Canyon de Chelly
Canyon de Chelly

herbstliche odyssee im wilden westen (6/8)

Fortsetzung von 5/8
Wir kommen ins Land der roten Felsen und lernen die Welt der Navajos kennen.

sonntag, 8. oktober 2023

es gibt doch ein system

Wir waren die ersten, die heute Morgen den Frühstücksraum betraten. Am Sonntag schienen die Gäste auszuschlafen. Der dritte Tag in Folge war dieselbe sympathische Person für das Wohl der Gäste besorgt. Wir hatten einen Becher mit Schöggeli und einem Tip gefüllt, den wir ihr überreichten. Sie umarmte uns und bedankte sich überschwänglich mit den Worten, dass sie Schokolade liebe.

Wir verliessen Tucson Richtung Norden. Ein Kojote rannte über die Strasse und später tat es ihm ein Roadrunner gleich. Um zwanzig nach neun trafen wir beim Boyce Thompson Arboretum State Park ein. Es waren dreissig Grad bei leichter Bewölkung.

Beim Eingang erhielten wir ein Übersichtsplänli des Parks. Siebeneinhalb Kilometer Wanderwege führten durch Gärten, die elf verschiedene Regionen der Welt repräsentierten. Erstmal war ich etwas überfordert, die Wege schienen keinem System zu folgen. Nach ein paar Metern erkannte ich, dass ein Hauptweg rund um den Magma Ridge führte, von welchem rechts und links kleine Schleifen abzweigten, die wieder zum Hauptweg zurückgingen.

Auf den Wanderwegen konnten wir wunderschöne Landschaften, Bäume, Kakteen, weitere Pflanzen und Vögel geniessen. Wie so oft in Arizona, wurden wir vor Schlangen gewarnt, die sich auch diesmal vor uns versteckt hielten. Nach ein paar Stunden verliessen wir das Arboretum.

Boyce Thompson Arboretum State Park
Boyce Thompson Arboretum State Park
Boyce Thompson Arboretum State Park
Boyce Thompson Arboretum State Park
Boyce Thompson Arboretum State Park
Boyce Thompson Arboretum State Park
Boyce Thompson Arboretum State Park
Boyce Thompson Arboretum State Park
Boyce Thompson Arboretum State Park
Boyce Thompson Arboretum State Park
Boyce Thompson Arboretum State Park
Boyce Thompson Arboretum State Park

Auf der Weiterfahrt kamen wir am Theodore Roosevelt Lake vorbei. Bei der Cottonwood Cove Picnic Area konnten wir nah an den idyllischen See heran und vom Inspiration Point Interpretive Overlook aus war die hübsche Theodore Roosevelt Lake Bridge zu sehen. 1995 wurde sie nach Angaben des United Bureau of Reclamation zusammen mit anderen Brücken wie die Brooklyn Bridge und der Golden Gate Bridge vom American Consulting Engineers Council als einer der zwölf besten Brückenentwürfe in den Vereinigten Staaten aufgeführt. Es handelt sich um die längste zweispurige, einfeldrige Stahlbogenbrücke Nordamerikas.

Theodore Roosevelt Lake
Theodore Roosevelt Lake
Theodore Roosevelt Lake
Theodore Roosevelt Lake Bridge

brisket-challenge

Rote wundervolle Felsformationen verrieten, wir waren in Sedona angekommen. Ein spektakulärer Sonnenuntergang begrüsste uns in einer der schönsten Ortschaften der Welt. Wir checkten im The Sedona Hilltop Inn ein, das beim Kreisverkehr lag, der die AZ-179 mit der AZ-89A verband.

Anfahrt Sedona
Anfahrt Sedona
Blick vom The Sedona Hilltop Inn

Eine Frage war noch offen: Hatten wir in Fort Davis das beste Brisket, oder lag es im Rang hinter dem vom Colt Grill BBQ? Um dies ein für alle Mal zu klären, dinierten wir in Village of Oak Creek im Colt Grill BBQ. Anschliessend waren wir uns einig, der Colt Grill hatte die Nase in Sachen bestes Brisket weiterhin vorne.

