Garden of the Gods
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herbstliche odyssee im wilden westen (1/8) - morgen geht's los!

freitag, 15. september 2023

morgen geht’s los!

Um fünf nach zwölf, exakt vierundzwanzig Stunden vor Abflug, traf ich mich mit Reiner in einem Microsoft-TEAMS-Termin, um die Flüge einzuchecken. Von Basel bis London funktionierte dies problemlos. Wir konnten Sitzplätze in der hintersten Reihe reservieren. Für den Flug von Heathrow bis Denver waren wir noch zu früh. Da wir dort jedoch bereits Sitzplatzreservationen hatten, machten wir uns keinen Kopf.

Am Abend setzten wir uns an den Computer und vervollständigten das Check-In. Doch was sahen meine müden Augen? Reiner könne nicht eingecheckt werden, weil er angeblich nicht über eine ESTA verfügte. So ein Nonsens! Diese war noch bis 2024 gültig. Wir suchten vergebens nach einer Möglichkeit, die ESTA-Nummer eingeben zu können. Mit jedem fehlgeschlagenen Versuch wurde ich nervöser. Was jetzt? Reiner rief bei der Hotline an und die Dame empfahl, morgen den Flug am Schalter einzuchecken – allenfalls in London, falls es in Basel nicht gehe.

Wenn es in Basel nicht gehe … dann würden die uns nicht mitnehmen und das Gepäck nicht bis Denver durchchecken. Ich ging mit einem mulmigen Gefühl schlafen. Was, wenn Reiner nicht fliegen durfte? Wenn wir wegen Schwierigkeiten den Flieger verpassen würden? Horrorszenarien machten sich in meinem Kopf breit. Reiner selbst war die Ruhe in Person – zumindest äusserlich.

samstag, 16. september 2023

ein holpriger start

Endlich war der Samstag da. Wir fuhren sehr früh im überfüllten Bus zum EuroAirport. Neben uns sass ein Mann, der indisch-pakistanischer Herkunft sein könnte.

Vor dem Lufthansa-Schalter stauten sich die Leute, bei British Airways waren wir drei Stunden vor Abflug die ersten Passagiere. Der Schalter war noch unbesetzt und ein Schild verwies darauf, dass erst zwei Stunden vor Abflug geöffnet würde.

Wir warteten und redeten uns gut zu, dass es bestimmt keine Probleme mit dem Check-In geben würde. Als der Schalter endlich besetzt wurde, erklärten wir der Dame unser Anliegen. Sie hob die Augenbrauen: Keine ESTA? Doch! Reiner zeigte das ausgedruckte Dokument, die Dame zog den Pass einmal durch den Leser und wir waren eingecheckt. War wohl irgendein Verknüpfungsfehler – überhaupt kein Problem – die ganzen Nerven waren umsonst strapaziert worden.

Wieder hiess es Warten. Am Flughafen zu frühstücken, kam nicht in Frage. Zu schlecht waren die Erfahrungen. Lediglich eine Flasche Wasser gönnten wir uns. Wir würden in London genügend Zeit haben, uns eine Kleinigkeit zu holen.

Auf meinem Boarding Pass von London nach Denver waren die vier Buchstaben «SSSS» vermerkt, die «Secondary Security Screening Selection» bedeuten. Diese zusätzliche Sicherheitsmassnahme war nach den Anschlägen vom 11. September 2001 eingeführt worden, um potenzielle Attentäter bereits vor der Einreise in die USA besser erkennen zu können. Dies hiess, dass ich einer erweiterten Sicherheitskontrolle unterzogen würde. In der Regel wird zuerst das Handgepäcks erneut untersucht, es werden Abstriche für Sprengstofftests genommen, ausserdem findet ein kleines Interview statt.

Ich ärgerte mich. Reichte es nicht, dass ich wegen meines künstlichen Kniegelenks jedes Mal bei der Security am EuroAirport auf entwürdigende Weise abgetastet wurde? Diesmal war die Beamtin wenigstens so freundlich gewesen, mir in die Hose zu greifen, ohne das T-Shirt bis fast zum Hals hochzuziehen.

