White Sands National Park
White Sands National Park

herbstliche odyssee im wilden westen (4/8)

Fortsetzung von 3/8 -
Shutdown oder nicht? Kann es nach dem anfänglichen Ärger noch schlimmer kommen?

freitag, 29. september 2023

saubere wäsche und ein fifi

Wir starteten heute Morgen dort, wo wir gestern aufgehört hatten, nämlich beim The Windows View Trail. Wir waren die einzigen, die so früh auf den Beinen waren. Ein bisschen mulmig war mir, als wir die Instruktionen zum Verhalten bei Bären- oder Mountain Lion-Begegnung lasen.

Wir konnten jedoch nicht einmal in der Ferne ein Raubtier entdecken, dafür zwitscherten die Vögel in voller Lautstärke. Es dämmerte, dann erleuchtete die Sonne The Window. Wir genossen den friedlichen Start in den Morgen.

The Windows Big Bend National Park
The Windows Big Bend National Park
The Windows Big Bend National Park
The Windows Big Bend National Park
The Windows Big Bend National Park

Zum Abschied gönnten wir uns ein Frühstück im Lodge-Restaurant. Für 12 Dollar konnte man genau das essen, was es in jedem Hotel gab, aber wenigstens auf Porzellangeschirr statt Plastik und Pappe.

Wir verliessen den Park beim Westausgang. Bald darauf folgte die erste Border Control dieses Trips. Wo wir herkämen, fragte die resolute Frau in Uniform. Big Bend National Park. Wie lange wir dort waren? Drei Nächte. Wir mussten die hintere Scheibe herunterlassen, damit sie auf die Hintersitze und in den Kofferraum schauen konnte. Nachdem sie keinen Mexikaner entdeckt und erfahren hatte, dass wir mit einer ESTA aus der Schweiz eingereist waren, wünschte sie uns eine gute Fahrt.

In Marfa stoppten wir, um unsere Wäsche zu waschen. Reiner hatte die gut bewertete Wäscherei Tumbleweed Marfa entdeckt. Sie war sauteuer, dafür sauber. Reiner holte den Laptop aus dem Auto, währenddessen setzte ich mich aufs Sofa. Ein kleiner Hund sprang sofort hoch und freute sich über meine Liebkosungen. Während ich ein paar erste Zeilen des Reiseberichts tippte, übernahm Reiner das Kraulen des Hundes. Die Besitzerin, die einen Berg Wäsche zusammengelegt hatte, bedankte sich für die Aufmerksamkeit, die wir ihrem Hund geschenkt hätten und verabschiedete sich mit dem kleinen Racker.

scharf, schärfer, richtig scharf

In Fort Davis hatten wir das bei Google mit 5.0 bewertete RNR Smokehouse entdeckt. Unschlüssig, ob wir eintreten sollten, öffneten wir die unscheinbare Tür zu der alten Hütte. Wir befanden uns in einem kleinen Vorraum mit Sesseln und einer Theke, wo sofort eine herzliche junge Frau uns empfing. Durch einen roten Vorhang gelangten wir in den dunklen Hauptraum. Es gab nur wenige schwarze Holztische mit braunen und schwarzen Ledersesseln. Die Wände waren gelb gestrichen. Es hatte das Ambiente eines kleinen Clubs.

Die Karte war überschaubar. Wir entschieden uns für Brisket mit je zwei Beilagen. Die junge Frau empfahl uns eine grüne Chilisauce, die sehr, sehr scharf sei. Der Koch beäugte uns aus der angrenzenden Küche und stellte zufrieden fest, dass uns das fette und deshalb sehr schmackhafte Brisket mundete. Die dazugereichte Chilisauce war höllisch scharf und schmeckte göttlich. Endlich einmal war scharf drin wo scharf draufstand. War das jetzt das beste Brisket gewesen oder doch jenes im Colt BBQ in Sedona letztes Jahr?