An einem Tisch sass ein etwa zehnjähriger Junge und schaute sich einen Film auf einem Smartphone an. Ich hätte mir nichts dabei gedacht, wenn wir nicht genau dieselbe Szene letztes Jahr bereits erlebt hätten. Damals hatte sich ein Gast bei einer Angestellten über die Lautstärke beschwert, die aus dem Handy des Kleinen erschallt war. Allein in einem Restaurant zu sitzen, erschien mir nicht die richtige Freizeitbeschäftigung für ein Kind zu sein. Es kann aber auch Zufall sein, dass derselbe Junge am selben Tisch derselben Aktivität nachging.

Colt Grill BBG Village of Oak Creek
Colt Grill BBG Village of Oak Creek

 


montag, 9. oktober 2023

bell rock

Um sechs Uhr waren wir bereits beim Bell Rock Trail Head. Die Wanderung auf diesen Berg war beliebt, doch wir waren früh genug, um noch einen Parkplatz zu bekommen. Mir war bewusst, dass wir den Gipfel nicht erreichen würden, weil wir nicht klettern konnten und wollten, aber ich war hochmotiviert, so weit wie möglich zu kommen. Glücklich darüber, dass ich nach Jahren das erste Mal wieder schmerzfrei gehen konnte, wollte ich weiter und weiter. Reiner bremste meine Euphorie, indem er bereits früh der Meinung war, dass Schluss sei. Weiter hoch würde bedeuten, dass ich danach bergab laufen müsste, was mein Arzt empfohlen hatte, zu unterlassen. Dass ich mein Knie beim Eingang zu den Carlsbad Caverns mehr belastet hatte, liess Reiner nicht als Argument gelten.

Bell Rock Sedona
Bell Rock Sedona
Bell Rock Sedona
Bell Rock Sedona
Bell Rock Sedona
Bell Rock Sedona
Bell Rock Sedona
Bell Rock Sedona

Lange sassen wir auf einer Felskante und beobachteten das Treiben. Eine Grossfamilie von Oma bis Enkel war unterwegs. Die Jungmannschaft erklomm den Berg, während die Älteren weiter unten auf deren Rückkehr warteten. Eine Fotografin lichtete ein Paar vor der attraktiven Kulisse ab. Wir beobachteten, wie sie Anweisungen gab und das Paar in schönem Gewand posierte. Weitere Wanderer folgten und wir verloren das Fotoshooting aus den Augen. Als wir um einen Felsvorsprung herumgingen, begegneten wir ihnen wieder. Sie hatten sich wohl etwas vom Trubel entfernen wollen und dann kamen wir und störten sie. Allerdings kehrten wir bald um und liessen sie in Ruhe weitermachen.

Bell Rock Sedona
Bell Rock Sedona

 


holy cross

Zurück beim Auto freute sich ein Besucher über den geerbten Parkplatz. Diese waren inzwischen rar geworden. Wir frühstückten im Red Rock Cafe, bevor wir zu der Chapel of the Holy Cross fuhren, die um neun öffnen sollte. Vor uns warten bereits zwei Autos auf Einlass. Obwohl wir zwanzig Minuten zu früh dran waren, wurden die Tore gerade geöffnet und wir konnten zu der Kapelle hochfahren.

Chapel of the Holy Cross Sedona

Das erste Auto parkierte auf dem Behindertenparkplatz, das zweite auf dem obersten regulären Parkplatz und wir gleich darunter. So mussten auch wir nicht weit laufen, um zum Eingang zu gelangen.

