eine geisterstadt und die marines
Das Frühstück wurde in der kleinen Rezeption serviert, wo ein paar Tische standen. Ein Mann in meinem Alter begrüsste uns. Waffeln und Eier konnten wir bei ihm bestellen, der Rest stand auf einem Buffet zur Verfügung. Wir bestellten Spiegeleier und Waffeln. Der Mann konnte wohl zaubern. Das waren mit Abstand die besten Spiegeleier, die ich je hatte und auch die Waffeln waren sehr lecker. Es stellte sich heraus, dass er und die Frau von der Rezeption verheiratet waren und das Motel gemeinsam betrieben. Der Sohn, der frische Eier in den Kühlschrank einsortierte, half ihnen ab und zu.
Am Nebentisch sass eine Familie aus Rumänien. Es entstand ein Gespräch über die Schweiz. Der Motelbesitzer war bereits einmal in Zürich gewesen und fand es sehr schön aber unglaublich teuer. Die Rumänen, allen voran die Mutter der kleinen Kinder, schwärmten von Schweizer Schokolade. Besonders liebe sie die Lindor Kugeln. Der Motelbesitzer behauptete, dass er Schweizer Schokolade habe und holte tatsächlich eine Tafel Lindt-Schokolade, die er dem Kind am Nebentisch schenkte.
Nicht weit von Barstow entfernt liegt die Geisterstadt Calico, die wir bei noch erträglichen Temperaturen am frühen Morgen besuchten. Es war noch nicht viel los, so konnten wir die Gebäude und Ausstellungen in Ruhe anschauen. Mit dem Zug fuhren wir als einzige Gäste eine Runde und erfuhren, wie die Chinesen hier in der Mine gearbeitet hatten, was erklärte, weshalb es ein chinesisches Bad gab. Mir gefiel Calico sehr gut. Auch die Aussicht von der leichten Anhöhe war wunderschön.
Von Calico aus fuhren wir nach Süden bis Dagget, wo wir rechts auf die Route 66 abbogen. Auf einmal kamen wir an ein Häuschen, das mit «Marines» beschriftet war. Wir zögerten, stellten uns vor dem Häuschen auf einen Platz und als wir sahen, dass andere Autos dort vorbeifuhren, reihten wir uns ebenfalls ein. Der Vordermann zückte einen Ausweis, da war mir klar, dass wir hier nicht erwünscht waren, doch zum Umdrehen war es zu spät. Hinter uns standen bereits mehrere Fahrzeuge.
Am Häuschen fragte ich einen uniformierten Mann, ob es erlaubt wäre, hier entlangzufahren. Er fragte nach unserem Vorhaben und wie erwartet, war es für das Befahren der Route 66 nicht erlaubt, ins Militärgebiet zu fahren. Er erklärte ausgesprochen freundlich den Weg, um nach der gesperrten Zone wieder auf die historische Strasse zu gelangen. Wir mussten noch ein paar Sekunden warten, bis ein grosser Lastwagen, der uns entgegenkam, vorbeigefahren war, bevor wir wenden konnten. Freundlich, fast schon herzlich, verabschiedete der Militärangehörige sich von uns.