Saguaro National Park West
Saguaro National Park West

USA 2022 - 07 tucson - las cruces - 04

man muss flexibel sein

Für den weiteren Tagesverlauf stellten wir uns vor, zur Missionskirche Xavier de Bac im Süden der Stadt zu fahren, anschliessend im Saguaro National Park East zu picknicken und uns zum Schluss den Sabino Canyon vorzunehmen. Wir programmierten diese Wegpunkte ins Navi ein und fuhren gut gelaunt so, wie es die Trulla in ihrem lustigen Denglisch vorschlug. Unterwegs versorgten wir uns noch mit Salaten, Tomaten und Früchten. Das sieht nach Picknick aus, meinte die Kassierin zwinkernd. Genau das ist der Plan, gaben wir lachend zurück!

Irgendwann fand ich, dass wir schon ziemlich lang unterwegs waren und als wir nur noch ein paar Meter von der Kirche entfernt waren, wunderte ich mich, dass nicht einmal die Spitze eines Turmes zu sehen war. Oh, das war gar nicht die Kirche. Das Navi hatte die ersten beiden Punkte unterschlagen und uns gleich zum Sabino Canyon geführt. 

Der grosse Parkplatz war halbleer. Wir schauten uns im Visitor Center um, aber die Hälfte war wegen Bauarbeiten gesperrt. Auch das Tram, das uns in den Canyon hätte führen sollen, fuhr nicht, weil irgendwo unterwegs die Strasse neu gemacht wurde. Hmmm, was nun? Zum Wandern war es uns zu heiss und für ein Picknick war der Parkplatz zu wenig attraktiv. Während wir uns berieten, schritt ein Roadrunner an uns vorbei. Der Wegekuckuck oder auch Grosser Rennkuckuck, wie der grosse Vertreter der Kuckucksvögel auch genannt wurde, hatte sehr lange Beine und tat seinem Namen alle Ehre: Er rannte an den Autos vorbei und verschwand aus meinem Blickfeld.

mittagessen mit besuch

Die Diskussion endete mit dem Entschluss, für das Mittagessen in den Saguaro Ost zu fahren. Ohne uns um die schöne Natur zu kümmern, steuerten wir direkt den Javelina-Picknickplatz an. Es war schon spät. Die anderen Gäste hatten den Platz bereits verlassen oder waren daran, zusammenzupacken. Wir genossen die vielen Vitamine, die wir gekauft hatten und beobachteten zwei Streifenhörnchen, die abwechselnd herkamen und wieder wegrannten. 

Frisch gestärkt fuhren wir zurück zum Rincon Mountain Visitor Center, das sich ausserhalb des Parks befand. Ich wollte eine Auskunft, aber der Ranger war gerade besetzt. Eine junge Ranger-Anwärterin bot ihre Hilfe an. Ich fragte nach der Öffnungszeit des Tores im Westteil des Parks und sie antwortete mit «Sonnenaufgang». Um sechs Uhr oder wann genau das wäre, wollte ich wissen. Das konnte sie nicht beantworten und störte den Ranger in seinem Gespräch. Die Gates würden um fünf Uhr öffnen. Das war uns früh genug, dankend verabschiedeten wir uns und fuhren nochmals den Cactus Forest Loop Drive. Landschaftlich war dieser Teil durch seine hohen Erhebungen und steilen Steigungen sehr attraktiv, aber die Saguaros standen im Gegensatz zum Westteil nicht in Blüte, weshalb wir letzteren schöner fanden.

eine kirche, eine mission

Wie geplant, wenn auch nicht in der Reihenfolge, statteten wir der Mission San Xavier del Bac (spanisch: La Misión de San Xavier del Bac) zirka 16 Kilometer südlich der Innenstadt von Tucson einen Besuch ab. Der Eingang war kunstvoll mit weissem Stuck verziert. Die massiven, geschnitzten Holztüren führten in den kühlen Innenraum, wo noch Maskenpflicht herrschte. Eine Nonne machte Gäste, die sich nicht daranhielten, darauf aufmerksam. Schnitzereien, Fresken, Statuen Gemälde in schillernden Farben zeigten eine Mischung aus neuspanischen und indianischen Motiven.

Im Gegensatz zu den anderen spanischen Missionen in Arizona wird San Xavier immer noch aktiv von Franziskanern geleitet und dient weiterhin der einheimischen Gemeinschaft, von der sie erbaut wurde. Die Franziskanerinnen der Christlichen Nächstenliebe, die seit 1872 an der Schule lehren, setzen ihre Arbeit fort und wohnen im Missionskloster. 

Die Mission gilt weiterhin als das schönste Beispiel spanischer Kolonialarchitektur in den USA und beherbergt jedes Jahr etwa 200'000 Besucher. Ausserhalb der Gottesdienste ist die Kirche täglich für die Öffentlichkeit zugänglich.

von amis, polen und schweizern

Den Schluss des Tages verbrachten wir am Hotelpool. Eine Frau mit einem etwa siebenjährigen, Mädchen legte sich auf einen der Liegestühle. Beide hatten rotblonde Haare und sahen sich sehr ähnlich. Die Kleine plantschte im Wasser und freute sich riesig, als ihr Vater hinzukam, um mit ihr herumzutollen. Er sprach mit ihr eine Sprache, die ich nicht zuordnen konnte. Ein junger, rotblonder Mann gesellte sich zu der Familie. Er konnte unmöglich der Sohn sein, dafür war die Frau zu jung.

Als wir uns ein Bad im Whirlpool gönnten, gesellte sich der Vater der Kleinen hinzu und fragte uns nach unserer Herkunft. Er war ursprünglich Pole, lebte aber schon seit seiner Kindheit in den USA. Wir wechselten etwas später vom Sprudelbad zum Pool, wo auch die polnisch-amerikanische Familie ihren Spass hatte. Die Frau kam auf uns zu und fragte, was Schweizer denn hier täten. Wir befänden uns auf einem Roadtrip. Und dann würden wir ausgerechnet hier landen? Sie seien wegen der Graduation ihres Bruders hier. Dieser wohne gleich nebenan in der Nähe der Universität. Heute wollten sie feiern und morgen sei die offizielle Zeremonie. Sie kamen aus Washington, ganz oben an der kanadischen Grenze, aber nicht westlich bei Seattle, sondern aus einem kleinen Kaff im Osten des Staates. Dort seien sie republikanisch, betonte sie mehrmals. Ich beherzigte den Tipp, nicht über Politik zu diskutieren und wechselte das Thema. 

Der Pole erzählte seiner Familie, dass jeder Schweizer eine Waffe zu Hause habe und die Schweiz voller Bunker sei. Ich hatte keine Lust, über unser Milizmilitärsystem oder über die Pflicht zum Bau von Luftschutzkellern zu sprechen, deshalb witzelte ich, dass es nicht nur Bunker, sondern auch Banker in der Schweiz gäbe. Das war dann das Thema für den jungen Studenten, der sich mit Wirtschaft auskannte.

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