Garden of the Gods
Garden of the Gods

herbstliche odyssee im wilden westen (1/8)

Am Plan, einen Roatrip in die Four Corners Staaten Colorado, New Mexico, Arizona und Utah plus Texas zu unternehmen, wurde kräftig gerüttelt.

prolog

der plan

Es war Spätsommer 2022. Nächstes Jahr stand unsere Silberhochzeit an. Wie wollen wir die feiern? Ein Wochenende in ein Wellness-Hotel? Verwandte und Freunde einladen? Exquisite essen gehen? Warum nicht nochmals in die USA fliegen, und Orte besuchen, die uns besonders gut gefallen hatten? Ja, das war genau das Richtige für so ein Jubiläum!

Reiner und ich erstellten je eine Liste mit Orten, zu denen wir gerne hinwollten. Ein paar mussten gestrichen werden, weil sie zu weit abseits einer vernünftigen Route lagen, und einiges Neues wollten wir auch entdecken. Schnell waren sowohl die Tour wie auch das Motto klar: «Goldener Herbst», lautete es.

Letztes Jahr erlebten wir zufälligerweise eine totale Mondfinsternis, deshalb prüfte ich, ob 2023 auch eine anstehen sollte. Nein, aber dafür eine ringförmige Sonnenfinsternis, die quer durch unsere Route verlief. Wir schoben die Tage so, dass wir uns am 14. Oktober im Zentrum dieser befinden würden.

Eigentlich wollte ich einen Flug bei der Star Alliance-Gruppe buchen, weil wir noch bis Ende Jahr einen Vielfliegerstatus hatten und somit in der Business-Lounge hätten platznehmen dürfen, aber British Airways war um rund tausend Franken günstiger. So viel war mir die Lounge nicht wert. Aber wichtig war uns, nie mehr Economy zu fliegen – zumindest nicht auf Langstrecken. Business Class war uns zu teuer, aber mit der Premium Economy hatten wir einen idealen Kompromiss gefunden. Für den Flug von Basel nach London reservierten wir keine Sitzplätze, denn selbst wenn es beim Check-In keine Sitze mehr nebeneinander geben sollte, würde die Welt nicht untergehen. Von London nach Denver und umgekehrt war es uns wert, einiges Geld für die Sitzplatzreservation in die Hand zu nehmen.

Je näher die Reise rückte, desto klarer sah ich den Ankunfts- und den Folgetag vor mir:

Problemloser Check-In bei British Airways – kurzer Flug nach London – gemütliches Umsteigen in London mit Kaffeehalt – bequemer Flug nach Denver – schnelle Entgegennahme des komfortablen, wenn möglich mit Allrad ausgestatteten, Standard SUV – Einchecken im tollen Hotel – Kleinigkeit essen – schlafen – früh aufstehen – zur Dämmerung in den Rocky Mountain Arsenal National Wildlife Refuge, um Bisons und viele andere Wildtiere zu beobachten – leckeres Frühstück auf Porzellangeschirr und mit Besteck aus Metall im Hotel – auschecken – Einkäufe tätigen – Stadtbesichtigung – Weiterfahrt nach Colorado Springs.

Soweit der Plan.


freitag, 15. september 2023

morgen geht’s los!

Um fünf nach zwölf, exakt vierundzwanzig Stunden vor Abflug, traf ich mich mit Reiner in einem Microsoft-TEAMS-Termin, um die Flüge einzuchecken. Von Basel bis London funktionierte dies problemlos. Wir konnten Sitzplätze in der hintersten Reihe reservieren. Für den Flug von Heathrow bis Denver waren wir noch zu früh. Da wir dort jedoch bereits Sitzplatzreservationen hatten, machten wir uns keinen Kopf.

Am Abend setzten wir uns an den Computer und vervollständigten das Check-In. Doch was sahen meine müden Augen? Reiner könne nicht eingecheckt werden, weil er angeblich nicht über eine ESTA verfügte. So ein Nonsens! Diese war noch bis 2024 gültig. Wir suchten vergebens nach einer Möglichkeit, die ESTA-Nummer eingeben zu können. Mit jedem fehlgeschlagenen Versuch wurde ich nervöser. Was jetzt? Reiner rief bei der Hotline an und die Dame empfahl, morgen den Flug am Schalter einzuchecken – allenfalls in London, falls es in Basel nicht gehe.