Wir hatten es nicht eilig, den Fussweg hochzugehen, denn noch war es nicht neun. Ausserdem gab es wunderbare Ausblicke zum Beispiel auf die Gesteinsformationen «Two Nuns» (zwei Nonnen) und den Madonnafelsen, eine Felsnadel, deren Form an eine Madonna mit Kind erinnert.

Chapel of the Holy Cross Sedona
Chapel of the Holy Cross Sedona

Die Heilig-Kreuz-Kapelle, wie The Chapel of the Holy Cross auf Deutsch heisst, wurde in den 1950er Jahren errichtet. 2011 wurde sie in das National Register of Historic Places eingetragen. Sie hat einen rechteckigen Grundriss von 15.2 auf 6.1 Metern. Das zentrale Element der Kapelle ist ein 27.4 Meter hohes Kreuz an der südwestlichen Stirnseite des Kirchenschiffs, das von einer senkrechten und einer waagrechten Betonplatte gebildet wird. Dieses Kreuz erstreckt sich sowohl nach aussen bis vor die Fassade als auch nach innen in den Kirchenraum. Von aussen gesehen scheint das Kreuz regelrecht aus der Kluft zwischen den beiden Felskuppen emporzuwachsen. An diesem Kreuz ist innen ein Korpus angebracht, wodurch es zum Kruzifix wird. Die Verglasung um das Kreuz herum gibt den Blick auf das Tal und die umgebenden Berge frei. (Quelle: Wikipedia)

Auf der linken Seite vor dem Altar waren Fussabdrücke in den Boden eingelassen. Auf diese soll man sich stellen, um dem Gottessohn in die Augen zu blicken. Ein eigentümliches Gefühl, das wohl jeder Besucher auf sich wirken lässt.

Was mir an unserem Besuch besonders gut gefiel, war der Respekt, den die Besucher mitbrachten. Es gab keine lauten Worte und kein Gedränge. Jeder wartete geduldig, bis er an der Reihe war.

Chapel of the Holy Cross Sedona
Chapel of the Holy Cross Sedona
Chapel of the Holy Cross Sedona
Chapel of the Holy Cross Sedona
Chapel of the Holy Cross Sedona
Chapel of the Holy Cross Sedona
Chapel of the Holy Cross Sedona

 


art & shopping

Zurück in Sedona stellten wir unser Auto beim Hotel ab und gingen zu Fuss zum nahegelegenen Tlaquepaque Arts & Shopping Village. Begeistert traten wir von einer Galerie in die nächste und von einer Boutique zur anderen. Eine Halskette von einem deutschen Designer gefiel mir besonders gut, doch der Preis überstieg mein Budget. Die Galeristinnen und Verkäuferinnen – ich glaube, es waren ausnahmslos Frauen – grüssten mit einem Lächeln auf den Lippen, gaben bereitwillig Auskunft zu ihren Artikeln und verabschiedeten sich mit einem freundlichen Dankeschön, auch wenn man nichts kaufte.

Tlaquepaque Art & Shopping Village Sedona
Tlaquepaque Art & Shopping Village Sedona
Tlaquepaque Art & Shopping Village Sedona
Tlaquepaque Art & Shopping Village Sedona
Tlaquepaque Art & Shopping Village Sedona
Tlaquepaque Art & Shopping Village Sedona
Tlaquepaque Art & Shopping Village Sedona

Im Chai Tea Spot liessen wir uns einen Chai schmecken. In echten Tassen statt diesen elenden Einwegbechern wäre der Tee bestimmt noch besser gewesen. Aber auch so war es nett, sich ein Weilchen auf die orientalischen Sitzflächen zu fläzen und einfach ein bisschen zu sein.

Wir spazierten noch etwas weiter von Laden zu Laden. Dann gingen wir zur Unterkunft zurück, packten die Dreckwäsche in den Kofferraum und fuhren zu Senior Bobs in West Sedona, um vor dem Waschen eine Kleinigkeit zu essen.

