Kasha Katuwe Tent Rocks
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usa 2016 - reisebericht - Tag 13 - Bryce Canyon – Escalante

tag 13 > bryce canyon – escalante (di 24.05.2016)

Wir stehen bereits um 5:00 Uhr beim Sunset Point. Es ist windig, weshalb sich die 0°C noch kälter anfühlen, als sie es eh schon sind. Mit Schlauchtuch über dem Kopf, Schal um den Hals, Handschuhen und dicker Jacke bin ich aber gerüstet und halte es locker aus, bis sich die Sonne langsam zeigt. Nur wenige Fotografen und ein paar verliebte Pärchen haben sich für den Sonnenaufgang zum Sonnenuntergangspunkt verirrt. Damit ist unsere Rechnung aufgegangen.

Wir warten noch, bis die gegenüberliegende Seite in rotes Licht getaucht wird, dann fahren wir zum Hotel zurück, um auszuchecken. Der Bordcomputer zeigt für den hinteren linken Reifen zu wenig Luft an. Hoffentlich ist der Pneu nicht kaputt. An der nächsten Tankstelle pumpt Reiner das Rad wieder auf, bis der Computer zufrieden Ruhe gibt. Ich beobachte derweil ein paar Reiter, die im schönen Sonnenlicht mehrere Pferde Richtung Tal begleiten. Vermutlich werden die Rösschen für einen Ausritt bereitgestellt.

Unsere nächste Unterkunft befindet sich im gerade mal 76 km entfernten Escalante, also könnten wir es heute ein bisschen lockerer angehen. Doch der Wetterbericht kündigt für die nächsten Tage Regen an, was uns gar nicht gefällt. Wir haben nämlich für übermorgen zwei Nächte in Torrey gebucht, um das Cathedral Valley zu erkunden, aber dafür brauchen wir trockene Verhältnisse. Obwohl wir gestern bereits sehr viele Meilen gefahren sind, ziehen wir spontan dieses Vorhaben vor und düsen an Escalante vorbei zum Visitor Center im Capitol Reef National Park.

cathedral valley im capitol reef national park (UT)

Der nördliche Teil des Capitol Reef National Parks bietet spektakuläre Ausblicke auf freistehende Felsmonolithe. Sie erinnern an gotische, religiöse Architektur, was ihnen den Namen «Cathedral» gibt. Am interessantesten ist Lower Cathedral Valley mit den beiden bekanntesten Felsen «Temple of the Sun» und «Temple of the Moon». Das Upper Cathedral Valley ist über River Ford zugänglich und am Nachmittag am schönsten. Das Lower Cathedral Valley wird über die Caineville Wash Road erschlossen.

In Anbetracht der paar Wolken am Himmel fragen wir den Ranger im Visitor Center nach der Befahrbarkeit des Cathedral Valleys. Kein Problem, meint dieser. Der Fluss habe eine Wasserhöhe von nur 9 Inch. Ich will wissen, wieviel 9 Inch seien, da meint der Ranger «9 Inch are 9 Inch…!» Da hätte ich ja auch selber drauf kommen können.

Auch wenn die umgekehrte Fahrt das bessere Licht versprochen hätte, wollen wir erst den Fluss überqueren und bei Caineville den Loop beenden. Das hat den Vorteil, dass wir die Flussüberquerung auch ganz sicher schaffen und nicht plötzlich anstehen und die ganze Strecke zurückfahren müssen.

Die Flussüberquerung ist wesentlich einfacher, als befürchtet. Das Flussbett besteht aus grobem Kies, so dass die Bodenhaftung jederzeit gewährleistet ist. Auch die Ausfahrt in die sandige Hartnet Road funktioniert prima. Dass Reiner in Page unser Auto gewaschen hatte, sieht man nun nicht mehr allzu gut. Die Piste hat es in sich. Tiefe Spurrillen an manchen Stellen lassen das Auto hüpfen und ich hoffe bloss, dass wir keinen Achsbruch erleiden. Die Landschaft ist einfach traumhaft. Ich hatte eine schöne Strecke erwartet, aber sie ist noch viel schöner, als erhofft.