Wenn es in Basel nicht gehe … dann würden die uns nicht mitnehmen und das Gepäck nicht bis Denver durchchecken. Ich ging mit einem mulmigen Gefühl schlafen. Was, wenn Reiner nicht fliegen durfte? Wenn wir wegen Schwierigkeiten den Flieger verpassen würden? Horrorszenarien machten sich in meinem Kopf breit. Reiner selbst war die Ruhe in Person – zumindest äusserlich.

samstag, 16. september 2023

ein holpriger start

Endlich war der Samstag da. Wir fuhren sehr früh im überfüllten Bus zum EuroAirport. Neben uns sass ein Mann, der indisch-pakistanischer Herkunft sein könnte.

Vor dem Lufthansa-Schalter stauten sich die Leute, bei British Airways waren wir drei Stunden vor Abflug die ersten Passagiere. Der Schalter war noch unbesetzt und ein Schild verwies darauf, dass erst zwei Stunden vor Abflug geöffnet würde.

Wir warteten und redeten uns gut zu, dass es bestimmt keine Probleme mit dem Check-In geben würde. Als der Schalter endlich besetzt wurde, erklärten wir der Dame unser Anliegen. Sie hob die Augenbrauen: Keine ESTA? Doch! Reiner zeigte das ausgedruckte Dokument, die Dame zog den Pass einmal durch den Leser und wir waren eingecheckt. War wohl irgendein Verknüpfungsfehler – überhaupt kein Problem – die ganzen Nerven waren umsonst strapaziert worden.

Wieder hiess es Warten. Am Flughafen zu frühstücken, kam nicht in Frage. Zu schlecht waren die Erfahrungen. Lediglich eine Flasche Wasser gönnten wir uns. Wir würden in London genügend Zeit haben, uns eine Kleinigkeit zu holen.

Auf meinem Boarding Pass von London nach Denver waren die vier Buchstaben «SSSS» vermerkt, die «Secondary Security Screening Selection» bedeuten. Diese zusätzliche Sicherheitsmassnahme war nach den Anschlägen vom 11. September 2001 eingeführt worden, um potenzielle Attentäter bereits vor der Einreise in die USA besser erkennen zu können. Dies hiess, dass ich einer erweiterten Sicherheitskontrolle unterzogen würde. In der Regel wird zuerst das Handgepäcks erneut untersucht, es werden Abstriche für Sprengstofftests genommen, ausserdem findet ein kleines Interview statt.

Ich ärgerte mich. Reichte es nicht, dass ich wegen meines künstlichen Kniegelenks jedes Mal bei der Security am EuroAirport auf entwürdigende Weise abgetastet wurde? Diesmal war die Beamtin wenigstens so freundlich gewesen, mir in die Hose zu greifen, ohne das T-Shirt bis fast zum Hals hochzuziehen.

Eine Durchsage ertönte und ich hörte die Worte «Delay» und «Staff». Ich sprang auf und sah entsetzt, dass wir eine Abgangsverspätung von eineinhalb Stunden haben würden. Reichte die Zeit zum Umsteigen? Ich fragte jemanden von British Airways und deutete aufgeregt auf die vier «S» auf meiner Bordkarte, die ihm angeblich nichts sagten. Flug Heathrow – Denver? Er tippte etwas in seinen Computer und zeigte mir auf dem Monitor irgendwelche Daten, die ich nicht einordnen konnte. Es seien fünfundzwanzig Minuten Zeit zum Umsteigen – wir müssten rennen, meinte er.

Wir und rennen? Ich verfiel in Panik. Mein Puls raste. Immer wieder schaute ich aus dem Fenster, aber der Flieger war noch nicht da. Ich nervte Reiner damit. Er meinte, dass das Flugzeug auch nicht schneller komme, wenn ich Panik schieben würde und überhaupt sei es nicht sicher, dass die «SSSS» eine besondere Sicherheitskontrolle bedeuten würden. Es half nichts, meine Nervosität stieg ins Unermessliche.