RNR Smokehouse Fort Davis
RNR Smokehouse Fort Davis

 


stars und sternchen

Fort Davis war das Etappenziel für heute. Wir checkten im Hotel Limpia ein, das im Jahr 1912 aus einheimischem Vulkangestein erbaut worden war. Unser Zimmer befand sich im zweistöckigen Gebäude auf der gegenüberliegenden Strassenseite. Eine alte Holztreppe führte zum ersten – in Amerika zweiten – Stock hoch auf einen Laubengang. Unser Zimmer war das erste links gleich hinter der klapprigen Haustür. Es war riesig und gemütlich eingerichtet. Lärmempfindlich durfte man nicht sein, denn die Tür sorgte nur für Sicht- und nicht etwa für Schallschutz.

Es war Ende des Monats und die Rechnungen wollten bezahlt werden. Dank Onlinebanking war dies bequem von weit weg zu erledigen. Wir checkten auch die Kreditkarten-Buchungen, damit wir sofort hätten handeln können, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen wäre.

Eine Buchung machte mich stutzig: 50 Dollar für McDonald’s. Ein gelbes «M» prangte neben der Buchung in der Revolut-App. Wir waren höchstens mal auf einen Kaffee in einem McDonald’s und das auch schon länger nicht mehr. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ich hatte gestern Tickets für den Besuch des Observatoriums – das McDonald Observatory – gekauft.

Da fuhren wir nun auch hin. Auf dem Weg flogen unzählige Truthahngeier herum. Manche sassen auf Zäunen oder Leitungen. So majestätisch sie in der Luft aussahen, so hässlich waren sie in sitzender Position. Zumindest ihre truthahnartigen Köpfe fand ich nicht besonders ästhetisch.

Wir kamen zwei Stunden zu früh beim Observatorium an, weshalb wir ein Stück zurückfuhren und die wundervolle Gegend anschauten. Auf dem Weg kreuzte ein Javelina unseren Weg und wieder viele dieser Geier.

Auf dem Weg zum McDonald Observatory
Auf dem Weg zum McDonald Observatory
Auf dem Weg zum McDonald Observatory
Auf dem Weg zum McDonald Observatory

Zurück beim Observatorium waren wir die ersten Besucher, die den orangefarbenen Kleber ans Revers heften konnten. Noch war rund eine Stunde Zeit bis zur Star Party. Wir beobachteten beim Eingang die ankommenden Leute. Nach und nach strömten immer mehr zu der Sternwarte. Teilweise wurden sie mit Bussen hergefahren. Ein kleiner Junge nahm Anlauf und hüpfte genau neben Reiner in eine Pfütze. Beim Eingang rannte ein Mädchen in die Tür, fiel hin, stand auf und meinte keck zu den erschrockenen Erwachsenen: «I’m okay!».

McDonald Observatory Fort Davis
McDonald Observatory Fort Davis
McDonald Observatory Fort Davis

Irgendwann begaben wir uns zum Amphitheater und setzten uns in die erste Reihe. Eine ältere Frau nahm neben mir Platz.

Es wurde dunkel, nur wenig Licht kennzeichnete den Weg. Eine Wissenschaftlerin erzählte viel über das Observatorium. Sie fragte ins Publikum, wer aus Texas sei. Die meisten meldeten sich. Sie wollte wissen, wer am weitesten herkomme. «Austin», rief ein Junge. Naja, das sei auch Texas. Reiner raunte mir zu, ich solle mich melden und ich gehorchte. «Switzerland! Wow, das ist richtig weit», war ihr Kommentar daraufhin.

Weiter führte sie aus, dass wir keine Lichter verwenden sollten, auch keine Handys, aber die würden eh nicht funktionieren. Ausserdem sollten wir beim Wegfahren nicht gegen das Observatorium zünden. Der Exit gehe in die andere Richtung weg und wir sollten wegen den Wildtieren nicht zu schnell fahren. Wer denn welche Wildtiere gesehen hätte, fragte sie das aufmerksame Publikum. «Fast alle», antwortete ein Junge. Was für welche denn? Hirsche, Hasen, Antilopen und viele mehr, zählte er auf. Ob er im Zoo gewesen sei, fragte die Frau. Sie hatte einen guten Humor und konnte das Publikum damit mitreissen. Mit einem Laserstrahl zeigte sie Interessierten Sternbilder am Himmel, die anderen durften bereits zu den Teleskopen gehen.

