navajo-tour die zweite
Die Strecke bis zum Monument Valley zog sich. Um zehn vor drei waren wir in der Hotellobby. Gemäss Angaben des Anbieters würde die Tour dort starten. Der Standort sei beschriftet. Wir konnten weit und breit nichts von einer Tour sehen, weshalb wir bei der Hotelrezeption nachfragten. Sie seien ein Hotel und hätten nichts mit Touren zu tun, kam die abweisende Antwort, die keine weitere Nachfrage duldete.
Dann halt zum Visitor Center. Dieses fanden wir in der Hektik nicht, also fragte ich eine Schmuckverkäuferin. Sie war sehr nett und wies uns zu einem blauen Häuschen auf dem Parkplatz. Wir eilten dahin. Ob wir eine Tour buchen wollten? Nein, wir hätten bereits eine bei Tripadvisor gebucht. Der Navajo hob den Kopf, verschränkte die Arme und drehte sich demonstrativ weg. «No!», schrie er, als ich nachhaken wollte. Zum Glück half eine Frau und erklärte uns wesentlich höflicher, dass die meisten Touren dort starten würden, und zeigte auf eine Stelle auf dem Parkplatz, der direkt vor dem Hoteleingang lag.
Dort angekommen, kam ein Mann auf uns zu und fragte nach dem Tour-Operator. Den konnten wir auf dem Voucher von Tripadvisor nicht finden. Ein zweiter Navajo kam auf mich zu, ob ich Gabriela sei. Noch nie hatte ich mich so gefreut, meinen Namen zu hören. Endlich hatten wir unseren Tourguide gefunden und kletterten auf die hinterste der drei Sitzreihen eines Lastwagens. Neben uns war ein Paar aus Phoenix, auf der vordersten Reihe zwei ältere Frauen und dazwischen hatte eine sechsköpfige Familie, deren Grossmutter schlecht zu Fuss war, platzgenommen.
Unser Guide Tai trug moderne Kleidung und war noch ziemlich jung. Sehr traditionell sah er in meinen Augen nicht aus. Er war recht wortkarg, als er uns zu den ersten Buttes fuhr. Auch beim John Ford Point liess er uns ohne viele Worte aussteigen und ein paar Fotos machen. Das war nicht das, was wir gebucht hatten. Diese Sehenswürdigkeiten standen allen Besuchern mit ihren Privatautos zur Verfügung. Doch beim Camel Butte bogen wir ins Backcountry ab und meine Stimmung verbesserte sich augenblicklich.
Wir besuchten mehrere Höhlen, Arches und wundervolle Felsformationen, die nur über eine gebuchte Tour zugänglich waren. Tai erzählte nun viel und es stellte sich heraus, dass er wesentlich traditioneller war, als es erst den Anschein gemacht hatte. Er zeigte uns die besten Fotostandpunkte und gab Tipps, wie eine Sehenswürdigkeit ins rechte Licht gerückt werden konnte. Das Highlight war, als wir gegen die Rückwand einer Höhle gelehnt, fast liegend, seiner Stimme und seinem Trommelspiel lauschten. Ein weiterer Navajo spielte die Flöte. Es wurde eine wunderbare Tour, wenn auch die Mitreisenden nicht so lustig waren, wie die im Canyon de Chelly.
Als die Tour endete, war die Sonne im Begriff unterzugehen. Das Monument Valley erstrahlte im schönsten Licht. Auf der Terrasse des View Restaurant waren die Fotografen aufgereiht. Wir knipsten auch noch das eine oder andere nette Bild, dann fragten wir im View Restaurant nach einem Platz. Keine Minute zu früh, denn nun füllte sich der Raum. Mein Navajo Taco war lecker, Reiners Burger weniger. Wieder hatten wir Pech mit dem Kellner. Er hatte die Bestellung aufgenommen, das Essen serviert und ward nicht mehr gesehen.
Die anschliessende Fahrt nach Bluff kam mir viel länger vor als gestern. Es war stockdunkle Nacht und der Himmel voller Sterne. Sogar die Milchstrasse war von blossem Auge zu sehen. Wie gerne hätte ich die fotografiert, doch wir waren beide so nudelfertig, dass wir bloss noch ins Bett fielen, als wir endlich das Motel erreicht hatten.