Endlich traf der Flieger ein. Es dauerte gefühlte Stunden, bis er endlich andockte. Dann stiegen erstmal die Leute aus. Eine Gruppe, dann noch eine, ein Einzelner, wieder eine kleine Gruppe. Hörte das nie auf und konnten sich die nicht bisschen beeilen? Wir hatten schliesslich einen Anschlussflug zu erreichen.

Boarding! Gruppe 1, dann Gruppe 2 und Gruppe 3 konnten einsteigen. Wir waren in Gruppe 5. Einzelne Passagiere mussten warten und andere passieren lassen. Wir auch. Warum das denn? Auf einmal ging mir ein Licht auf: Das waren diejenigen mit Anschlussflügen. Die beiden vor uns wollten nach Chicago. Es wurde chaotisch. Bei Reiner wurde ein Abschnitt des Tickets nach London einbehalten, dasjenige nach Denver bekam er ganz wieder zurück. Bei mir wurde das Ticket von London nach Denver entwertet und das nach London behielten sie ein. Aufgeregt machte ich das Personal darauf aufmerksam. Nur ruhig – das komme alles in Ordnung. Sie druckten Reiner ein neues Ticket aus. Aber der hatte doch schon eines. Mir fehlten die Boarding Passes! Irgendwann war auch ich wieder im Besitz der richtigen Tickets – diesmal ohne «SSSS». Gut! Vielleicht schafften wir den Anschluss doch noch.

Beim Einsteigen fragte ich den Flugbegleiter, ob dies die einzige Tür sei. Wir müssten in London umsteigen und sässen in der letzten Reihe. Er versprach, etwas für uns zu organisieren, was mich leicht beruhigte. Wir setzten uns in die Dreierreihe, neben uns ein netter, junger Mann. Ziemlich bequem für Economy, fand ich. Für einen Moment wurde ich wieder etwas ruhiger. «Schau mal dort drüben!». Reiner deutete auf den Inder-Pakistani oder was auch immer, der mit uns im Bus war. Zufälle gibt’s.

Warum startete das Flugzeug nicht? Es dauerte nochmals eine Ewigkeit, bis wir endlich in der Luft waren und mein Puls ging ebenfalls nach oben. Die netten Flugbegleiterinnen verteilten Wasser.

Als wir zur Landung ansetzten, war bereits Boarding des Denver-Flugs. Wir hatten noch ein paar Minuten, bis das Gate schloss. Eine Durchsage, dass die Leute bitte sitzenbleiben sollen, bis diejenigen mit den Anschlussflügen ausgestiegen seien, brachte nichts. Sobald das Flugzeug stand, sprangen fast alle auf. Unser Sitznachbar machte uns höflich Platz, ohne dass wir etwas sagen mussten. Er hatte wohl meine Aufregung mitbekommen.

Flug über London
 

 


london heathrow

Es dauerte und wir verliessen das Flugzeug zum Zeitpunkt, wo das nach Denver bereits abhob. Nun mussten wir uns nicht mehr beeilen. Niedergeschlagen gingen wir zur Infodesk der British Airways. Ein Brite, wie er im Buche steht, bediente uns. Nach Denver? Da gehe morgen Abend der nächste Flug. Nein, das geht nicht! Wir hätten in Denver ein Mietauto und ein Hotel gebucht und morgen müssten wir bereits am nächsten Ort sein! Er schaue …

Wir warteten, während er ein bisschen herumtelefonierte, nach hinten verschwand. Irgendwann meinte er, dass wir nach Washington und von dort mit der American Airline nach Denver fliegen könnten. Das bedeutete Immigration, Koffer abholen und wieder aufgeben und Sicherheitscheck. Reichte die Zeit dafür? Ja, das reiche, war seine zuversichtliche Antwort. Ich machte ihn noch auf die gebuchte Premium Economy aufmerksam, worauf er meinte, dass wir dies beim Gate sagen sollten und bestimmt wieder zurück in die Premium Economy oder gar in die Business Class könnten. Er drückte uns drei 10-Pfund-Gutscheine in die Hand und führte uns zur verkürzten Sicherheitskontrolle.