Tlaquepaque Art & Shopping Village Sedona
Tlaquepaque Art & Shopping Village Sedona
Tlaquepaque Art & Shopping Village Sedona
Tlaquepaque Art & Shopping Village Sedona
Tlaquepaque Art & Shopping Village Sedona
Tlaquepaque Art & Shopping Village Sedona

Ich ass einen Chicago Dog mit Tomaten, Pickles, Zwiebeln, grünem Pfeffer, Relish und einer exzellenten Wurst. Das war vielleicht der beste Hotdog meines Lebens. Reiner war von seinem Southwest Burger genauso begeistert, wie ich von meinem Chicago Dog. Auch das Ambiente mochte ich. Ein Laden, den man sich für den kleinen Hunger zwischendurch merken kann.

Senior Bobs Sedona
 

schweiz oder schweden?

Im örtlichen Waschsalon zeigte ein Typ einem anderen, wie er die Wäsche zu falten hatte, die wohl von einem Motel stammte. Dabei hatte er viel zu kritisieren. Der Lehrling mittleren Alters nahm zum Missfallen seines Chefs immer mal wieder ein zu feuchtes Wäschestück in die Hand. Schliesslich hatte er es wohl kapiert und wurde mit der Arbeit allein gelassen. Er erzählte uns, dass er eigentlich Klempner von Beruf sei und jetzt Wäsche falte. Vielleicht war er ein Aussteiger? Ein seltsamer Kauz war es auf jeden Fall. Er fragte uns nach unserer Herkunft und fand die Schweiz wahnsinnig interessant. Er faselte von einem Typen, der eine tolle Erfindung gemacht haben soll. Ich wurde den Verdacht nicht los, dass der Erfinder ein Schwede war, aber ich liess ihn weiterreden.

die seltsamste pizza der welt

Vor dem Sonnenuntergang ruhten wir uns im Zimmer etwas aus, sicherten Fotos und Videos und ich schrieb unsere Erlebnisse in mein Tagebuch. Reiner hatte ein kleines Hüngerchen, das wir im gegenüberliegenden Hideaway House stillen wollten.

In dem Moment, wo wir losgehen wollten, begann es leicht zu tröpfeln. Ein Regenbogen spannte sich über den Himmel. Als wir auf der anderen Strassenseite ankamen, hatte das Tröpfeln bereits aufgehört. Wir assen auf der Terrasse bei angenehmen Temperaturen die seltsamste Pizza der Welt. Jeder Italiener würde ab einer Kombination mit geröstetem Pfirsich und karamellisiertem Pancetta mit den Augen rollen, aber uns schmeckte die süss-salzige Kombination. Wir schafften jedoch bloss die Hälfte, die andere nahmen wir für morgen mit.

Blick vom The Sedona Hilltop Inn
 

 


dienstag, 10. oktober 2023

zuckerhut

Wir standen um fünf auf. Die Wolken hatten sich verzogen und gaben einen klaren Sternenhimmel frei. Beim kleinen Parkplatz zum Sugarloaf Trailhead parkierten wir unseren Santa Fé und marschierten los. Zu Beginn waren nur Reiner und ich unterwegs, später begegneten uns weitere Wanderer. Es machte unglaublich viel Spass. Wieder jubelte ich innerlich darüber, schmerzfrei wandern zu können.

Der Sugarloaf Loop Trail ist eine gemütliche Wanderung rund um den Sugarloaf Mountain mit grossartigen Aussichten auf Sedona und die umliegende Berglandschaft. Wir stiegen zum Sugar Loaf Summit hoch, brachen aber kurz vor dem Gipfel ab und liefen weiter dem Loop entlang.

Auf einmal befanden wir uns auf einer asphaltierten Strasse und kamen an Häusern vorbei. Da stimmte etwas nicht. Ein Check auf der AllTrails-App bestätigte, dass wir an einer Stelle einer falschen Abzweigung gefolgt waren. Wir drehten um und waren bald wieder auf dem rechten Weg. Viele Fussgänger gingen mit ihren Hunden Gassi. Ein Biker kam uns entgegen. Ich war ihm dankbar, dass er rücksichtsvoll Abstand hielt, als wir uns kreuzten.