Es bildeten sich lange Schlangen vor den Teleskopen. Auch wir standen an. Neben uns stand eine Tür zu einem weissen Gebäude mit Kuppel offen. Eine Frau entfernte sich aus der Schlange und betrat den Raum. Ich war neugierig und wollte ebenfalls nachschauen, was sich darin befand. Bevor ich mein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, stellte sich eine Schulklasse mit testosterongeladenen Jungs an und wir direkt hinter sie. Die halbwüchsigen Typen blödelten herum, kabbelten sich und waren dann ganz brav, als einer nach dem anderen durch das Teleskop schauen durfte. Der junge Mann vor mir guckte durch und raunte: «Looks fake». «No, that’s real!», entgegnete der Student, der die Aufsicht über das Teleskop hatte. Nun war ich an der Reihe und ich sah einen kleinen scharfen Saturn. Er sah mit seinem Ring tatsächlich aus wie gemalt.

Als nächstes schauten wir zum «Harvest Moon», wie der Vollmond im Oktober genannt wird. Die Krater waren sehr gut auszumachen. Weitere Teleskope waren ebenfalls auf den Mond und den Saturn ausgerichtet und in einem konnten wir eine junge Sternengruppe betrachten, die bloss zwei (oder waren es zweihundert?) Millionen Jahre alt war. In der Ferne blitzte es. Wir hatten aber Glück, dass der grösste Teil des Himmels klar war und wir die Sterne und den Mond gut beobachten konnten.

Im Visitor Center schauten wir uns einen kurzen Film an. Er begann mit dem Fokus auf ein Pärchen beim Picknick und zoomte weg bis zu einer zehn Billiarden-fachen Verkleinerung. Wir kamen durch die Spiralformen von Galaxien, Galaxienhaufen bis zu Dunkler Materie und Dunkler Energie. Anschliessend wurde schnell wieder bis zum Ausgangsbild vergrössert, um dann auf die Hand und weiter zu vergrössern, bis in die subatomaren Strukturen. Es war eine theoretische Betrachtung, da kein Mikroskop aktuell eine derart grosse Vergrösserung abbilden kann. Auch wenn der Film alt war, fand ich ihn sehr interessant.

Nach einem Rundgang durch die interaktive Ausstellung machten wir uns auf den Weg zurück nach Fort Davis.

Ab 22:00 Uhr herrschte Nachtruhe im Hotelbereich, deshalb deutete ich Reiner an, still zu sein. Wir stiegen die Treppe hoch. Auf dem Laubengang sass eine ältere Frau und fragte uns, ob wir aus der Schweiz seien. Ich war verdattert, woher konnte sie das denn wissen? Sie hätte uns an der Star Party gesehen und Reiner erklärte mir anschliessend, dass dies die Frau war, die neben mir gesessen war. Sie käme aus der Nähe von Austin in Texas und sie zeige drei Freundinnen den Big Bend. Ihr gefalle der Park sehr gut, bereits fünf Mal sei sie dort gewesen.


samstag, 30. september 2023

nach el paso

Mit Bangen verfolgte ich die News aus dem Senat. Ein Shutdown schien kaum mehr abzuwenden sein. Ich hoffte, dass die Politiker trotz aller Widrigkeiten eine Lösung fänden, ansonsten würden wir diverse Nationalparks verpassen.

Zum Frühstücken gingen wir in die Double Shot Coffee Lounge direkt neben dem Hotel. Mit Vorzeigen des Hotelschlüssels erhielten wir einen Rabatt. Nicht nur, dass das Frühstück lecker war, die Bedienung - oder war es die Besitzerin? - war auch sehr nett und fleissig wie ein Bienchen. Kaum hatte sie die Bestellung aufgenommen, schon wurde das Essen geliefert. Wenn sie gerade keine Kunden bediente, wischte sie die Tische oder räumte auf.