Ich hatte noch das Wasser aus dem Flugzeug im Rucksack, was mir egal war – sollen sie es mir doch wegnehmen. Auf meinen Hinweis bezüglich des Knies bat mich der Beamte höflich, die Schuhe auszuziehen. Die Frau neben mir wollte es mir gleichtun – musste sie aber nicht. Sie verstand das nicht, sie wusste aber auch nichts von meinen inneren Werten. Es piepste nicht und abgetastet wurde ich auch nicht. So eine schnelle Security hatte ich schon lange nicht mehr. Nicht einmal das Wasser hatte angeschlagen.

Die ganze Aufregung schlug mir auf den Magen. Die Hälfte des Salats, den wir uns für die dreissig Pfund gönnten, liess ich stehen. Schnell zum Gate. Huch, noch mit der Bahn fahren? Das Flugpersonal war gerade dabei, das Boarding vorzubereiten, als wir am Gate ankamen. Ich fragte einen Mann nach Premium Economy oder Business Class. Er winkte ab: Alles ausgebucht! Oh Gott, das durfte nicht wahr sein! Ich war verzweifelt, aber es half alles nichts, wir mussten uns auf zwei Plätze in der Mitte zwängen. Reiner sass am Gang und ich zwischen ihm und zwei Indern, die ständig Bananen assen. Noch nie hatte ich jemanden so viele Bananen verspeisen sehen.

auf dem weg in die staaten

Pünktlich rollte der Flieger auf die Rollbahn und dann stand er und stand und stand. Irgendwann hob er endlich ab. Mir war noch immer schlecht. Die Pretzel, die mit den Getränken verteilt wurden, brachte ich nicht herunter.

Der veraltete Bordcomputer zeigte, dass wir um vier Uhr morgens in Washington landen würden. Das konnte nicht sein. Der Flug nach Denver ging bereits um zehn Uhr. Der Flugbegleiter beruhigte mich, diese Zeiten würden nicht stimmen. Irgendwann wurden die Daten aktualisiert. Landung um neun Uhr Washington-Zeit. Was? Eine Stunde Zeit, um in den USA umzusteigen? Das reichte niemals. Wir hatten es in Philadelphia mal in Eindreiviertel Stunden gerade so geschafft. Ich fragte den Flugbegleiter und er versprach, das Anliegen weiterzugeben an jemanden, der den Flughafen in Washington gut kenne.

Inzwischen servierte er das Essen. Da mir noch immer übel war, schwankte ich zwischen «kein Essen», «nur das Brötchen» und «Chicken mit Reis» hin und her. Schliesslich nahm ich das Essen an, zwang mich, ein paar Gabeln Reis zu essen. Reiner, der nur das Wasser verlangt hatte, ass mein gut gewürztes Peri Peri Chicken, den Salat, das Brötchen und das Dessert.

Ich konnte sogar ein bisschen schlafen und nach einem Weilchen ging es meinem Magen etwas besser, doch der hohe Puls blieb. Noch immer zweifelte ich daran, dass wir in Washington den Flieger nach Denver erreichen würden. Reiner meinte wieder, ich solle mich nicht verrückt machen. Ich wunderte mich, dass ihn das so kalt liess, da zeigte er mir sein Stresslevel auf der Uhr: Fast am Anschlag. Er war also doch nicht so gelassen, wie er tat!

Eine sehr nette Flugbegleiterin – oder war es die Chef de Cabin? – kam und meinte, dass eine Stunde Umsteigezeit nicht reichen würde. Es gäbe morgen um 8:20 Uhr einen Flug. Ich erklärte ihr, warum wir unbedingt noch heute nach Denver mussten, doch sie winkte ab. Sie erklärte, dass wir sofort zum Bodenpersonal der British Airways gehen sollten, um alles weitere zu regeln.

