Canyon de Chelly
Canyon de Chelly

herbstliche odyssee im wilden westen (6/8) - navajo-tour die erste

donnerstag, 12. oktober 2023

navajo-tour die erste

Das WC-Papier war alle. Zum Glück hatten wir in weiser Voraussicht bereits in Denver welches gekauft. Das Frühstück im Restaurant der Lodge war enttäuschend. Jedes Ei, jedes Würstchen und jedes Joghurt musste einzeln bezahlt werden. Wenn man nicht aufpasste, konnte das ganz schön ins Geld gehen. Mein Speck war roh, die Hash Brown kalt, fast ungeniessbar und auch die Spiegeleier hätten besser sein können. Am Nebentisch schluckte ein Mann unzählige Tabletten und ein Tisch weiter wurde schweizerdeutsch gesprochen.

Rund eine halbe Stunde vor Start der Tour checkten wir uns dafür in der Historic Trading Post ein. Wir waren bei weitem nicht die ersten. Einige Personen warteten auf Fahrzeug und Guide und es wurden immer mehr. Wie viele hatten denn Platz auf so einem Lastwagen? Eine kleine, quirlige Blondine fragte die Anwesenden, ob sie ebenfalls die sechsstündige Tour gebucht hätten. Die anderen schüttelten den Kopf. Sie hatten sich für eine vierstündige Fahrt angemeldet.

Letztendlich blieben neun Personen übrig, die auf den Pinzgauer stiegen. Die Blondine war Marie. Sie stammte ursprünglich aus Irland, wohnte nun aber ihres Freundes George wegen in Ohio. Ben war aus Springfield, Illinois, was wir uns gut wegen des «I» auf seinem Käppi merken konnten. Seine Liebe zum Illinois Fighting Illini football team führte zu hitzigen Diskussionen mit dem Navajo-Guide Terrell, der für eine andere Mannschaft brannte. Bridget und Bill kamen aus Houston Texas. Sandra und ihr Mann, dessen Namen ich vergessen hatte, waren aus Florida.

Bridget machte die holprige Fahrt Probleme. Sie war laut und lustig. Sie sei nur wegen Bill hier, der unbedingt die Tour in den Canyon de Chelly mitmachen wollte, obwohl er vor wenigen Monaten eine Knieprothese bekommen hatte. Bill und ich tauschten uns über unsere Knieprobleme aus. Es beruhigte ihn zu hören, dass auch ich, die zwanzig Jahre jünger war als er, ein Jahr nach der Operation noch daran zu knabbern gehabt hatte, nun aber beschwerdefrei war und den Eingriff als lohnenswert empfand.

Ausser Ben, dem Spassvogel, machten die Männer die ruhigere Hälfte der Gruppe aus. Besonders kommunikativ waren Bridget und Marie. Sie unterhielten uns alle. Es fühlte sich an, als ob wir uns schon seit Jahren kennen würden und uns nun auf einem gemeinsamen Ausflug befänden.

Das Canyon de Chelly National Monument besteht eigentlich aus mehreren Canyons, die alle in der Nähe des Eingangs und des Visitor Centers zusammenlaufen. Das Besondere war, dass innerhalb des Denkmals immer noch Menschen lebten. Auch Terrell, unser Fahrer und Guide, wohnte im Canyon de Chelly beim Spider Rock und die Familie seiner Mutter kam vom Canyon del Muerto, den wir heute erkundeten. Die Bewohner betrieben Landwirtschaft und züchteten Vieh, wie sie es bereits vor Jahrhunderten getan hatten.

Wir lernten eine Menge über das Leben der Navajo Nation. Terrell zeigte uns Petroglyphen und Gesteinsformationen, worin er Figuren erkannte. Alsbald sahen wir in jedem Felsen ein Gesicht oder ein Tier. Wir fuhren von einer Ruine zur nächsten. Die historischen Pueblo-Dörfer waren so in die Felsen eingebettet, dass sie von oben kaum sichtbar und sowohl vor Wetter wie auch vor feindlichen Angriffen geschützt waren.

Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)

Ich fror auf dem offenen Pinzgauer, genoss aber die Landschaft, Terrells Erzählungen und die fröhliche Stimmung der Mitreisenden. Zum Mittagessen bekamen wir leckere Roastbeef-Sandwiches, Eistee, einen Apfel, ein Cookie und Chips. Ausserdem hatte jeder in der Trading Post zwei Flaschen Wasser und etwas zu knabbern mitnehmen können. Statt des schattigen Picknick-Tisches wählten alle für das Mahl das sonnige, ehemals österreichische Militärfahrzeug.

Auf der Rückfahrt plauderte ich viel mit Marie. Auch sie und George waren gestern in Sedona gewesen. Es stellte sich heraus, dass wir uns nicht nur gleichzeitig in derselben Stadt aufgehalten, sondern in derselben Unterkunft genächtigt hatten. Ich hatte sie sogar abgelichtet. Zufälle gibt es.

Marie und George beim Sedona Hilltop Inn
Marie + George gestern beim Sedona Hilltop Inn

Eineinviertel Stunden später als geplant, kamen wir bei der Lodge an. Es hiess Abschied nehmen. Vorher nahmen wir mit Maries Handy ein Gruppenfoto auf. Es war eine spannende, interessante und unterhaltsame Tour, aber über sieben Stunden auf einem alten Militärlastwagen in unwegsamem Gelände unterwegs zu sein, war auch ganz schön lang und ermüdend.

Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)

spider rock im schatten

Trotz Müdigkeit fuhren wir den South Rim entlang bis zum Spider Rock Overlook um das Wahrzeichen des Parks wenigstens einmal gesehen zu haben. Ein kurzer Fussweg führte zum Aussichtspunkt. Nur die Spitze der zwei Felsnadeln wurden noch von der Sonne angeschienen, der restliche Canyon lag bereits im Schatten. Der Spider Rock besteht aus zwei 240 Meter hohen Felsnadeln und wird gemäss der Mythologie der Navajo von der Spinnenfrau (Spider Woman) bewohnt. Man erzählt sich, dass sie den Menschen die Kunst des Webens beigebracht hätte, wofür sie noch heute verehrt wird.

Canyon de Chelly (Spider Rock)
Canyon de Chelly (Spider Rock)
Canyon de Chelly
Canyon de Chelly

Im Denny’s beschlossen wir den Abend. Der Kellner war unglaublich lahm, aber seine begeisterte Art beim Kassieren riss alles wieder heraus und wir gingen mit einem guten Gefühl zur Lodge zurück.

Fortsetzung hier

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