Gaby beim Schnorcheln
Gaby beim Schnorcheln

vilamendhoo - paradiesische tage auf den malediven - schnorcheln am hausriff

schnorcheln am hausriff

Am zweiten Tag war es endlich so weit: Nach dem Frühstück packten Reiner und ich Flossen, Taucherbrille und Schnorchel, zogen UV-Shirts an und machten uns auf den Weg, um die Unterwasserwelt zu entdecken.

Die Insel hatte zehn Ein- und Ausstiege, die an Land durch „Exit“-Schilder und im Wasser durch rote Bojen gekennzeichnet waren. Die Exits waren durchnummeriert: Exit 1 befand sich auf der Südseite östlich der Rezeption. Weiter gegen Osten lagen Exit 2 und 3, wo Schnorchler das Wasser verlassen mussten, um bei Exit 4 auf der Nordseite wieder einzutauchen. Es folgten Exit 5, 6 und 7 im Bereich der Wasservillen. Auch dort war ein Ausstieg nötig, um bei Exit 8 auf der Südseite weiterzuschnorcheln. Von dort aus konnte man bis Exit 10 schwimmen. Zwischen Exit 10 und 1 befanden sich die Bootsanlegestellen, wo Schwimmen, Tauchen und Schnorcheln verboten waren.

An den Einstiegsstellen war das Hausriff, das die Insel umgab, plattgetreten worden, um Verletzungen an den scharfen Korallen zu vermeiden. Nur hier war der Ein- und Ausstieg erlaubt. Leider hielten sich besonders unsichere Schnorchler nicht immer daran. Immer wieder sah man Leute, die ihre Füsse auf die Korallen stellten – ein absolutes No-Go.

Zwischen den Exits gab es alle paar Meter Rettungsringe, die von den Schnorchlern gerne für Pausen genutzt wurden.

aller anfang ist schwer

Wir starteten bei Exit 7 bei den Wasservillen, doch schon das Anziehen der Flossen stellte mich vor eine kleine Herausforderung – Sand hatte sich darin gesammelt, den ich erst entfernen musste. Dann setzte ich die Maske auf, nahm den Schnorchel in den Mund und ... hatte sofort Wasser in der Maske. Der Übeltäter war schnell gefunden: Mein Piratenkäppi, das mich vor einem Sonnenstich bewahren sollte, war unter die Maske geraten. Problem behoben, zweiter Versuch – und dann der Moment, der alles veränderte: Ich tauchte zum ersten Mal mit dem Gesicht unter Wasser – und war hin und weg.

wie im aquarium

Schon an der Einstiegsstelle fühlte ich mich wie in einem riesigen Aquarium. Um mich herum wimmelte es von Fischen – grosse, kleine, gelbe, gestreift, gepunktete, dunkle, bunte. Ich trieb an der Wasseroberfläche und konnte mich gar nicht sattsehen. Besonders die Papageienfische, die lautstark an den Korallen knabberten, faszinierten mich. Ihr Stoffwechsel trägt massgeblich zur Entstehung des feinen, weissen Sandes bei. Ein einzelner Papageienfisch kann jährlich bis zu 450 Kilogramm Sand produzieren, ein Büffelkopf-Papageienfisch sogar eine Tonne!

Plötzlich entdeckte ich eine Muräne, die neugierig aus einer Felsspalte lugte. Wie ärgerlich, dass ich ohne Kamera unterwegs war! Das würde mir nie wieder passieren.

die strömung

Einen Salat zum Mittagessen und eine kurze Verdauungspause später ging es wieder raus zum Schnorcheln. Mein Plan war, wieder zurück zu Exit 7 zu schwimmen, wo der Meeresboden sandiger war als bei Exit 6. Doch ich hatte die Strömung unterschätzt. Ich glaubte, mit Flossen unbegrenzte Kräfte zu haben – eine Illusion, die schnell platzte. Diese Erfahrung lehrt mich Respekt vor der Natur.