Erst regte ich mich fürchterlich auf, dann aber beruhigte ich mich. Nun war alles klar und wir brauchten uns nicht mehr abhetzen. Wenn wir am frühen Morgen starten konnten, hatten wir noch etwas Zeit in Denver und würden lediglich das Hotel und das Wildlife Refuge verpassen. Beim Aussteigen erklärte uns die Frau nochmals, was wir tun mussten und dass sie bereits Bescheid gegeben hätte.

 


aufenthalt wider willen

Wir landeten um 21:45 Uhr. Ein riesiger Shuttle brachte uns zum Terminal. Vor der Immigration fiel mir eine Familie auf. Die Jungen waren um die zwanzig, beide mit bunten Haaren und tätowiert. Sie sprachen einen für meine Ohren ungewöhnlichen englischen Dialekt, den ich nicht zuordnen konnte.

Eine sehr freundliche Beamtin begrüsste uns bei der Immigration und fragte, für wie lange wir hierbleiben wollten. Eigentlich gar nicht, wir wollten nach Denver und von dort zu einem fünfwöchigen Roadtrip aufbrechen. Reiner musste lediglich die Finger einer Hand scannen und wir waren immigriert.

Beim Bodenpersonal trafen wir auf die Familie mit dem seltsamen Dialekt. Sie hatten ein ähnliches Problem wie wir. Das Personal bestand aus einer älteren Frau und einem witzigen jungen Mann. Er erklärte, dass wir uns oben beim British Airways-Schalter melden sollten. Dort würde uns der Flug gebucht und auch ein Hotel, denn «Big Daddy» müsse gut schlafen.

Auch im ersten Stock wurden wir herzlich begrüsst. Er habe da was. Hatte die Chef de Cabin eine Info gegeben? Moment, er drucke was aus. Der Ausdruck bestand aus zwei Flugtickets für morgen um 8:20 Uhr mit United Airlines, ausserdem einem Voucher fürs Taxi, einem fürs Hotel sowie Abendessen und Frühstück. Wir sollen ein Flyer-Taxi zum Best Western nehmen und morgen mit dem Hotelshuttle hierher. Er empfahl, zwei Stunden vor Abflug bei United Airlines einzuchecken und deutete zum anderen Ende der Halle.

Die Familie stieg in ein Taxi, wir ins nächste und beide fuhren zum Best Western Dulles Airport Inn. Für ein Abendessen war es zu spät, also gönnten wir uns eine kleine Packung Chips und Wasser auf Kosten der British Airways. Nach ein paar der Chips und mit Hunger im Bauch fielen wir todmüde ins Bett.

sonntag, 17. september 2023

trennung auf zeit

Wir wachten an einem Ort auf, an dem wir nie sein wollten. Ich hatte miserabel geschlafen. Die ganzen Ereignisse hatten in meinem Kopf rumgespukt.

Punkt sechs Uhr in der Früh startete der Flughafen-Shuttle des Hotels. Das war der Ort, wo wir das letzte Mal den eigenartigen Dialekt hörten und weil ich zu schüchtern war zu fragen, werde ich nie wissen, wo in der Welt so gesprochen wird.

Am Flughafen war Selbst-Check-In, aber eine Frau war uns behilflich. Wir gaben die Koffer ab und gingen zur Sicherheitskontrolle. Weder Laptop noch Tablets mussten separat aufs Band, nur die Schuhe durften wir ausziehen. Ich wurde sanft abgetastet – da könnte sich der EuroAirport eine Scheibe abschneiden - und dann warteten wir auf den Flieger nach Denver und das Frühstück, denn für dieses war es im Hotel noch zu früh gewesen.

Für die nächsten vier Stunden wurden Reiner und ich getrennt. Ich quetschte mich zwischen zwei Passagiere am Fenster und Reiner hatte seinen Platz in der mittleren Viererreihe. Zwischen uns sassen drei fremde Männer.

Das Frühstück bestand aus einem Fünflieber-grossen Stück Quinoa-Keks mit dunkler Schokolade und Salz überzogen. Nichts, was geschmeckt oder gar den Magen gefüllt hätte. Mein linker Sitznachbar studierte die Börsenkurse und der rechte checkte sein Ticket. Er war bereits seit 24 Stunden unterwegs und wollte heim nach El Salvador.

