Big Bend National Park - The Window
Big Bend National Park - The Window

herbstliche odyssee im wilden westen (3/8)

Fortsetzung von 2/8 -
In dieser Etappe wird es tierisch wild. Neben viel Schönem sind wir aber nicht vor erneutem Ärger gefeit.

sonntag, 24. september 2023

adiós albuquerque

Als wir um sieben Uhr auschecken wollten, war die Bar verschlossen und auch auf unser Klopfen hin reagierte niemand. Im Innern klingelte und klingelte ein Wecker. Scheinbar hatte gestern jemand zu lange gefeiert. Wir hinterliessen die Schlüssel im Zimmer und schrieben per E-Mail eine Nachricht.

Wieder frühstückten wir im nahegelegenen Central Grill & Coffee House. Wir gehörten zu den ersten Gästen, die ihr Essen an der Theke bestellten und es kurze Zeit später an den Tisch gebracht bekamen. Sonntag hiess wohl für die meisten ausschlafen. Wie immer hatte ich gerade knapp die Hälfte gegessen, als Reiner bereits fertig war. Ich beobachtete, wie der junge Angestellte mit einem älteren Mann über uns redete. Zumindest sahen die beiden währenddessen zu uns herüber. Der grauhaarige Mann, vermutlich der Besitzer, kam an unseren Tisch und fragte, ob Reiner noch etwas bräuchte, er würde so schnell essen. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, war das doch immer wieder ein Thema zwischen uns. Ein paar Minuten später kam die Bedienung und brachte uns einen Pancake aufs Haus.

Mit diesem netten Abschiedsgeschenk im Magen verliessen wir Albuquerque Richtung Osten. Wir waren allein auf der Strasse, als wir Vaughn passierten, das so gut wie tot war. Es folgten Weideland, noch mehr Weideland, ein paar Kakteen und Yuccas. Unser Auto meldete ständig, wir sollten eine Kaffeepause machen. Wie denn, wenn es nichts, aber auch gar nichts gab, wo man hätte einkehren können?

von einem anderen stern

Um elf Uhr kamen wir in Roswell an. Die Sonne schien bei 31 Grad Celsius. Vor fast jedem Lokal oder Laden stand ein Alien herum oder waren UFOs aufgemalt. 1947 war ein angeblich ausserirdisches unbekanntes Flugobjekt (UFO) in der Nähe der Kleinstadt abgestürzt. Die bei Roswell gefundenen Trümmer gehörten zu einem abgestürzten Wetterballon mit einem Radarreflektor, doch in Presseberichten war von einer «fliegenden Untertasse» zu lesen, was die UFO-Theorie befeuert hatte.

Im International UFO Museum & Research Center informierten wir uns über die Geschichte und amüsierten uns über die Animationen. Fast hätten wir geglaubt, dass damals Ausserirdische zu Besuch gewesen waren, aber nur fast. Wir waren aber überzeugt, dass einige der Besucher die Geschichte für bare Münze nahmen. Witzig war es allemal und Reiner ist jetzt stolzer Besitzer eines Alien-T-Shirts. Zwei kleine Asiaten rannten mit Alien-Masken vor dem Gesicht im Museums-Shop herum.

Roswell
International UFO Museum
International UFO Museum
Reiner und die Aliens
International UFO Museum
International UFO Museum
International UFO Museum
International UFO Museum

Der Taco Bell, der Dunkin Donuts und auch der McDonalds hatten sich ebenfalls den UFOs und Aliens verschrieben. Der McDonalds schien mir besonders originell mit dem Thema umgegangen zu sein, also gingen wir dort etwas trinken. Leider war der Fast Food-Laden nicht annähernd so cool, wie auf Bildern. So etwas Schmuddeliges war uns länger nicht mehr begegnet, deshalb beeilten wir uns, von hier wegzukommen.

auf libellensuche

Nicht weit weg von der Stadt entfernt befindet sich das Bitter Lake National Wildlife Refuge. Das Visitor Center war leider geschlossen – es gab also schon wieder keinen Stempel für mich.

