coffee pot
Hörte man sich in der Sedona-Facebook-Gruppe um, so wurde immer wieder «Coffee Pot» für ein tolles Frühstückserlebnis genannt. Das steuerten wir an, doch der Parkplatz war proppenvoll. Wir drehten eine Runde und hatten beim zweiten Versuch das Glück, dass jemand rausfuhr und uns Platz machte. Das Restaurant war gross, sah gemütlich aus und war offensichtlich sehr beliebt. Wir kamen auf die Warteliste. Das Personal war sehr nett, das Essen war gut, aber das Red Rock Cafe gewann in allen Punkten: Die Bedienung war noch mehr um den einzelnen Gast bemüht, das Essen war noch besser, es gab keine Wartezeiten und das Ambiente gefiel mir dort auch besser, als im Coffee Pot.
fahren oder wandern?
Wir fuhren zum Red Rock State Park. Beim Eingang fragte der Ranger: «Drive or hike?». Ich war etwas verwirrt, denn ich dachte, dass dies ein Park sei, in dem man nicht fahren kann, aber wenn er so fragte, antworteten wir mit: «Drive». Er erklärte schmunzelnd, dass dies ein Wanderpark sei, dann erwiderten wir, dass wir dann wohl wandern wollten und er verkaufte uns ein Ticket für den Tag. Wir müssten jedoch oben beim Visitor Center parkieren, weil unten eine Veranstaltung stattfände und die Parkplätze dafür reserviert seien.
Als erstes besuchten wir das Visitor Center, dann setzten wir uns an einen der Picknicktische, um uns zu beratschlagen, welchen Wanderweg wir unter die Füsse nehmen wollten. Drei der Tische waren von Chinesen in Beschlag genommen worden. Eine ganze Wagenladung voller Essen war darauf verteilt. Sogar eine Kochplatte für das Aufkochen von heissem Wasser hatten sie dabei. Es wurden Suppen geschlürft und andere Speisen vertilgt. Wir kamen zum Schluss, dass uns überhaupt nicht nach Wandern war und nur weil wir nun Eintritt bezahlt hatten, wollten wir nicht etwas tun, worauf wir keine Lust hatten. Deshalb verliessen wir den Park Richtung Flagstaff.
Beim Oak Creek Vista erschreckte ich eine junge Frau, die gerade dabei war, sich in der Toilette umzuziehen. Sie lachte verlegen und ich erledigte, was erledigt werden musste, bevor ich wieder ins Auto einstieg. «Ratsch!», oh nein, das war meine Lieblingshose! Am Hosenbein klaffte ein riesiger Riss. Das viele Waschen hatte der Jeans wohl zugesetzt. Was sollte ich jetzt tun? Zurück wollte ich nicht, aber so konnte ich doch nicht rumlaufen! Reiner meinte, wenn ich mich «normal» verhielte, würde es niemandem auffallen. Nicht ganz überzeugt liess ich mich darauf ein.
und wir wandern doch
Wir fuhren zum Walnut Canyon National Monument, wo uns nach dem Kassenhäuschen eine Rangerin erklärte, dass das Nationaldenkmal heute sehr voll sei. Falls wir keinen Parkplatz fänden, sollen wir eine Runde drehen und allenfalls draussen beim Overflow-Parkplatz parkieren. Wir hatten Glück und stellten uns auf einen eben frei gewordenen Platz.
Im Walnut Canyon gibt es zwei Wanderwege: Der Rim Trail führt – wie es der Name schon sagt – am Rim entlang und der Island Trail in die Schlucht hinunter zu Klippenwohnräumen. Wir wählten den Rim Trail, der sich auf einer Höhe von 2040 Metern befindet. Es windete heftig. Die meisten Besucher setzten ihre Hüte und Caps ab, damit diese nicht Opfer des Windes wurden. Ich behielt mein Käppi auf, musste es aber andauernd festhalten. Die Aussichten waren sehr schön und die Wanderung einfach, aber der Gedanke an meine kaputte Hose begleitete mich stets. Erst als ich keinen einzigen merkwürdigen Blick erkennen konnte, entspannte ich mich langsam. Vielleicht war wirklich nichts zu sehen.