Sugarloaf Trail
Sugarloaf Trail
Sugarloaf Trail
Sugarloaf Trail
Sugarloaf Trail
Sugarloaf Trail
Sugarloaf Trail
Sugarloaf Trail
Sugarloaf Trail
Sugarloaf Trail
Sugarloaf Trail
Sugarloaf Trail
Sugarloaf Trail

 


falsche richtung

Gegenüber unserer Unterkunft lag das Creekside American Bistro, wo wir heute frühstückten. Ich wählte Chilaquiles mit Ei und sehr scharfen grünen Chiles. Das schmeckte vorzüglich, doch es war viel zu viel und auch sehr fettig. Schade für das schöne Essen, doch zum Mitnehmen eignete es sich leider nicht, ausserdem hatten wir noch die Pizza von gestern.

Chilaquiles im Creekside American Bistro
 

Ich schlug vor, zum Red Rock State Park zu fahren. Reiner war sofort damit einverstanden. Wir packten die nach Knoblauch riechende Pizza in den Kofferraum und Reiner programmierte das Navi. Zum Visitor Center? Ja! Als wir südwärts fuhren, hatte ich das Gefühl, dass etwas falsch war, doch ich kam erst einige Kilometer später darauf, dass der Red Rock State Park westlich und nicht südlich von Sedona lag. Statt zu wenden, fuhren wir den restlichen Weg zum Red Rock Visitor Center. Das gab mir die Gelegenheit, den Stempel abzuholen und ein paar Worte mit einem Ranger zu wechseln. Die Stempel waren frei, doch die Ranger wurden von Touristen belagert, die mit Bussen angereist waren. Ich überliess ihnen die Fachleute und wir reisten ab, um zum richtigen, dem Red Rock State Park Miller Visitor Center, zu fahren.

Beim Parkeingang stauten sich die Autos. Lange Diskussionen wurden geführt, dann wendeten die meisten Fahrer vor uns. Als wir endlich drankamen, wurden wir darüber aufgeklärt, dass dies ein Park zum Wandern sei und keine Scenic Roads vorhanden wären. Der diensthabende Ranger hatte wohl Langeweile, denn obwohl alles klar war, plauderte er ein Weilchen mit uns, bis wir die vierzehn Dollar zahlen und einfahren konnten. Wir parkierten beim Visitor Center und statteten diesem einen kurzen Besuch ab. Da es sich um einen State Park handelte, gab es hier keine Stempel für mein Tagebuch und den Nationalpark-Passport.

Der State Park verfügte über ein fünf Meilen langes Wegenetz, das aus miteinander verbundenen Schleifen bestand. Wir gingen vom Visitor Center zum Oak Creek und überquerten den Bach auf einer Holzbrücke, der Kingfisher Bridge. Ein prächtiger Baum erregte meine Aufmerksamkeit. Wir hielten erst in Richtung East Gate, bogen aber vor der Parkgrenze rechts in den Javelina Trail ab. Grund für diesen Entscheid war ein Aussichtspunkt mit dem Namen «Cathedral Overlook». Der Blick von diesem Punkt auf den Cathedral Rock war wundervoll.

Beim Fotospot «Gray Fox» verweilten wir eine Weile und genossen den herrlichen Blick in die Natur. Es war eine grossartige Wanderung an Pinyon- und Wacholderwäldern vorbei mit unglaublichen Aussichten. Die meiste Zeit des Weges waren wir allein. Ein Paar, bestehend aus Mutter und Tochter, kam uns strammen Schrittes entgegen. Etwas später folgten vier junge Männer. Ihre Kippa verriet, dass sie Juden waren. Ich wunderte mich, denn sie trugen weder geeignetes Schuhwerk, noch wirkten sie sportlich genug, eine solche Wanderung zu meistern. Ich war überzeugt, dass sie bald wieder umkehrten.

