"Baobab Sense - 18 Tage Wunderwelten-Reise" versprach uns Chamäleon-Reisen, der Berliner Reiseveranstalter, mit dem wir bereits in Südafrika unterwegs waren.
Bis wir unsere Füsse auf tansanischen Boden stellen konnten, vergingen viele, viele Stunden die aus einer Zugfahrt, zwei Flügen und ewigen Wartezeiten bestanden. Als wir am Bahnhof in Basel eine Verspätung des ICE angezeigt bekamen, fanden wir uns besonders clever, zwei Stunden Reserve eingerechnet zu haben. Doch bereits am Badischen Bahnhof waren wir wieder pünktlich und somit durften wir diese zwei Stunden in Frankfurt absitzen. Wer konnte auch ahnen, dass ausgerechnet bei unserer Fahrt, die Deutsche Bahn pünktlich sein würde?
Beim Security Check wurde Reiner auserkoren, im Beisein zweier bewaffneter Polizisten, sämtliche Geräte anzuschalten. Als er den E-Reader starten wollte, sahen die Polizisten den Ruhebildschirm des Tolinos und meinten schmunzelnd: „Schon gut, das schläft!“
Irgendwann startete die Maschine der Ethiopian Airlines mit uns an Bord nach Addis Abeba. Die verhältnismässig grosse Beinfreiheit war das einzig Positive an dieser Fluggesellschaft. In punkto Service, Komfort und vor allem dem Essen war noch Verbesserungspotential vorhanden.
Frühmorgens in Äthiopiens Hauptstadt, von der wir bloss den Flughafen kennenlernten, warteten wir rund dreieinhalb Stunden auf den Anschlussflug. Jedes weisse Paar erwog ich als potentielle Mitreisende, denn wir hatten erneut eine Gruppenreise gebucht. Da drüben, sahen die nicht aus, wie ein Rüdiger und eine Katja? Oder diese könnten Monika und Kurt sein…
Ein paar Stunden später stiegen wir am Kilimanjaro Airport aus dem Flugzeug und wurden von einer feuchten Hitze beinahe erschlagen. Es herrschte Hektik. Barsch wurden alle darauf hingewiesen, sich die Hände zu desinfizieren. Danach füllten wir in dichtem Gedränge die Formulare für das Visum aus. Das Formular war ein anderes, als das von Chamäleon zur Verfügung gestellte Beispiel. Dieses war trotzdem eine wertvolle Hilfe.
Wir stellten uns in eine lange Schlange. Uns fiel eine Frau mit Namensschild „Chamäleon“ auf, die eine Liste mit Namen einer anderen Reisegruppe hochhielt. Obwohl unsere Namen nicht drauf standen, händigten wir ihr unsere Pässe, die Visaanträge und je 50 USD aus. Mit seltsamem Gefühl, so ohne Ausweispapiere, warteten wir vor der Visavergabe. Nach einer gefühlten Ewigkeit bekamen alle ausser mir die Pässe und eine Quittung zurück. Leicht neurotisch fragte ich nach meinem Pass. Die Frau machte nicht den Eindruck, als ob sie meine Verzweiflung beeindrucken würde, kam aber dann mit meinem Pass an. Glücklich nahm ich das rote Büchlein entgegen und bald schon klebte das Visum mit meiner grimmigen Visage und einem Stempel darin. Von jetzt an durfte ich für 90 Tage in Tansania bleiben.
Wir schnappten unsere Reisetaschen und sahen am Ausgang jemanden mit einem Chamäleon-Schild stehen. Es war unser Reiseleiter, der sich als Salim vorstellte. Drei Paare warteten bereits und wir gesellten uns zu ihnen. Es waren Carmen und Hape aus Essen, Moni und Kurt aus Frankfurt sowie Katja und Rudi aus Bayern. Wir warteten rund eine Stunde auf Monika und Hanspeter aus der Schweiz, die die Chamäleon-Frau übersehen hatten und somit ewig für das Visum anstehen mussten.
Obwohl die inländische Währung Tansania Schilling war, hatten wir nur US Dollars dabei, denn die Ein- und Ausfuhr von Tansania Schilling war untersagt. Mir gefiel der Gedanke nicht, in einer Parallelwährung zu bezahlen, deshalb wollte ich wenigstens ein paar Dollar wechseln. Es gab am Flughafen jedoch keine Wechselstube und auch Salim reagierte auf die Frage verhalten. So musste dieses Vorhaben warten.
In der Kaliwa-Lodge am Fusse des Kilimanjaro angekommen, trafen auch Angie und Heinz aus der Nähe von Rosenheim ein. Sie hatten ein Vorprogramm gebucht und wurden separat hergefahren. Nun war die Bande komplett.
Die Kaliwa-Lodge befand sich in Machame auf 1300 Meter Höhe. Die Bungalows waren im Bauhaus-Stil erbaut und bestanden aus zehn modern eingerichteten Zimmern. Das Highlight war eine grosse, holzbeplankte Terrasse mitten im Wald Weru Weru mit Blick auf den majestätischen Kilimandscharo - wenn er denn nicht wie bei unserer Ankunft im Dunst verborgen war.
Zum Abendessen gab es unter anderem Ugali, ein fester Maisbrei, der Hauptbestandteil der Ernährung in Tansania und vielen anderen afrikanischen Ländern war. Salim zeigte uns, wie von Hand gegessen wurde, aber ausser Reiner liess sich niemand so richtig darauf ein. Auch ich griff bald wieder zum Besteck, weil ich mir vor den anderen etwas seltsam vorkam, mit Händen zu essen. Schade eigentlich, denn auch das gehörte zur Kultur eines fremden Landes.