Zu meiner Überraschung erklärte Reiner, dass er auch den Island Trail gehen wollte, was er dann auch tat. Ich wartete derweil oben, spazierte ein bisschen durch die Gegend und setzte mich schliesslich auf eine Bank hinter dem Visitor Center. Auf einer Tafel konnte ich lesen, dass 273 Treppenstufen in die Tiefe führten, dass darauf hingewiesen wurde, genügend Wasser dabei zu haben und in fetten Lettern stand: «Going down is optional. Returning is mandatory.». Die meisten lasen dieses Schild erst nach ihrer Rückkehr und amüsierten sich.
Die Cliff Dwellings, die sich Reiner derweil anschaute, waren von den Sinagua errichtet worden, einer präkolumbianischen Kulturgruppe, die von etwa 1100 bis 1250 nach Christus im Walnut Canyon gelebt hatte. Das Gebiet beim Walnut Canyon enthält den Walnut Creek, der eine gut 180 Meter tiefe Schlucht geschnitzt hatte. Der Bach mündet auf dem Weg zum Grand Canyon in den Little Colorado. Der Boden der Schlucht beherbergt mehrere Arten von Walnussbäumen, nach denen die Schlucht benannt ist. Viele der alten Wohnstätten wurden um einen U-förmigen Mäander in der Schlucht herum gebaut, wo der Bach drei Seiten eines hohen Felsplateaus umkreist und fast eine «Insel» bildet, deshalb der Name des Wanderwegs.
Ein Mann und ein kleiner Junge in Pantoffeln kamen die Treppen hoch. Der Mann schnaufte und meinte zu seinem Sohn: «You got it!». Der Kleine hätte es dem Anschein nach auch noch ein zweites Mal geschafft, nicht so der Vater, der ziemlich am Anschlag war.
Rund eine Stunde später war Reiner zurück und berichtete mir freudestrahlend von seinen Erlebnissen. Wir verliessen den Ort, fuhren nach Village of Oak Creek zurück, wo unser Parkplatz besetzt war. Reiner stellte sich hinter den Falschparkierer. Mich ärgerte das sehr, zumal wir heute vorhatten, zu Fuss zum Essen zu gehen.
Am Eingang war ein älteres Paar dabei, sich Zugang zu verschaffen, hatte aber nicht den richtigen Code. Schon wieder! Reiner verriet ihnen die korrekten vier Zahlen und wir erzählten, dass es uns gleich ergangen war, als wir das Zimmer beziehen wollten. Sie hatten aber noch weiteres Pech, denn ihr Zimmer war ungemacht. Zerknüllte Laken lagen auf dem Bett, der Müll war nicht geleert und geputzt worden war bestimmt auch nicht. Das Paar liess die Zimmertür offenstehen und reiste ab.
Vom Balkon aus sah ich einen Mann unten bei den Autos und ich rief ihm zu, ob das auf unserem Parkplatz sein Auto sei. Ja, war es. Er versuchte aus der Parklücke zu manövrieren, hatte aber bevor Reiner unseren Jeep wegfuhr, keine Chance, rauszukommen.
whiskytasting
Für den letzten Sedona-Abend wollten wir nochmals zu Colt Grill, um dieses unbeschreibliche Brisket zu essen und Whiskys zu testen. Ich bestellte an der Theke Brisket und Cole Slaw und zwei Whisky-Menüs an der Bar. Der Barkeeper meinte, dass ein Menü aber drei Shots beinhalte, doch wir waren zu zweit, das schafften wir, schliesslich waren wir zu Fuss da. Das Brisket war wieder so unglaublich lecker, dass ich glatt eine zweite Portion geschafft hätte. Die Whiskys aus Kentucky mundeten uns beiden ausgezeichnet, hingegen waren wir von den Nevada-Whiskys nicht überzeugt.