Big Bend National Park - The Window
Big Bend National Park - The Window

herbstliche odyssee im wilden westen (3/8) - welcome to texas

 

dienstag, 26. september 2023

welcome to texas

Kaum losgefahren, waren wir auch schon in Texas. Das Welcome-to-Texas-Schild verpassten wir wegen einer Baustelle. Im Visitor Center vom Guadalupe Mountain National Park zeigten wir den Nationalpark-Pass. Ob wir keinen Aufhänger dafür hätten, fragte uns der nette Ranger. Als wir verneinten, zückte er einen und von da an baumelte der Nationalparkpass an unserem Innenspiegel.

Auf der Weiterfahrt befanden sich zwei Aussichtspunkte. Am ersten fuhren wir aus Versehen vorbei, was mich ärgerte. Beim zweiten, dem Guadalupe Peak Viewpoint, schossen wir ein paar Fotos vom namensgebenden Guadalupe Mountain.

Guadalupe Mountains National Park
Guadalupe Mountains National Park

Bis Van Horn zog wundervolle Landschaft an uns vorbei, ansonsten war nicht viel los. Im Porter’s deckten wir uns mit weiteren Lebensmitteln ein und suchten nach einem Restaurant, was gar nicht so einfach war. Viele waren heute oder dauerhaft geschlossen, sahen grottig aus oder waren schlecht bewertet. Schliesslich landeten wir im «Gilbert’s», wo es angeblich authentisch mexikanisches Essen gäbe. Vielleicht hatte ich das Falsche bestellt oder ich habe einen anderen Geschmack als die vielen wohlwollenden Bewerter, aber ich fand es nur mässig lecker.

ein hauch von luxus

Eintönig ging es weiter. «Da war Prada», meinte Reiner beiläufig. Ich schrie: «Was? Sofort umdrehen!». Diese permanente Kunstinstallation war das Einzige, was ich auf dem Weg sehen wollte und Reiner düste einfach daran vorbei. Ist aber auch seltsam, dass «Prada MARFA» zweieinhalb Kilometer vor Valentine und 42 Kilometer vor Marfa liegt.

Das freistehende Gebäude war einem Prada-Laden nachempfunden. Echte Prada-Handtaschen und -Schuhe waren darin ausgestellt. Kurz einmal ums Gebäude herum und dann überliessen wir das Feld anderen Touristen.

PRADA Marfa
PRADA Marfa
PRADA Marfa

die grosse schlaufe

Es blieben noch 275 Kilometer bis zu unserer nächsten Unterkunft. In der Annahme, dass das Benzin im Big Bend National Park teuer sein würde, falls überhaupt welches vorhanden wäre, tankten wir das Auto in Marathon für 4.069 Dollar die Gallone voll. Danach bogen wir in den U. S. Highway 385 Richtung Nationalpark ab. Ein US Border Patrol Checkpoint auf der entgegenkommenden Strassenseite deutete die Nähe zur mexikanischen Grenze an. An der Entrance Station zum Park erhielten wir einen Zettel, den wir an die Scheibe kleben mussten. Damit waren wir wohl als legale Besucher gekennzeichnet.

Der Big Bend National Park ist gross und was wir bisher zu sehen bekamen, erfreute unsere Augen. Es war warm, 37 Grad Celsius zeigte das Display im Auto, was bisheriger Rekord darstellte.

Dreissig Kilometer mussten wir fahren, um zum am U. S. Highway liegenden Fossil Discovery Exhibit zu gelangen. Bevor wir zur Ausstellung gingen, beobachteten wir ein kleines Vögelchen auf einem Baum.

Ausser uns studierte ein weiteres Paar die Ausstellung. Sie zeigte anhand von Bildern und Fossilien die Veränderungen der Pflanzen und Tiere im Laufe von 130 Millionen Jahren. Ein kurzer Weg führte zu einem Panoramablick auf nahegelegene geologische Sehenswürdigkeiten.