Double Shot Coffee Lounge
 

Wir brauchten Äpfel und Wasser, deshalb stoppten wir nach dem Auschecken bei Porter’s. Nach Betreten des Ladens hörten wir einen Gruss. Ein alter, dicker Mann lag mehr, als dass er in seinem Stuhl an der Kasse sass, und zwinkerte uns fröhlich zu. Als wir unseren Einkauf zusammenhatten, wollten wir bei ihm bezahlen, doch er schlurfte langsamen Schrittes nach hinten, um Zigaretten für einen Kunden zu holen. An der Kasse daneben sass ein gelangweiltes Mädchen, das es nicht schaffte, die Lippen auseinander zu bringen. Ein knappes «nice day» war alles, was es hervorbrachte. Gegensätzlicher hätten die beiden Kassierer nicht sein können.

Der Weg führte wieder am McDonald Observatory vorbei. Auf dieser Höhe waren es nur noch achtzehn Grad und es tröpfelte leicht. Ein Kojote rannte über die Strasse. Als wir in El Paso ankamen, hatten sich die Wolken fast vollständig verzogen und das Thermometer zeigte sechsunddreissig Grad Celsius an.

zucker, steak und shopping

Unsere erste Tat in El Paso war der Besuch des Casa de Azucar (spanisch für «Haus des Zuckers»). Die zuckerbäcker-ähnliche Dekoration des Hauses waren das Ergebnis der jahrzehntelangen Arbeit eines Mannes, der seiner Frau versprochen hatte, etwas Schönes für sie zu bauen. Er hatte 1973 begonnen, in der Umgebung seines Hauses Muster aus Zement zu formen. Die nächsten fünfundzwanzig Jahre hatte er damit verbracht, sein Haus durch Schnitzereien, die er bunt bemalt hatte, in ein Zuckerhaus zu verwandeln.

Die Sonne brannte. Das war nicht die ideale Zeit, die filigranen Strukturen zu fotografieren. Wir umrundeten das Haus mit den vielen religiösen Symbolen und Texten, dann überliessen wir das Kunstwerk weiteren Touristen.

House of Sugar El Paso
House of Sugar El Paso
House of Sugar El Paso
House of Sugar El Paso
House of Sugar El Paso
House of Sugar El Paso
House of Sugar El Paso
House of Sugar El Paso
House of Sugar El Paso

Nun hatten wir uns ein Steak verdient. Es war mitten am Nachmittag und somit früh genug, einen Tisch im Texas Roadhouse zu bekommen, ohne warten zu müssen. Unser Kellner war ein Charmeur und war sehr um uns bemüht. Obwohl der Garpunkt meines Filets nicht ganz getroffen war, schmeckte das Fleisch gut und war sehr zart. Der süsse Kellner spendierte uns ein Eis und zum Abschied bekamen wir je einen Becher Eistee mit auf den Weg. Am Eingang stauten sich die wartenden Gäste.

Texas Roadhouse El Paso
 

Mindestens einmal während einer USA-Reise musste ich meinen inneren Schweinehund überwinden und shoppen gehen. Vom Autovermieter hatten wir einen Gutschein für Macy’s und einen für ein Gutscheinheft verschiedener Outlets und Malls erhalten. Als wir bei Macy’s an der Kasse waren und die vielen preisreduzierten Dinge bezahlen wollten, wurde der Gutschein nicht akzeptiert und das Gutscheinheft hatten wir vergessen zu holen.


ein spektakel und grosse aufregung

Das schönste in El Paso war meiner Meinung nach der Blick vom Scenic Drive auf das Lichtermeer der Stadt. Noch war es nicht dunkel, als wir zum Aussichtspunkt fuhren. Alle Parkplätze waren bereits besetzt, aber wir fanden noch ein kleines Plätzchen daneben, wo wir uns hinstellen konnten, ohne die vorbeifahrenden Autos zu behindern.

Zwei Paare in eleganten Klamotten und eine Frau in High Heels mischten sich unter das Publikum. Die Paare fotografierten sich gegenseitig, während wir die zahlreichen Blitze bestaunten, die den Himmel über Mexiko erhellten. Von weitem zog eine dunkle Wolkenwand direkt auf uns zu. Auf der rechten Seite ging die Sonne unter. Was für ein Farbenspiel! Da kam auch schon der erste schwere Tropfen und noch bevor wir wieder im Auto sassen, schüttete es wie aus Kübeln. Auf der einen Seite das Gewitter, auf der anderen ein herrlicher Sonnenuntergang – mehr Kitsch ging nicht.