Als wir in den East Gate Trail einbogen, begegneten uns aufgeregte Eltern, die ihre Teenager suchten. Die Jungs seien vorausgelaufen und sie wüssten nicht, welchen der drei Wege sie eingeschlagen hätten. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, dass sie die Eltern der vier Juden sein könnten, trotzdem fragte ich sie, ob es sich um vier rund siebzehnjährige Jungs handeln könnte. Nein, unmöglich, ihre Kinder wären jünger und es seien nur zwei, nicht vier Ausreisser. Damit konnten sie zumindest die Richtung, aus der wir kamen, ausschliessen.

Red Rock State Park Sedona
Red Rock State Park Sedona
Red Rock State Park Sedona
Red Rock State Park Sedona
Red Rock State Park Sedona
Red Rock State Park Sedona
Red Rock State Park Sedona
Red Rock State Park Sedona
Red Rock State Park Sedona
Red Rock State Park Sedona
Red Rock State Park Sedona
Red Rock State Park Sedona

Die Namen ihrer Jungs brüllend machten sie sich auf die Suche und wurden bald fündig. Wieder vereint gab es laute Vorwürfe von den Eltern und die Teenager verteidigten sich nicht minder laut. In der Zwischenzeit kamen die vier jüdischen Jungs zurück. Reiner und ich schauten uns schmunzelnd an und setzten unseren Weg fort. An einem Picknicktisch beim Parkplatz assen wir die mitgebrachte, kalte Pizza. Der Kofferraum stank nach Knoblauch.

javelina

Zurück im Hotel duschten wir und ruhten uns ein bisschen aus. Wir liessen das Auto stehen und gingen zu Fuss zum Javelina Cantina, einem angeblich vorzüglichen mexikanischen Restaurant. Wir liessen uns einen Tisch auf der Terrasse geben. Einige aufmerksame Kellner bedienten die anderen Gäste, nur wir schienen durch das Raster gefallen zu sein. Wir wurden mehr oder weniger ignoriert. Das Essen war okay, aber meiner Meinung nach viel zu teuer.

Javelina Cantina Sedona
 

Den Sonnenuntergang betrachteten wir auf unserer Terrasse. Er war nett, aber nichts Besonderes. Ich war todmüde und wollte bloss noch schlafen, da erreichte Reiner die Nachricht, dass seine Schwester im Krankenhaus liege und kaum ansprechbar sei.

Blick vom The Sedona Hilltop Inn
Blick vom The Sedona Hilltop Inn
Blick vom The Sedona Hilltop Inn

 


mittwoch, 11. oktober 2023

standing on the corner

Heute frühstückten wir im Denny’s in Flagstaff. Es war sehr windig. Sand wirbelte durch die Luft und es wurde vor Windgeschwindigkeiten von bis zu fünfzig Meilen pro Stunde gewarnt. Wegen des Sands in der Luft war die Gegend wie unter einem Schleier. Wir befanden uns auf der legendären U. S. Route 66, die auf diesem Streckenabschnitt identisch mit der Interstate 40 war. In Winslow parkierten wir das Auto und schlenderten die Strasse einmal hoch und runter. So richtig faszinierte uns diesmal die berühmte Route 66 nicht, was vielleicht am Wind oder der schlechten Nachricht von gestern lag.

Winslow
Winslow
Winslow
Winslow
Winslow
Winslow

schöne badlands

In Holbrook bogen wir rechts ab, um von Süden her durch den Petrified Forest National Park zu fahren. Wegen des starken Windes machte auch dieser Park nicht annähernd so viel Spass wie letztes Jahr. Wir stoppten an den Viewpoints und nach ein paar Aufnahmen setzten wir jeweils die Fahrt fort. Das Beste war ein überraschend guter Navajo Taco, den wir im Restaurant des Visitor Centers assen.