Eine Durchsage ertönte und ich hörte die Worte «Delay» und «Staff». Ich sprang auf und sah entsetzt, dass wir eine Abgangsverspätung von eineinhalb Stunden haben würden. Reichte die Zeit zum Umsteigen? Ich fragte jemanden von British Airways und deutete aufgeregt auf die vier «S» auf meiner Bordkarte, die ihm angeblich nichts sagten. Flug Heathrow – Denver? Er tippte etwas in seinen Computer und zeigte mir auf dem Monitor irgendwelche Daten, die ich nicht einordnen konnte. Es seien fünfundzwanzig Minuten Zeit zum Umsteigen – wir müssten rennen, meinte er.

Wir und rennen? Ich verfiel in Panik. Mein Puls raste. Immer wieder schaute ich aus dem Fenster, aber der Flieger war noch nicht da. Ich nervte Reiner damit. Er meinte, dass das Flugzeug auch nicht schneller komme, wenn ich Panik schieben würde und überhaupt sei es nicht sicher, dass die «SSSS» eine besondere Sicherheitskontrolle bedeuten würden. Es half nichts, meine Nervosität stieg ins Unermessliche.

Endlich traf der Flieger ein. Es dauerte gefühlte Stunden, bis er endlich andockte. Dann stiegen erstmal die Leute aus. Eine Gruppe, dann noch eine, ein Einzelner, wieder eine kleine Gruppe. Hörte das nie auf und konnten sich die nicht bisschen beeilen? Wir hatten schliesslich einen Anschlussflug zu erreichen.

Boarding! Gruppe 1, dann Gruppe 2 und Gruppe 3 konnten einsteigen. Wir waren in Gruppe 5. Einzelne Passagiere mussten warten und andere passieren lassen. Wir auch. Warum das denn? Auf einmal ging mir ein Licht auf: Das waren diejenigen mit Anschlussflügen. Die beiden vor uns wollten nach Chicago. Es wurde chaotisch. Bei Reiner wurde ein Abschnitt des Tickets nach London einbehalten, dasjenige nach Denver bekam er ganz wieder zurück. Bei mir wurde das Ticket von London nach Denver entwertet und das nach London behielten sie ein. Aufgeregt machte ich das Personal darauf aufmerksam. Nur ruhig – das komme alles in Ordnung. Sie druckten Reiner ein neues Ticket aus. Aber der hatte doch schon eines. Mir fehlten die Boarding Passes! Irgendwann war auch ich wieder im Besitz der richtigen Tickets – diesmal ohne «SSSS». Gut! Vielleicht schafften wir den Anschluss doch noch.

Beim Einsteigen fragte ich den Flugbegleiter, ob dies die einzige Tür sei. Wir müssten in London umsteigen und sässen in der letzten Reihe. Er versprach, etwas für uns zu organisieren, was mich leicht beruhigte. Wir setzten uns in die Dreierreihe, neben uns ein netter, junger Mann. Ziemlich bequem für Economy, fand ich. Für einen Moment wurde ich wieder etwas ruhiger. «Schau mal dort drüben!». Reiner deutete auf den Inder-Pakistani oder was auch immer, der mit uns im Bus war. Zufälle gibt’s.

Warum startete das Flugzeug nicht? Es dauerte nochmals eine Ewigkeit, bis wir endlich in der Luft waren und mein Puls ging ebenfalls nach oben. Die netten Flugbegleiterinnen verteilten Wasser.

Als wir zur Landung ansetzten, war bereits Boarding des Denver-Flugs. Wir hatten noch ein paar Minuten, bis das Gate schloss. Eine Durchsage, dass die Leute bitte sitzenbleiben sollen, bis diejenigen mit den Anschlussflügen ausgestiegen seien, brachte nichts. Sobald das Flugzeug stand, sprangen fast alle auf. Unser Sitznachbar machte uns höflich Platz, ohne dass wir etwas sagen mussten. Er hatte wohl meine Aufregung mitbekommen.

Flug über London
 

 

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