Scenic Drive El Paso
Scenic Drive El Paso
Scenic Drive El Paso
Scenic Drive El Paso
Scenic Drive El Paso
Scenic Drive El Paso
Scenic Drive El Paso
Scenic Drive El Paso
Scenic Drive El Paso
Scenic Drive El Paso
Scenic Drive El Paso
Scenic Drive El Paso

Im Hotel, diesmal hatten wir das Fairfield Inn and Suites by Marriott El Paso gebucht, las ich auf der Nationalparkseite, dass bei einem Shutdown die Nationalparks ab Montag dem zweiten Oktober geschlossen sein würden. Morgen, Sonntag, hätten sie jedoch noch geöffnet.

Da der Shutdown kaum mehr zu verhindern war, schlug ich Reiner vor, am morgigen Tag in den White Sands National Park zu fahren, statt El Paso zu erkunden. Dieser Nationalpark war einer unserer Lieblingsparks auf der letztjährigen Reise gewesen und es hätte uns sehr gefuchst, wenn wir ihn verpasst hätten. Reiner war sofort damit einverstanden und somit hatten wir einen Plan.

Doch halt, was war das? Der Senat hatte drei Stunden bevor eine Schliessung der Bundesregierung um 00:01 Uhr in Kraft getreten wäre, ein Ausgabengesetz verabschiedet, das den Regierungsstillstand verhindern sollte. Jetzt musste bloss Joe Biden unterschreiben, dann wären unsere Ferien gerettet. Eine Stunde später sass Bidens Unterschrift unter dem Gesetzesentwurf. Dieser erlaubte der Regierung 45 Tage lang offen zu bleiben und gab dem Senat mehr Zeit, seine Finanzierungsgesetze fertigzustellen. Ich jubelte. Das Pech klebte also doch nicht an unseren Socken!


sonntag, 1. oktober 2023

planänderung

Da wir nun nicht mehr fürchten mussten, die Nationalparks zu verpassen, änderten wir unsere Pläne und fuhren stattdessen nach Downtown El Paso. Zwei kleine Mädchen mussten sich in Kleidchen und hochhackige Schuhe zwängen, waren übertrieben geschminkt inklusive künstlichen Wimpern, um mit traurigen Gesichtern ein Fotoshooting über sich ergehen zu lassen. Wir schauten verständnislos zu.

Fotoshooting in El Paso
 

Ansonsten war noch nicht viel los in der Stadt, die so langsam erwachte. Die Menschen begannen sich auf den Plätzen zu versammeln und die Läden öffneten mit billigem Ramsch ihre Tore. Aus einer Boutique erklang so laute Musik, dass die wohl noch in Mexiko zu hören war.

El Paso
El Paso
El Paso
El Paso
El Paso
El Paso
El Paso
El Paso
El Paso

Als wir genug von der Innenstadt gesehen hatten, fuhren wir ins Outlet von El Paso, wo wir den Skechers-Laden plünderten. Ein paar weitere Boutiquen nahmen dankend unser Geld beziehungsweise unsere Kreditkarten entgegen. Das Gutscheinheft hatten wir auch hier nicht geholt, aber was soll’s – es waren ja Ferien.

Danach studierten wir auf einer Bank einen Lageplan, den wir in irgendeinem Hotel mitgenommen hatten. Ein Mann kam zu uns und fragte uns, ob wir spanisch sprechen würden. Reiner verneinte, aber ich freute mich, endlich einmal anwenden zu können, was ich seit Jahren mit Duolingua gelernt hatte. Er war begeistert von unserem Plänchen und fragte nach einem bestimmten Laden. Ich zeigte ihm diesen auf der Grafik und fuchtelte wie wild mit den Armen, um ihm zu deuten, dass er eine Ladenreihe weiter fündig würde, doch er wollte oder konnte mich nicht verstehen. Trotzdem bedankte er sich überschwänglich für meine Hilfe und lehnte es ab, das Plänchen zu behalten.

Wir waren hungrig und durstig. Essen wollten wir nicht hier, aber wir kauften uns einen Becher Sprite. Igitt, das schmeckte nach Chlor.