Petrified Forest National Park
Petrified Forest National Park
Petrified Forest National Park
Petrified Forest National Park
Petrified Forest National Park
Petrified Forest National Park
Petrified Forest National Park

winnetou

Wir fuhren in Navajo-Land und obwohl wir uns immer noch in Arizona befanden, stellten wir die Uhren eine Stunde vor. Die Navajo Reservation wandte im Gegensatz zu Arizona Sommerzeit an und lag deshalb in derselben Zeitzone wie Utah.

Die Ankunft bei der Thunderbird Lodge in Chinle war besonders warm. Ein junger Navajo, der mit seinen langen, pechschwarzen Haaren aussah wie Winnetou, hiess uns herzlich willkommen. Das Zimmer, das wir für die nächsten zwei Nächte bezogen, war vollkommen in Ordnung.

Wir waren ein bisschen zu spät, als wir am South Rim des Canyon de Chelly ankamen. Die Sonne war so tief gesunken, dass der grösste Teil der Schlucht bereits im Schatten lag. Ich freute mich auf die Tour in den Canyon morgen.

Canyon de Chelly National Monument
Canyon de Chelly National Monument

 


donnerstag, 12. oktober 2023

navajo-tour die erste

Das WC-Papier war alle. Zum Glück hatten wir in weiser Voraussicht bereits in Denver welches gekauft. Das Frühstück im Restaurant der Lodge war enttäuschend. Jedes Ei, jedes Würstchen und jedes Joghurt musste einzeln bezahlt werden. Wenn man nicht aufpasste, konnte das ganz schön ins Geld gehen. Mein Speck war roh, die Hash Brown kalt, fast ungeniessbar und auch die Spiegeleier hätten besser sein können. Am Nebentisch schluckte ein Mann unzählige Tabletten und ein Tisch weiter wurde schweizerdeutsch gesprochen.

Rund eine halbe Stunde vor Start der Tour checkten wir uns dafür in der Historic Trading Post ein. Wir waren bei weitem nicht die ersten. Einige Personen warteten auf Fahrzeug und Guide und es wurden immer mehr. Wie viele hatten denn Platz auf so einem Lastwagen? Eine kleine, quirlige Blondine fragte die Anwesenden, ob sie ebenfalls die sechsstündige Tour gebucht hätten. Die anderen schüttelten den Kopf. Sie hatten sich für eine vierstündige Fahrt angemeldet.

Letztendlich blieben neun Personen übrig, die auf den Pinzgauer stiegen. Die Blondine war Marie. Sie stammte ursprünglich aus Irland, wohnte nun aber ihres Freundes George wegen in Ohio. Ben war aus Springfield, Illinois, was wir uns gut wegen des «I» auf seinem Käppi merken konnten. Seine Liebe zum Illinois Fighting Illini football team führte zu hitzigen Diskussionen mit dem Navajo-Guide Terrell, der für eine andere Mannschaft brannte. Bridget und Bill kamen aus Houston Texas. Sandra und ihr Mann, dessen Namen ich vergessen hatte, waren aus Florida.

Bridget machte die holprige Fahrt Probleme. Sie war laut und lustig. Sie sei nur wegen Bill hier, der unbedingt die Tour in den Canyon de Chelly mitmachen wollte, obwohl er vor wenigen Monaten eine Knieprothese bekommen hatte. Bill und ich tauschten uns über unsere Knieprobleme aus. Es beruhigte ihn zu hören, dass auch ich, die zwanzig Jahre jünger war als er, ein Jahr nach der Operation noch daran zu knabbern gehabt hatte, nun aber beschwerdefrei war und den Eingriff als lohnenswert empfand.