Big Bend National Park - Fossil Discovery Exhibit
Big Bend National Park - Fossil Discovery Exhibit
Big Bend National Park - Say’s phoebe
Big Bend National Park - Fossil Discovery Exhibit
Big Bend National Park - Fossil Discovery Exhibit

es ziehen wolken auf

An der Panther Junction bogen wir rechts, dann links auf die Basin Junction ab, die zu dem Chisos Basin mitten in den Bergen des Nationalparks führte. Ich freute mich darauf, auf unserem Balkon den Sonnenuntergang zu geniessen. Allerdings begannen sich Wolken am Himmel aufzutürmen, möglicherweise stand ein Gewitter an.

Die Rezeption zu der Chisos Mountains Lodge befand sich neben dem Visitor Center im selben Gebäude wie der kleine Gemischtwarenladen und das Restaurant. Der Rezeptionist trug eine Wollmütze und setzte kurz nach Vorzeigen meines Passes ein sehr besorgtes Gesicht auf. Er bewegte sich von einem Bein aufs andere und grummelte etwas vor sich hin. Das sah nicht gut aus und ich befürchtete schon das Schlimmste.

Unser Zimmer war von seinem Kollegen jemand anderem gegeben worden. Er zeigte den unterschriebenen Anmeldebogen. Oben stand mein Name mit Adresse und darunter ein fremder Name, der nichts, aber auch gar nichts mit meinem gemeinsam hatte.

Ruhig warteten wir, während er auf seiner Tastatur tippte und angestrengt in den Bildschirm starrte. Ob wir mit einem Zimmer ohne Balkon einverstanden wären? Ich hätte beinahe zugestimmt, aber Reiner wehrte ab: Wir hatten uns für einen Balkon entschieden, einen gebucht, also wollten wir auch einen haben. Okay, er suche weiter. Irgendwann entschuldigte er sich, er müsse sich mit jemandem besprechen.

Wir warteten ein paar Minuten. Währenddessen suchte der Koch des Restaurants etwas in der Rezeption. Es sah uns einsam und verlassen an der Rezeption stehen und fragte, ob er uns behilflich sein könnte. Wir verneinten und murmelten etwas. Wieder vergingen ein paar Minuten, dann kam der Mützenträger mit einem anderen Mann zurück. Der neue schaute in den zweiten Bildschirm und meinte, wir sollten uns keine Sorgen machen, es käme alles in Ordnung.

Das nächste Angebot war ein Zimmer mit einem Queensize-Bett. Nein, entweder zwei Queens oder ein King. Er begann, Namen auf einen Zettel zu kritzeln. Ob wir keinen Hunger hätten? Wir sollten uns doch im Restaurant verpflegen und uns anschliessend wieder melden. Bis dann hätte er die Sache geregelt.

Ich war eigentlich noch vom Mittagessen satt, aber um nicht dumm herumzustehen, folgten wir seinem Vorschlag. Wäre es besser gewürzt gewesen, wäre mein Hähnchensandwich richtig lecker gewesen. Das Fleisch war saftig. Der Koch hatte es höchstpersönlich an den Tisch gebracht. Ein Zwinkern in seinen Augen verriet, dass er uns wiedererkannt hatte.

Um eine Mahlzeit reicher und einige Dollar ärmer begaben wir uns wieder zur Rezeption. Die Lösung beinhaltete diverse Umbuchungen. Insgesamt acht Parteien wurden auf jeweils andere Zimmer verteilt. Statt in Gebäude A wurden wir in Gebäude B untergebracht. Ich setzte bereits zum Unterschreiben der Anmeldung an, als Reiner auffiel, dass nur zwei statt drei Nächte darauf standen. Zwei weitere Umbuchungen und wir konnten endlich unser Zimmer beziehen.

Es hatte einen Balkon mit Blick auf die Berge, wenn auch nicht ganz so optimal, wie bei Haus A. Das Wetter hatte sich verschlechtert, die Sonne war nicht mehr zu sehen. Auf einmal, genau zum Zeitpunkt des Sonnenuntergangs, lichtete sich der Himmel und tauchte die Felsformation in ein tiefes Rot. Ich eilte nach draussen, um das Spektakel besser sehen zu können, denn vom Balkon aus war nur die Hälfte des Berges sichtbar, doch es war bereits zu spät. Aber es lagen ja noch zwei Tage vor uns, um einen Sonnenuntergang zu beobachten.

Big Bend National Park - Chisos Mountain Lodge
Big Bend National Park - Chisos Mountain Lodge

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