Bereits vor dem Frühstück sollten wir unsere Reisetaschen vor die Zimmer stellen, damit sie abgeholt werden konnten. Als wir gegessen und ausgecheckt hatten, stand sämtliches Gepäck bereit zum Einladen. Aber was war das? Meine Reisetasche, die ich neu gekauft hatte, gab es in dreifacher Ausführung! Eine davon war etwas kleiner, aber eine sah genau gleich aus, wie meine. Sie gehörten Angie und Heinz, die vor Reiseantritt beim selben Händler ihre Neuanschaffung getätigt hatten. Von nun an hiess es jedes Mal das Etikette prüfen, ob der richtige Name drauf stand. Witzigerweise waren es auch Angie und Heinz, die wie wir noch eine Verlängerungsnacht in Sansibar gebucht hatten.
Bereits gestern hatten wir ausgemacht, dass wir im Auto rotieren würden. Heute sassen wir vorne und morgen würden wir ganz hinten sein. Wir fuhren mit Abuu bis zu einem Massai-Markt, wo Ziegen und Schafe verkauft wurden. Die Massai mochten nicht fotografiert werden. Katja und Rudi hielten nichts vom Verbot, ich machte bloss Bilder aus der Ferne. Wir schlenderten über den Markt und fragten nach dem Preis eines Schafes. 80 USD sollte es kosten, doch wir kauften keins. Mir gefiel es, kurz in das richtige Leben der Massai einzutauchen. Sie trugen traditionelle Kleidung mit Schuhen aus Autoreifen und tippten auf ihren Handys rum, was etwas skurril wirkte.
Der nächste Stopp war bei einem Kulturmarkt. Ibrahims Auto war nicht da, er war beim falschen Markt abgebogen. Als wir weiterfahren wollten, kam die andere Gruppe Eis-schleckend an. Nun mussten wir weitere Zeit hier verbringen. Hanspeter war darüber nicht sehr glücklich, während Angie und Heinz munter weiter einkauften. Reiner und ich setzten uns zu den Guides in den Schatten. Wir bekamen etwas geröstete Maniok mit Chilisalz ab, was sehr gut schmeckte. Es wurde entschieden, dass wir hier unseren Lunch einnehmen würden. Jeder bekam eine Blechbox mit Sandwiches, Frühlingsrolle, Banane, Fruchtsaft, Keksen, einem Ei und einer Karotte.
Das Gespräch fiel auf den gestrigen Besuch der Kaffeefarm. Als wir im Kreis herum gesessen waren und den Ausführungen über den Kaffee gelauscht hatten, soll wohl die Erde gebebt haben. Die Erde hätte gezittert, die Vögel wären verstummt, nur ich hatte nichts gespürt. Oder ich hatte es gespürt, konnte es aber nicht zuordnen. Abuu und Ibrahim seien auf dem Boden gelegen und hätten geschlafen, als es geruckelt habe und am Abend sei es in den Nachrichten gekommen. Durch die Verschiebung der tektonischen Platten komme es mehrmals im Jahr zu einem leichten Erdbeben.
Auf der Weiterfahrt waren viele Polizeikontrollen. Bei einer wurden auch wir kontrolliert, durften aber bald wieder weiterfahren. Als wir die geteerte Strasse verliessen, sahen wir bereits die ersten Tiere: Warzenschweine, einen Wasserbock mit Jungem und Zebras konnten wir ausmachen. Ich freute mich schon riesig auf die Safaris. Genau genommen waren wir bereits auf Safari, denn "Safari" heisst "Reise". Worauf ich mich wirklich freute, waren die Pirschfahrten.
Wir checkten in der Tarangire Simba Lodge ein. Es handelte sich um eine Tented Lodge, das heisst, das Bad war fest installiert, aber der Rest bestand aus einem grosszügigen, strohgedeckten Zelt. Die Dusche war draussen, aber uneinsehbar - herrlich! Der Name "Tarangire" teilt sich in zwei Wörter: Tara ist der Fluss, der durch die Gegend fliesst und Ngiri ist das Warzenschwein. Der Name war dann auch Programm, denn in und vor der Anlage streiften immer wieder Warzenschweine herum. Da wir uns mitten in der Wildnis befanden, war es uns nicht erlaubt, alleine in der Dunkelheit draussen herumzuspazieren. Wir wurden von Massai in unsere Zelte gebracht.
Am Morgen danach erzählte Rudi, dass er Löwen brüllen gehört habe, aber auch davon hatte ich wie vom Erdbeben nichts mitbekommen.