 


endlich in denver

Wir landeten pünktlich, blieben aber noch knapp eine halbe Stunde auf der Landebahn stehen, bis wir endlich am Gate andockten. Diesmal waren es nicht wir, die dies nervös machte, sondern die Männer in unserer Sitzreihe. Drei hatten einen Anschlussflug nach Honolulu. Einer davon hatte Reiner erzählt, dass sie eine Gruppe von sieben Personen waren, die einen Honolulu-Flug gebucht hatten. Statt gemeinsam zu fliegen, wurden sie auf unterschiedliche Flüge umgebucht.

Die drei Hawaii-Reisenden hatten Glück, denn ihr Flug startete am Gate direkt neben unserer Ankunft. Ob mein Sitznachbar seinen Flieger nach El Salvador erreicht hatte, bezweifelte ich.

Das Gepäck war schnell da. Der Shuttle zum Rental Car wurde von einer resoluten, kleinen Frau älteren Semesters gefahren. Sie hievte die schweren Koffer der Gäste in den Bus. Wir warteten lediglich ein paar Sekunden, bis wir von der herzlichen Megan am Alamo-Schalter bedient wurden. Die massive Verspätung tue ihr leid, meinte sie mitfühlend.

Wir konnten zwischen vier Standard SUVs aussuchen, wobei in einem davon bereits eine Person sass. Reiner liebäugelte aus nostalgischen Gründen mit einem Toyota 4Runner. So einen hatten wir bei unserem ersten USA-Roadtrip gefahren. Ich tendierte zum Santa Fé, denn der hatte wesentlich weniger Meilen auf dem Zähler und war im Gegensatz zum Toyota in einwandfreiem Zustand.

Meine Argumente zogen und so fuhren wir mit einem dunkelgrauen Hyundai Santa Fé vom Hof. Als allererstes kehrten wir im Zen Asian Sushi Bar & Grill ein, wo wir nach langer Zeit eine vernünftige Mahlzeit mit einigen Vitaminen in den Magen bekamen, die auch noch sehr gut schmeckte.

Zen Sushi
 

Danach gingen wir im Bass Pro Shop, einem sehr speziellen Sportgeschäft, das vor allem auf Boote und Jagdutensilien spezialisiert ist, auf Shopping-Tour. Für mich gab es ein Paar Wanderschuhe von Merrell, die nicht nur leicht, sondern auch äusserst bequem waren. Ausserdem erstanden wir für beide Wanderstöcke, denn da wir beide gesundheitlich extreme Fortschritte gemacht hatten, wollten wir viel wandern. Danach rüsteten wir uns im Walmart mit ein paar Lebensmitteln und zwei Campingstühlen aus.

Bass Pro Shop
Bass Pro Shop
Bass Pro Shop
Bass Pro Shop
Bass Pro Shop
Bass Pro Shop

erstes etappenziel erreicht

Die geplante Stadtbesichtigung liessen wir aus und fuhren auf dem Highway 105 nach Colorado Springs. Ich war fix und fertig, als wir im The Academy Hotel Colorado Springs eincheckten. Die Rezeptionistin war nicht besonders aufmerksam, das Zimmer abgewohnt, aber der Lobby-Bereich mit Restaurant und Innenpool sahen ganz nett aus.

Wir beendeten den Abend im Falcons Bar & Grill mit einem Mango Margarita für mich, einem Coors für Reiner und einem Happen zu essen für beide. Das Essen schmeckte gut, die Bedienung war sehr herzlich, aber ich fror, denn der Raum war auf den Gefrierpunkt heruntergekühlt.

Bereits um acht Uhr lag ich im Bett und schlief augenblicklich ein.


montag, 18. september 2023

hoch hinaus

Um zwanzig nach vier waren wir beide putzmunter und speicherten die ersten Bilder auf den Laptop. Frühstück wurde ab sechs Uhr serviert und als wir drei nach aufschlugen, waren wir nicht einmal die ersten. Gegen einen Bon erhielten wir einen Pappteller und durften uns am Buffet bedienen. Die Omeletts wurden frisch zubereitet und schmeckten sehr gut.