Wo aber den Hunger stillen? Ich erinnerte mich an ein YouTube-Video, wo zwei Reiselustige vom L & J Cafe geschwärmt hatten. Wir fuhren dahin und parkierten vor dem gelben, eingeschossigen Eckhaus. Das mexikanische Restaurant war reich dekoriert und ziemlich gross.

Der aufmerksame Kellner empfahl uns zwei Gerichte von der Karte und schwärmte von der Authentizität dieses Restaurants. Wie der Vater des Typs aus dem YouTube-Video bestellte ich Green Chile Chicken Enchiladas. Er hatte nicht zu viel versprochen. Das war das beste mexikanische Gericht, das ich je gegessen hatte. Auch Reiners mexikanische Kombination war ausgesprochen lecker, nur leider wieder einmal viel zu viel.

L & J Cafe El Paso
 

 

montag, 2. oktober 2023

the landworlds largest pistachio

Das Frühstück war gut, der Check-out herzlich und schnell. Bei Murphy tankten wir für 3.139 Dollar die Gallone das günstigste Benzin dieser Reise. Bald schon waren wir wieder in New Mexico. Wir schlenderten etwas durch Mesilla und fuhren nach Las Cruces zur grössten Chile Pepper der Welt. Lange hielten wir uns dort nicht auf. Es ging für eine Stipvisite in den White Sands National Park. Vorher mussten wir an einer Border Control die ESTA erwähnen und kurz unsere Pässe zeigen.

Mesilla
Mesilla
Mesilla
Mesilla
Mesilla
World's Largest Chile Pepper Las Cruces
 

Im Visitor Center des Nationalparks war viel los. Ich fragte nach dem Grund für den Halbmast der Fahnen und erfuhr, dass in Kalifornien ein Ereignis war. Irgendwas war wohl immer in Amerika. Nach einer Runde auf dem dreizehn Kilometer langen Dunes Drive verliessen wir vorerst den Park. Die Sonne stand zu hoch für schöne Fotos und für Wanderungen auf weissem Gipssand war es uns zu heiss.

Nach der grössten Chile besuchten wir die «landworlds largest Pistachio» im McGinn’s Pistachioland etwas ausserhalb von Alamogordo. Es war kurz vor zwei, gleich würde die Farmtour starten. Mit einem Open-Air-Fahrzeug fuhren wir am Weinberg und am Pistaziengarten entlang. Die begeisterte Führerin erzählte uns die Geschichte des Familienbauernhofs und darüber, wie der Wein und die Pistazien angebaut wurden. Die Tour dauerte eine halbe Stunde und kostete pro Person drei Dollar. Eine Investition, die sich gelohnt hatte.

McGinn's Pistachioland Alamogordo
McGinn's Pistachioland Alamogordo
McGinn's Pistachioland Alamogordo
McGinn's Pistachioland Alamogordo
McGinn's Pistachioland Alamogordo

Nun war es Zeit, sich den Laden unter die Lupe zu nehmen. Die verschieden gewürzten Pistazien konnten probiert werden, wovon wir regen Gebrauch machten. Am liebsten hätte ich den Laden leergekauft, doch ich konnte mich einigermassen beherrschen. Ein paar Produkte hatten sich doch in unser Körbchen verirrt. Zum Abschluss teilten wir uns noch ein Pistazienglace, was Reiner besser schmeckte als mir.

noch ein gewitter

Zurück in Alamogordo checkten wir im Super 8 ein. Die Rezeptionistin gab uns den Eindruck, als ob wir stören würden. Wir bekamen ein Zimmer im zweiten Stock. Dafür nahmen wir die schmuddlige Aussentreppe. Abgesehen davon, dass die eine Bettseite fast an der Wand stand und man entweder von vorne oder über die gesamte Bettbreite einsteigen musste, war das Zimmer einigermassen okay.