Die rot-weissen Bentonite Hills scheinen so unwirklich und mitten drin in der Wüste steht ein rostiger Truck. Etwas weiter stellen wir unser Auto beim Lower South Desert Overlook ab. Das Thermometer zeigt inzwischen 36°C und der Himmel ist leicht bewölkt. Wir gehen ein paar hundert Meter den Hang hinunter, um zum eigentlichen Aussichtspunkt zu gelangen. Einen richtigen Wanderweg können wir nicht erkennen, hätten aber trotzdem nicht gedacht, dass wir uns beim Zurückgehen verirren könnten. Doch nach dem Genuss des phantastischen Ausblicks wähnen wir uns zu weit links und korrigieren nach rechts. Es wird immer unwegsamer, bis wir unser Auto entdecken und merken, dass wir in die falsche Richtung korrigiert haben.

Zwei Dinge drängen uns vorwärts. Zum einen die Tatsache, dass wir bis um 21:00 Uhr im Motel in Escalante eingecheckt haben müssen und zum anderen die zunehmende Bewölkung. Deshalb, und weil beim Upper South Desert Overlook ein Zigarette rauchendes, deutsches Pärchen uns nicht besonders sympathisch ist, fahren wir dort nach einem kurzen Stopp zügig weiter.

Richtig gemein wird es beim Upper Cathedral Valley Overlook. Ein fetter Pick-up versperrt die Zufahrt, sodass wir hätten laufen müssen. Ein paar Schritte gehen wir auch, aber kehren schliesslich wieder um, damit wir noch vor dem Regen in Caineville ankommen.

Die Caineville Wash Road wird ziemlich heftig. Es geht steil bergab und wir fahren direkt auf eine schwarze Wolke zu. Die ersten Tropfen fallen bereits. So richtig wohl ist mir nicht bei dem Gedanken, denn ich habe immer im Kopf «Roads may become impassable due to weather». Dabei hatte ich mich doch am allermeisten auf die Monolithen gefreut und die lasse ich mir nun auch wegen ein paar Tropfen nicht entgehen.

Reiner stellt den Blinker nach rechts und schon sehe ich den grossen Temple of the Sun und den kleineren Temple of the Moon dahinter. Erst schauen wir uns den Glass Mountain an, der in der Nähe der beiden Monolithen liegt. Es handelt sich um einen grossen freiliegenden Hügel von Selenit-Kristallen. Das ist Gips in Form von glasigen Kristallen.

Das haben wir richtig gut gemacht, denn als wir beim Temple of the Sun ankommen, schiebt sich die Sonne zwischen den Wolken hervor und strahlt den Felsen wunderbar an. Unser Auto scheint sich bei der Rückfahrt mit mir darüber zu freuen. Auf jeden Fall macht es einen solchen Freudensprung, dass die Kühltasche bis an den Autohimmel fliegt. Die Achse bleibt zum Glück heil und wir haben eines der schönsten Abenteuer unserer Reise hinter uns.

Da wir eigentlich noch gar nicht im Capitol Reef National Park sind, durchqueren wir diesen ohne anzuhalten. Auf der UT-12 überholen uns drei Motorradfahrer. Zwei sitzen auf einer Goldwing und einer auf einer Strassenmaschine. Bis wir in Escalante ankommen, scheint bereits wieder die Sonne und die Wolken sind deutlich weniger geworden.

escalante (ut)

Auf einer Höhe von 1'774 Metern liegt das 782-Seelen-Örtchen «Escalante» an der Utah Scenic Byway 12. Der Escalante Petrified Forest State Park befindet sich im Westen der Stadt und die unbefestigte, legendäre «Hole-in-the-Rock Road» startet fünf Meilen östlich von Escalante.

Im Circle D Motel zeigen wir unserem Host einen Gutschein von Synatschke über 10%, wobei ich schon ein schlechtes Gewissen habe, weil das Motel eh schon ziemlich günstig ist. Er freut sich nicht besonders darüber und erklärt, dass 90% aller Deutschen mit diesem Gutschein ankämen. Wir erfahren dann auch, woher die meisten Gäste kommen. Die Deutschen haben nach Utah und ein paar anderen amerikanischer Staaten die Nase ganz weit vorn.

Da es schon recht spät ist und wir hungrig sind, gehen wir schnurstracks in die zum Motel gehörende Circle D Eatery. Der Raum ist ziemlich kühl, die Bedienung solala, aber die Spare Ribs und das Brisket sind richtig lecker. Am Nebentisch fallen mir drei Typen auf, die Burger und Bier geniessen. Jeder bekommt seine eigene Rechnung und ich schnappe auf, dass sie im Zimmer Nummer eins untergebracht sind. Als wir in unser Nachtlager marschieren fällt mir auf, dass auf dem Parkplatz vor dem Zimmer Nummer eins zwei Goldwings und eine Strassenmaschine stehen.

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