Wie erwartet, fuhren wir später los. Ibrahims Auto war geflickt, so konnten wir wieder bei Abuu zusteigen, den wir inzwischen ins Herz geschlossen hatten. Die Fahrt bis zum Eingang dauerte lange. Statt aber sofort auf den Kraterboden zu fahren, erhielten wir im Visitor Center noch Informationen zum Ngorongoro. Als wir endlich den Kraterrand erreichten, war es schon ganz schön spät am Morgen. Die Aussicht war toll, aber ich wollte Tiere sehen. Wir fuhren am Grab von Michael Grzimek und seinem Vater Bernhard Grzimek vorbei und endlich ging es hinab, auf die Ebene. Kaum unten angekommen, sahen wir dann auch die ersten Löwen. Es war ein Pärchen, das im Schatten lag. Nach einem Weilchen fuhren die anderen Autos weiter, doch Salim mahnte zur Geduld, denn ein Löwenpärchen wäre ungewöhnlich, ausser sie träfen sich zur Paarung. Und tatsächlich wurde das Warten belohnt und wir wurden Zeugen des kurzen Akts.
Wir machten keine spektakulären Sichtungen; keine Leoparden oder Geparden, Nashörner nur in weiter Ferne, aber die Tierdichte insgesamt war beeindruckend. Es gab keinen Moment, in dem wir nicht wenigstens ein paar Thomson-Gazellen oder einen besonderen Vogel sahen. Grosse Gnu- und Zebraherden mit neugeborenen Jungen begleiteten uns. An einem Hippo-Pool machten wir kurze Pause, danach ging es weiter zum Picknick, das auf dem Kraterrand stattfinden sollte. An einem Grasplatz hielten ein paar Autos wohl zum Lunch. Ich hatte das Gefühl, die Strasse wäre hier zu Ende, doch wir fuhren weiter. Auf der linken Seite stand ein weiteres Auto. Davor war ein gedeckter Tisch mit Stühlen und ein Buffet aufgebaut. Ganz schön gediegen hatten die es hier, dachte ich neidvoll. Wir hielten an und da wurde mir klar, dass diese gesamte Inszenierung für uns war.
Auf dem Tisch standen kühle Getränke, im Schatten eines grossen Baumes sass eine Afrikanerin und webte Perlen zu Tischsets. Viele Marabus standen wie Butler herum und hofften, einen Happen abzubekommen. Ich konnte meinen Augen nicht trauen, als sie tatsächlich erfolgreich waren. Salim wollte aufspringen, besann sich aber anders und sah mit besorgtem Blick zu, wie der eine oder andere Leckerbissen an die hässlichen Vögel verfüttert wurde. Einer, ich glaube, es war ein Milan, bediente sich hingegen selber, indem er von Hanspeters Teller ein Hühnerbein stahl, als dieser sich vom Buffet an den Tisch begeben wollte.
Unweit der romantischen Szenerie ging ein Elefant vorbei, die Marabus schauten uns weiter zu und viele kleine Vögel sassen über uns auf dem Baum. Meine Knöchel juckten. Irgendwas musste mich gestochen haben. Ob es Mücken, Tstetsefliegen oder Flöhe in dem hohen Gras waren, konnte ich nicht ausmachen.
Auf der Weiterfahrt begegneten wir nochmals zwei schlafenden Löwen. Wir kamen an einem See mit rosa Flamingos vorbei und dann war die Pirschfahrt im Ngorongoro-Krater bereits vorbei. Wir passierten mehrere Massai-Hütten und mussten uns durch eine Rinderherde kämpfen. Abuu kannte kein Erbarmen und rammte die Kühe beinahe, als er an ihnen vorbeifuhr.
Wir kamen in der Ngorongoro Safari Lodge an, die zu Zara Tours gehörte, die im Auftrag von Chamäleon unsere Tour durchführte. Die Zelte standen auf Stahlstelzen und waren über je eine Treppe erschlossen. So konnten die Tiere ungestört unter den Unterkünften hindurchspazieren und die Besucher waren vor ihnen geschützt.
Wir wurden mit gerösteten Nüssen vor dem Gemeinschaftszelt empfangen. Die Essen wurden im Zelt serviert. WLAN war in dieser Unterkunft keines verfügbar. Es hätte zwar eines gegeben, doch es funktionierte nicht. So benutzten wir die Handys ausnahmsweise bloss zum Fotografieren.
Durch die beachtliche Höhe war es hier etwas kühler, so dass ich positiv überrascht war, nach dem Nachtessen eine warme Bettflasche in unserem Bett vorzufinden.