Um mich nicht völlig zu verausgaben, änderte ich meinen Plan und schwamm mit der Strömungsrichtung Exit 6, wo mir Reiner half, aus dem Wasser zu kommen. Ich nahm mir vor, in Zukunft noch besser auf die Bedingungen zu achten.

sonnenbrand an unerwarteten stellen

Am nächsten Morgen bemerkte ich, dass ich mir den Hintern verbrannt hatte – genau den Bereich unterhalb der Bikinihose. Eine schmerzhafte Erinnerung daran, dass Wasser und Sonneneinstrahlung heimtückische Partner sind. Reiner hatte es ebenfalls erwischt – seine Nase leuchtete feuerrot.

Einen ganzen Tag auf das Schnorcheln zu verzichten, kam für mich allerdings nicht in Frage. Zum Glück lieh mir Reiner eine seiner Turnhosen. Sie waren zwar viel zu gross, aber mit dem Band festgehalten erfüllte sie ihren Zweck. Sexy war das nicht – aber effektiv.

Zwischen den Exits 7 und 6 gab es ein Ablaufrohr einer Meerwasserentsalzungsanlage. Ein grosser Schwarm Blaustreifen Schnapper hielt sich dort auf und in etwas tieferer Lage ein noch grösserer Schwarm. Mehr als einmal konnte ich dort Schwarzspitzen-Riffhaie und einmal einen hübschen Adlerrochen beobachten. Die konzentrierte Salzlake, die ins Meer geleitet wurde, zog bestimmt Plankton oder kleine Organismen an, die als Nahrung für die Fische diente. So zumindest meine Theorie. Dies war der Ort, wo meistens die Strömung etwas heftiger ausfiel, doch jedes Mal meisterte ich den Abschnitt und konnte wieder am Exit 7 raus.

Adlerrochen
Doktorfisch
Feuerfisch
Flötenfisch
Grossaugen-Strassenkehrer
Grosskopfschnapper
Hai
Haie
Hai
Schnorchler
Koralle
Muräne
Muräne
Schwarm
Napoleon-Lippfisch
Anemonenfische
Papageifisch
Papageifisch
Titan-Drückerfisch
Weisskehl-Doktorfisch

schnorcheln bei sonnenaufgang

Die beste Zeit zum Schnorcheln war frühmorgens. Während die Insel langsam erwachte und das Personal den Strand von Blättern und Algen befreite, zogen bereits die ersten Babyhaie ihre Kreise im flachen Wasser.

Strandreinigung
Reiner bei Sonnenaufgang
Strandspaziergang im Bademantel
Sonnenaufgang

Es war ein unbeschreibliches Gefühl, allein mit den Fischen zu sein, während die Welt noch schlief. Die Stille, die Farben, die meditative Bewegung im Wasser – das war pure Magie. Mein persönliches Highlight: An meinem Geburtstag schwamm eine Schildkröte an mir vorbei.

eine eindrucksvolle begegnung

„Hai-Angriff?“ Nein, keine Sorge. Die Haie in den Malediven sind harmlos. Die eigentliche Gefahr lauert woanders: Titan-Drückerfische.

Diese bis zu 80 cm langen Riesen verteidigen während der Brutsaison ihr Territorium mit beeindruckender Vehemenz. Ich wusste von den Warnzeichen: aufgerichtete Rückenflossen, ein Blick aus der Seitenlage – aber das half mir in der entscheidenden Situation nicht.

Ich war allein am Riff unterwegs und sah einen grossen Titan-Drückerfisch. Er stand senkrecht im Wasser mit Blick nach oben, schien aber entspannt. Ich schalte meine Kamera ein – und plötzlich schoss er auf mich zu. Mit voller Wucht traf er meine Hand, in der ich den Kameragriff hielt. Das Blut gefror in meinen Adern.

Mein Verstand rief alle Tipps ab, die ich je gelesen hatte: Nicht umdrehen, nicht panisch werden – einfach raus aus seinem Revier. Ich schwamm so schnell, dass ich konnte. Wenig später sah ich zwei andere Schnorchler – sollte ich sie warnen? Doch da wurden auch sie attackiert. Der Drückerfisch griff sie wiederholt an, während sie ihn verzweifelt abwehrten. Ich machte einen weiten Bogen ins offene Meer und verliess das Riff bei Exit 9.

Titan-Drückerfisch vor dem Angriff

Obwohl ich unverletzt blieb, sass der Schrecken tief. Beim nächsten Schnorchelgang musste ich umkehren – zu gross war die Angst. Selbst heute, wenn ich das Video anschaue, rutscht mir das Herz in die Hose.

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