Eine knappe Stunde später waren es zwölf Grad Celsius und es war leicht bewölkt. Beim Garden of the Gods erwartete uns ein Hirsch, der genüsslich weiteräste, ohne uns und die anderen Touristen wahrzunehmen, die ihn ablichteten. Wir spazierten bei herrlichem Morgenlicht durch die roten Sandsteinformationen des 5.2 Quadratkilometer grossen öffentlichen Parks am Stadtrand von Colorado Springs am Fusse des Pikes Peak.

Garden of the Gods
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Die Temperatur stieg an, sank dann aber allmählich auf drei Grad, als wir hoch oben auf dem Pikes Peak ankamen, wo nur wenig Schnee lag. Auf 4’301 Meter Höhe war die Luft ziemlich dünn. Diesmal machte mir die Höhe gewaltig zu schaffen, mir war schwindlig. Von Kopfschmerzen oder Übelkeit blieb ich zum Glück verschont. Der Blick beim Hoch- und Herunterfahren war fantastisch. Vor allem die Gegend um das Crystal Creek Reservoir fand ich sehr idyllisch. Das Wasser glitzerte, die Vögel pfiffen.

Crystal Creek Reservoir
Crystal Creek Reservoir
Crystal Creek Reservoir
Crystal Creek Reservoir
Pikes Peak
Pikes Peak
Pikes Peak
Pikes Peak
Pikes Peak
Pikes Peak
Pikes Peak

Da die Strasse stark abfiel, wurde ein Brake Test durchgeführt. Nur 29.1 Grad Fahrenheit – der Prüfer lobte uns und wollte wissen, woher wir kämen. Wow, so ein weiter Weg, nur um auf den Pikes Peak zu kommen, witzelte er. Er erklärte noch, dass alles unter hundert Grad Fahrenheit gut sei und wünschte uns eine gute Reise.


ausländer unerwünscht

Im Trader Joe’s stockten wir die Lebensmittel mit den Dingen auf, die wir im Walmart vergessen oder nicht bekommen hatten. Die kamen in den Hotel-Kühlschrank und gleich danach fuhren wir zur Air Force Academy. Der Mann im Vierfruchtpyjama schaute uns streng an und fragte, was das sei, als wir ihm unsere Pässe zeigen wollten, und was wir hier wollten. Wir erklärten ihm, dass wir die Academy besuchen möchten, aber er schüttelte den Kopf. Wir bräuchten eine Genehmigung, die wir im Visitor Center erhalten würden. Er behielt die Pässe ein und händigte uns die, nachdem wir gewendet hatten, wieder aus.

Im Visitor Center waren sie wesentlich freundlicher. Doch leider erteilten auch die uns eine Abfuhr. Es dürften nur noch USA Citizen rein. Und ausserdem sei die Kirche eh wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Das wusste ich und war deswegen eh schon enttäuscht, denn als wir sie 2016 besichtigen wollten, war sie wegen einer Hochzeit nur für geladene Gäste zugänglich. Ob wir denn ein Armeemitglied kennen würden? Leider nein. Es tue ihm sehr leid, verabschiedete er sich von uns und machte uns auf den Aussichtspunkt aufmerksam, zu dem wir hinfuhren.

Mit dem Feldstecher beobachteten wir die Flugzeuge, die mit Segelflieger abhoben oder solche, die landeten. Als wir genügend Flugzeuge gesehen hatten, kehrten wir bei Lazy Dog ein. Wir assen Ahi Tuna und waren sowas von begeistert von dem Essen und dem Drumherum.

Trader Joe's
Air Force Academy
Air Force Academy
Air Force Academy
Air Force Academy
Air Force Academy
Ahi Tuna im Lazy Dog

nicht schon wieder …

Piep – Ölwechsel erforderlich! Ich dachte, ich hätte ein Déjà-vu. Letztes Jahr hatten wir genau dasselbe Problem und mussten das Mietauto tauschen. Nun war guter Rat teuer. Sollten wir sofort zu Alamo in Colorado Springs fahren oder warten, bis wir in einer grösseren Stadt ankamen?

Fortsetzung hier

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