Für ein frühes Abendessen kehrten wir bei D.H. Lescombes Winery ein. Der Merlot, den wir zum Probieren kriegten, war mir etwas zu jung, aber ansonsten ganz gut. Ich freute mich auf ein Ceviche zur Vorspeise, doch leider war das nicht vorbereitet und wir hätten eine Stunde darauf warten müssen. Wir verzichteten bedauernd und warteten gespannt auf den hochgelobten Hackbraten mit Kartoffelstock und Bohnen. Naja. Der Hackbraten war trocken und fad. Der Riesling dazu schmeckte gut, obwohl er für meinen Geschmack etwas zu lieblich war. Trotzdem assen wir auf und gingen mit vollen Bäuchen zum White Sands National Park.

Viertel vor sechs kamen wir beim Park an. Es war 29 Grad Celsius, die Sonne schien und es windete stark. Vor uns war es schwarz und sah aus, als ob es regnen würde. Wir kletterten auf eine Düne. Was für ein Anblick: Links schwarz, rechts Sonnenuntergang, dazwischen weisse Dünen. Weil es zu tröpfeln begann, kehrten wir zum Auto zurück und suchten den besten Platz, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Als wir ihn gefunden hatten, begann es zu schütten. Die Stimmung war unglaublich. Im Westen ging die Sonne unter und im Osten zeigte sich ein Regenbogen. Die Temperatur sank erst auf 25, dann auf 20 Grad.

Erst wollten wir den Park verlassen, entschieden uns jedoch, vorher noch eine Runde auf dem Dunes Drive zu fahren und liessen den Rest des Sonnenuntergangs auf uns wirken.

White Sands National Park
White Sands National Park
White Sands National Park
White Sands National Park
White Sands National Park
White Sands National Park

 


dienstag, 3. Oktober 2023

zu früh gefreut

Bereits um zehn vor sechs standen wir vor dem verschlossenen Tor zum White Sands National Park. So ein Mist aber auch – hätten wir bloss besser nach den Öffnungszeiten geschaut. Och nö!

Statt eines schönen Sonnenaufgangs auf den Dünen frühstückten wir im Denny’s. Die Portionen waren kleiner als ich sie in Erinnerung hatte und es standen die Kalorien dabei. Sonja, die Bedienung war grossartig, das Essen sehr gut und der Kaffee scheusslich.

Beim nächsten Versuch hatte der Nationalpark geöffnet. Wir wanderten den Dune Life Nature Trail. In diesem Gebiet treffen die Buschgemeinschaft der Wüste und die Gipsdünen aufeinander und bilden eines der vielfältigsten Ökosysteme im Park. Obwohl viele Tiere hier leben, sahen wir auf unserer Wanderung keine. Dafür begleitete uns Katie the Kit Fox, das Maskottchen des Dune Life Nature Trail, auf vierzehn Schildern am Wegesrand. Wir erfuhren mehr über die Tiere, die im Park leben und was sie gerne fressen. Leider waren einige Schilder von der Sonne so stark ausgebleicht, dass man sie nicht mehr lesen konnte.

White Sands National Park
White Sands National Park
White Sands National Park
White Sands National Park
White Sands National Park
White Sands National Park

Ich schwitzte, obwohl es nicht einmal zwanzig Grad warm war. Der weisse Gips reflektierte die Sonne. Beim Alkali Flat Trail kletterten wir auf eine Düne. Was für ein Spass das machte und welch schöne Aussicht uns geboten wurde! Für die gesamte Wanderung war es uns mit knapp dreissig Grad zu warm, deshalb fuhren wir nach Alamogordo zurück. Im Lowe’s Signature Market, einem hübsch gestalteten Laden, deckten wir uns mit Lebensmitteln ein.

White Sands National Park
White Sands National Park
White Sands National Park
White Sands National Park
White Sands National Park
White Sands National Park

 


warten auf godo – äh reiner

Nördlich von Alamogordo zweigte die U. S. Highway 82 Richtung Osten ab und führte in die Sacramento Mountains. Es wurde allmählich kühler. Beim Aussichtspunkt, von dem aus Reste des Mexican Canyon Trestle zu sehen waren, hatten wir nur noch 18 Grad. Wir standen auf rund 2'500 Metern Höhe. Eine Gedenktafel mit der Aufschrift «The Cloud Climbing Railroad» beschrieb die Geschichte des verbliebenen Bauwerks der Alamogordo and Sacramento Mountain Railway, die von 1899 bis 1947 unter verschiedenen Namen verkehrt war. Vertikale Holzstützen trugen die Längsträger, auf denen die Querschwellen und die 1948 entfernten Schienen angebracht worden waren.

