Garden of the Gods
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herbstliche odyssee im wilden westen (1/8) - umsteigen in london

london heathrow

Es dauerte und wir verliessen das Flugzeug zum Zeitpunkt, wo das nach Denver bereits abhob. Nun mussten wir uns nicht mehr beeilen. Niedergeschlagen gingen wir zur Infodesk der British Airways. Ein Brite, wie er im Buche steht, bediente uns. Nach Denver? Da gehe morgen Abend der nächste Flug. Nein, das geht nicht! Wir hätten in Denver ein Mietauto und ein Hotel gebucht und morgen müssten wir bereits am nächsten Ort sein! Er schaue …

Wir warteten, während er ein bisschen herumtelefonierte, nach hinten verschwand. Irgendwann meinte er, dass wir nach Washington und von dort mit der American Airline nach Denver fliegen könnten. Das bedeutete Immigration, Koffer abholen und wieder aufgeben und Sicherheitscheck. Reichte die Zeit dafür? Ja, das reiche, war seine zuversichtliche Antwort. Ich machte ihn noch auf die gebuchte Premium Economy aufmerksam, worauf er meinte, dass wir dies beim Gate sagen sollten und bestimmt wieder zurück in die Premium Economy oder gar in die Business Class könnten. Er drückte uns drei 10-Pfund-Gutscheine in die Hand und führte uns zur verkürzten Sicherheitskontrolle.

Ich hatte noch das Wasser aus dem Flugzeug im Rucksack, was mir egal war – sollen sie es mir doch wegnehmen. Auf meinen Hinweis bezüglich des Knies bat mich der Beamte höflich, die Schuhe auszuziehen. Die Frau neben mir wollte es mir gleichtun – musste sie aber nicht. Sie verstand das nicht, sie wusste aber auch nichts von meinen inneren Werten. Es piepste nicht und abgetastet wurde ich auch nicht. So eine schnelle Security hatte ich schon lange nicht mehr. Nicht einmal das Wasser hatte angeschlagen.

Die ganze Aufregung schlug mir auf den Magen. Die Hälfte des Salats, den wir uns für die dreissig Pfund gönnten, liess ich stehen. Schnell zum Gate. Huch, noch mit der Bahn fahren? Das Flugpersonal war gerade dabei, das Boarding vorzubereiten, als wir am Gate ankamen. Ich fragte einen Mann nach Premium Economy oder Business Class. Er winkte ab: Alles ausgebucht! Oh Gott, das durfte nicht wahr sein! Ich war verzweifelt, aber es half alles nichts, wir mussten uns auf zwei Plätze in der Mitte zwängen. Reiner sass am Gang und ich zwischen ihm und zwei Indern, die ständig Bananen assen. Noch nie hatte ich jemanden so viele Bananen verspeisen sehen.

auf dem weg in die staaten

Pünktlich rollte der Flieger auf die Rollbahn und dann stand er und stand und stand. Irgendwann hob er endlich ab. Mir war noch immer schlecht. Die Pretzel, die mit den Getränken verteilt wurden, brachte ich nicht herunter.

Der veraltete Bordcomputer zeigte, dass wir um vier Uhr morgens in Washington landen würden. Das konnte nicht sein. Der Flug nach Denver ging bereits um zehn Uhr. Der Flugbegleiter beruhigte mich, diese Zeiten würden nicht stimmen. Irgendwann wurden die Daten aktualisiert. Landung um neun Uhr Washington-Zeit. Was? Eine Stunde Zeit, um in den USA umzusteigen? Das reichte niemals. Wir hatten es in Philadelphia mal in Eindreiviertel Stunden gerade so geschafft. Ich fragte den Flugbegleiter und er versprach, das Anliegen weiterzugeben an jemanden, der den Flughafen in Washington gut kenne.

Inzwischen servierte er das Essen. Da mir noch immer übel war, schwankte ich zwischen «kein Essen», «nur das Brötchen» und «Chicken mit Reis» hin und her. Schliesslich nahm ich das Essen an, zwang mich, ein paar Gabeln Reis zu essen. Reiner, der nur das Wasser verlangt hatte, ass mein gut gewürztes Peri Peri Chicken, den Salat, das Brötchen und das Dessert.

Ich konnte sogar ein bisschen schlafen und nach einem Weilchen ging es meinem Magen etwas besser, doch der hohe Puls blieb. Noch immer zweifelte ich daran, dass wir in Washington den Flieger nach Denver erreichen würden. Reiner meinte wieder, ich solle mich nicht verrückt machen. Ich wunderte mich, dass ihn das so kalt liess, da zeigte er mir sein Stresslevel auf der Uhr: Fast am Anschlag. Er war also doch nicht so gelassen, wie er tat!

Eine sehr nette Flugbegleiterin – oder war es die Chef de Cabin? – kam und meinte, dass eine Stunde Umsteigezeit nicht reichen würde. Es gäbe morgen um 8:20 Uhr einen Flug. Ich erklärte ihr, warum wir unbedingt noch heute nach Denver mussten, doch sie winkte ab. Sie erklärte, dass wir sofort zum Bodenpersonal der British Airways gehen sollten, um alles weitere zu regeln.

Erst regte ich mich fürchterlich auf, dann aber beruhigte ich mich. Nun war alles klar und wir brauchten uns nicht mehr abhetzen. Wenn wir am frühen Morgen starten konnten, hatten wir noch etwas Zeit in Denver und würden lediglich das Hotel und das Wildlife Refuge verpassen. Beim Aussteigen erklärte uns die Frau nochmals, was wir tun mussten und dass sie bereits Bescheid gegeben hätte.

 

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