lutheraner erbaut. Statt der in Amerika nicht verfügbaren speziellen Tannenart wurde für die Kopie Douglasie verwendet, welche im pazifischen Nordwesten Amerikas heimisch ist.Der Name Stabskirche kommt daher, dass lange Stäbe für die Konstruktion verwendet wurden. Fundiert ist sie auf flachen Steinen, um die Fundamentbalken vor der Bodenfeuchtigkeit zu schützen. Das einzige Metall wurde für die reich verzierten Türen und Schlösser verwendet. Das kann der Grund dafür sein, dass das Original seit über 800 Jahren hält, denn Holzdübel erlauben dem Gebäude, sich mit den Temperaturveränderungen auszudehnen und zusammenzuziehen.Ein weiteres Merkmal ist die Holzschnitzerei, die in der norwegischen Architektur traditionell war. Die Wikinger brachten die Fähigkeiten der Holzschnitzerei und der Holzkonstruktion zusammen.
Die drei Herren älteren Semesters besichtigen im Eilzugstempo die Kirche und bitten Reiner, ein Gruppenfoto von ihnen zu machen. Lustigerweise wollen sie dabei nicht die Kirche im Hintergrund haben. Ob sie ihnen nicht gefallen hat?
Ich hatte mir die Kapelle grösser und die Holzschnitzereien filigraner vorgestellt. Zumindest ist sie eine Besonderheit und einen Abstecher wert, auch wenn sie nicht ganz meinem Geschmack entspricht.
Wir fahren in die Stadt zurück, um im Avanti Motel einzuchecken. Die Fassade könnte einen Anstrich vertragen, ansonsten ist es von aussen ganz okay. Die Rezeptionistin scheint etwas schüchtern zu sein, händigt uns aber den Schlüssel ohne Probleme bereits vor der angegebenen Zeit aus. Wir wohnen wieder mal im oberen Geschoss, was bedeutet, dass wir unsere Siebensachen die Treppe hochhieven müssen. Vom Zimmer bin ich positiv überrascht. Es ist sehr geräumig mit einem kleinen Tisch und zwei Stühlen und die Betten sind mit satinierter Bettwäsche bezogen. Da lässt es sich die nächsten drei Nächte gut ausharren.
Das heisst, wir haben zwei volle Tage, an denen wir früh los möchten. Deshalb brauchen wir Frühstück und Mittagessen zum Mitnehmen, wofür wir zum Walmart fahren. Auf dem kurzen Stück vom Parkplatz zum Laden erschlägt mich die Hitze beinahe. Drinnen ist es angenehm kühl, so dass selbst ich als Einkaufsmuffel es gut aushalte.
Wir staunen nicht schlecht, was hier alles frei rumläuft. Eine Frau im knappen Bikini sucht sich Obst aus und eine andere hat sich wenigstens ein kleines Badetuch um die Hüften geschlungen. Für die Behinderten und die ganz faulen Leute gibt es Elektroscooter, mit denen eingekauft werden können. In diversen Einkaufswägen, die mindestens doppelt so gross sind, wie in unserem Coop oder Migros, lagert eine Riesenwurst. Der Inhalt dieser Wurst sind 10 Kilogramm Hackfleisch. Das müsste reichen für das kleine Hüngerchen.
Wir decken uns mit Gemüse, Früchten, Salat, Frühstücksflocken, Milch und Getränken ein, vergleichen manche Preise und legen zu teure Dinge wieder zurück. Walmart heisst nicht immer billig. An der Kasse stutzt die Verkäuferin auf einmal und meint, dass die Kirschen aber teuer seien. Ach ja, sie sind halt auch BIO. Wir zahlen und Reiner schaut den Kassenbon durch. Die 300 Gramm Kirschen haben über 8 US-Dollar gekostet. Deren Preis haben wir wohl übersehen, dafür müssen wir sie jetzt umso mehr geniessen.
In der Nähe des Motels sehen wir einen Domino Pizza. Die Kette gibt es in der Schweiz auch, hat mich aber noch nie gereizt. Statt lange zu suchen gehen wir da hin, wählen Art des Bodens und den Belag aus und warten rund 20 Minuten, bis die Pizza fertig ist. Währenddessen geht es zu wie in einem Taubenschlag. Fast im Sekundentakt kommen neue Bestellungen herein, Pizzaboten kommen von ihrer Tour, packen ihre Taschen für die nächste und fahren in klapprigen Autos davon. Die Pizza selber schmeckt aussergewöhnlich lecker, das hätte ich nicht gedacht. Ob die bei uns auch so sind?