Mexican Canyon Trestle
Mexican Canyon Trestle
Mexican Canyon Trestle
Mexican Canyon Trestle

Wir fuhren Richtung Cloudcroft und bogen kurz vor der Ortschaft rechts zur Trestle Depot Recreation Area ab. Ein Wegweiser zeigte eine Viertelmeile bis zum Trestle. Ohne nachzudenken, liefen wir los. Der anfänglich befestigte Weg wurde bald steinig und ging ordentlich bergab. Teilweise waren Schwellen angebracht. Das artete in eine Wanderung aus. Wir hatten weder Geld noch Handy oder Getränke dabei. Sollten wir umkehren? Nein, da vorne war die Plattform, von der aus wir den Trestle sehen würden.

Der Ausblick auf die umliegenden bewaldeten Hügel vom Devil’s Elbow Overlook aus war wunderbar. Aber auf einem Wegweiser war zu lesen, dass der Trestle eine weitere Viertelmeile von hier entfernt war. Reiner drückte mir wegen des Windes sein Käppi in die Hand und zog lediglich mit der Canon R5 bewaffnet los. Ich blieb beim Aussichtspunkt zurück und wartete geduldig auf seine Rückkehr. Nach einer halben Stunde wartete ich nicht mehr so geduldig und nach einer weiteren halben Stunde verlor ich den letzten Rest der Geduld. Ich gab ihm nochmals eine Viertelstunde und überlegte, was ich tun sollte. Unterhalb des Weges zog, sich lautstark unterhaltend, eine Gruppe Wanderer vorbei. Was, wenn Reiner sich verlaufen hatte? Ohne Handy konnte er mich nicht kontaktieren.

Wanderweg zum Mexican Canyon Trestle
 

Eine Frau mit Hund kam von unten herspaziert. Wir tauschten ein paar Worte aus, ehe sie und der Hund weiterliefen. Hätte ich sie nach Reiner fragen sollen? Der Ungeduld folgte Angst. Was sollte ich tun? Sollte ich zum Auto zurückkehren? Aber was wollte ich dort ohne Autoschlüssel? Dieser hatte Reiner in seiner Tasche. Sollte ich den Weg hinabfolgen? Der Weg war steil, was meinem Knie nicht zuträglich gewesen wäre und ausserdem fragte ich mich, was tun, wenn Reiner sich verlaufen hätte oder gar verunfallt wäre. Als ich es nicht mehr aushielt, stieg ich zögerlich hinunter. Nach der ersten Biegung konnte ich Reiner erblicken. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Er hatte es bis zum Trestle geschafft, der nach jeder Viertelmeile immer wieder eine Viertelmeile entfernt war. Er hatte gedacht: «Nur noch diese Kehre». So wurde aus einer Viertelmeile mehrere Kilometer Wanderung. Die Frau mit Hund war ihm auch begegnet und auch sie hatten kurz geplaudert. Hätte ich sie doch gefragt, dann wäre ich beruhigt gewesen.

Mexican Canyon Trestle
Mexican Canyon Trestle
Mexican Canyon Trestle
Mexican Canyon Trestle
Mexican Canyon Trestle

wie kleine kinder

Gegen Abend setzten wir uns im White Sands National Park an einen der vielen Picknicktische. Während wir unseren am Morgen gekauften Salat assen, beobachteten wir die Kinder beim Sandschlitteln. Sie quietschten vor Freude und wurden nicht müde, die Düne hinaufzulaufen und herunterzurutschen. Die grossen Jungs hatten derweil ihren Spass, mal schneller, mal langsamer durch die vom gestrigen Gewitter entstandenen Pfützen zu fahren. Ich schüttelte den Kopf und Reiner machte es ihnen nach.

Die Sonne näherte sich dem Horizont. Wir parkierten beim Alkali Flat Trail, schnappten unsere Picknickstühle und setzten uns auf eine Düne. Der Moment war magisch, als die Sonne langsam hinter den weissen Dünen unterging. Was für ein schöner Park!

White Sands National Park
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