Wir liefen einen kurzen Trail zum See, wo viele Libellen sich krampfhaft abmühten, nicht vor die Kamera zu geraten. Der einen oder anderen gelang das nicht und wir erfreuten uns ab den wenigen Fotos der Wasserjungfern.

Eine Strasse führte um den See herum und an jedem View Point gab es andere Wasservögel zu beobachten. Beim letzten Aussichtspunkt gingen wir einen Weg, an dessen Ende ein Steg zu einer überdachten Aussichtsplattform führte. Auf einer Tafel waren die vielen Vögel abgebildet, die in diesem Park beheimatet waren. Auch hier begegneten uns ein paar Libellen.

Bitter Lake National Wildlife Refuge
Bitter Lake National Wildlife Refuge
Bitter Lake National Wildlife Refuge
Bitter Lake National Wildlife Refuge
Bitter Lake National Wildlife Refuge
Bitter Lake National Wildlife Refuge
Bitter Lake National Wildlife Refuge
Bitter Lake National Wildlife Refuge
Bitter Lake National Wildlife Refuge
Bitter Lake National Wildlife Refuge

im land der vampire

Danach nahmen wir die letzten Meilen unter die Räder, um in Carlsbad anzukommen, wo wir im Hyatt House eincheckten. Das Zimmer war sehr schön, aber für fast 200 Dollar die Nacht fand ich es ein bisschen mager, dass nur alle drei Tage saubergemacht wurde.

Lange hielten wir uns nicht im Hotel auf, denn wir wollten pünktlich zum Bat Flight Programm im knapp vierzig Kilometer entfernten Carlsbad Cavern National Park sein.

Der fast 190 Quadratkilometer grosse Nationalpark ist berühmt für seine Tropfsteinhöhlen und für hunderttausende Mexikanische Mulldoggfledermäuse, die zwischen April und Mitte Oktober bei Sonnenuntergang in Schwärmen die Höhle verlassen, um auf Nahrungssuche zu gehen.

Die Arena war gut besucht, es hätte aber noch Platz für mehr Leute gehabt. Auch die kleinen Aliens vom Museums-Shop mit ihren Eltern konnten wir erblicken. Pünktlich um 17:45 Uhr erklärte eine Rangerin, dass keine Handys, Kameras, Laptops oder sonstigen elektronischen Geräte verwendet werden dürften. Sobald die Fledermäuse kämen, müsste absolute Stille herrschen.

Carlsbad Caverns National Park
Carlsbad Caverns National Park - Höhleneingang

Demonstrativ schaltete sie ihr Handy aus und beantwortete Fragen aus dem Publikum. Sie nahm sowohl die Erwachsenen wie auch die Kinder sehr ernst. Noch eine letzte Frage und dann würde sie etwas über die Fledermäuse erzählen. Kaum hatte sie die letzte Antwort gegeben, fing das Spektakel an. Ein kleiner Schwarm Fledermäuse verliess die Höhle und verschwand in der Nacht. Höhlen-Schwalben drehten Runden um den Höhleneingang und kreischten lauthals. Ich war etwas enttäuscht, denn ich hatte mit mehr gerechnet. Doch das war erst die Vorhut. Nun fing es erst richtig an! Ein riesiger Schwarm Fledermäuse nach dem anderen kam aus dem Dunklen und bildete schwarze Wolken am Himmel. Ein Kind, das einfach nicht ruhig sein wollte, lenkte mich ab. Zum Glück ging der Vater bald mit ihm weg und ich konnte mich wieder auf das dreiviertelstündige Bat Flight-Programm konzentrieren. Bei schönstem Sonnenuntergang flog die letzte Fledermaus aus der Höhle in den Himmel hinein. Ich war völlig überwältigt.

Zurück in Carlsbad setzten wir uns in die Taquería Jalisco gleich neben unserem Hotel. Ich bestellte Quesabirria, mit Käse überbackene Tacos, die scharf und unglaublich lecker waren.

 

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