Ausser Ben, dem Spassvogel, machten die Männer die ruhigere Hälfte der Gruppe aus. Besonders kommunikativ waren Bridget und Marie. Sie unterhielten uns alle. Es fühlte sich an, als ob wir uns schon seit Jahren kennen würden und uns nun auf einem gemeinsamen Ausflug befänden.

Das Canyon de Chelly National Monument besteht eigentlich aus mehreren Canyons, die alle in der Nähe des Eingangs und des Visitor Centers zusammenlaufen. Das Besondere war, dass innerhalb des Denkmals immer noch Menschen lebten. Auch Terrell, unser Fahrer und Guide, wohnte im Canyon de Chelly beim Spider Rock und die Familie seiner Mutter kam vom Canyon del Muerto, den wir heute erkundeten. Die Bewohner betrieben Landwirtschaft und züchteten Vieh, wie sie es bereits vor Jahrhunderten getan hatten.

Wir lernten eine Menge über das Leben der Navajo Nation. Terrell zeigte uns Petroglyphen und Gesteinsformationen, worin er Figuren erkannte. Alsbald sahen wir in jedem Felsen ein Gesicht oder ein Tier. Wir fuhren von einer Ruine zur nächsten. Die historischen Pueblo-Dörfer waren so in die Felsen eingebettet, dass sie von oben kaum sichtbar und sowohl vor Wetter wie auch vor feindlichen Angriffen geschützt waren.

Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)

Ich fror auf dem offenen Pinzgauer, genoss aber die Landschaft, Terrells Erzählungen und die fröhliche Stimmung der Mitreisenden. Zum Mittagessen bekamen wir leckere Roastbeef-Sandwiches, Eistee, einen Apfel, ein Cookie und Chips. Ausserdem hatte jeder in der Trading Post zwei Flaschen Wasser und etwas zu knabbern mitnehmen können. Statt des schattigen Picknick-Tisches wählten alle für das Mahl das sonnige, ehemals österreichische Militärfahrzeug.

Auf der Rückfahrt plauderte ich viel mit Marie. Auch sie und George waren gestern in Sedona gewesen. Es stellte sich heraus, dass wir uns nicht nur gleichzeitig in derselben Stadt aufgehalten, sondern in derselben Unterkunft genächtigt hatten. Ich hatte sie sogar abgelichtet. Zufälle gibt es.

Marie und George beim Sedona Hilltop Inn
Marie + George gestern beim Sedona Hilltop Inn

Eineinviertel Stunden später als geplant, kamen wir bei der Lodge an. Es hiess Abschied nehmen. Vorher nahmen wir mit Maries Handy ein Gruppenfoto auf. Es war eine spannende, interessante und unterhaltsame Tour, aber über sieben Stunden auf einem alten Militärlastwagen in unwegsamem Gelände unterwegs zu sein, war auch ganz schön lang und ermüdend.

Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)
Canyon de Chelly (Canyon del Muerto)

spider rock im schatten

Trotz Müdigkeit fuhren wir den South Rim entlang bis zum Spider Rock Overlook um das Wahrzeichen des Parks wenigstens einmal gesehen zu haben. Ein kurzer Fussweg führte zum Aussichtspunkt. Nur die Spitze der zwei Felsnadeln wurden noch von der Sonne angeschienen, der restliche Canyon lag bereits im Schatten. Der Spider Rock besteht aus zwei 240 Meter hohen Felsnadeln und wird gemäss der Mythologie der Navajo von der Spinnenfrau (Spider Woman) bewohnt. Man erzählt sich, dass sie den Menschen die Kunst des Webens beigebracht hätte, wofür sie noch heute verehrt wird.

Canyon de Chelly (Spider Rock)
Canyon de Chelly (Spider Rock)
Canyon de Chelly
Canyon de Chelly

Im Denny’s beschlossen wir den Abend. Der Kellner war unglaublich lahm, aber seine begeisterte Art beim Kassieren riss alles wieder heraus und wir gingen mit einem guten Gefühl zur Lodge zurück.

Fortsetzung hier

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