Gnuwanderung in der Masai Mara
Gnuwanderung in der Masai Mara

kenia - einzigartige gnuwanderung - Lake Baringo

lake baringo

Inzwischen hat der Regen aufgehört. In der Lodge werden wir sehr freundlich empfangen. Sowohl der Manager des Hauses wie auch Ben, der Fahrer einer anderen Gruppe, der wir schon in der Masai Mara begegnet waren, entschuldigen sich bei uns für die Unannehmlichkeiten. Wir werden in unsere Zimmer geführt und dürfen danach zum Dinner erscheinen.

Während des Essens werde ich von Ben ans Telefon gerufen. Es ist Moses, der erzählt, dass er eben von Nakuru losgefahren sei und gegen elf Uhr abends unser Gepäck bringen werde. Wir würden informiert, sobald die Sachen da sind, um sie im Zimmer in Empfang zu nehmen.

Wegen des schlechten Wetters dauert Moses‘ Fahrt schliesslich eine Stunde länger, so dass er erst gegen Mitternacht eintrifft.

Am Morgen geht es nach einem „Breakfast light“ mit einem Jamsfischer auf den See. Wir werden auf zwei Boote verteilt. Unser Führer heisst Sam. Wir dürfen ihn „Captain Sam“ nennen, was uns sehr amüsiert. Ein wundervoller Sonnenaufgang empfängt uns auf dem Lake Baringo, ein Süsswassersee, der den Anwohnern das Trinkwasser liefert. Es ist traumhaft schön und entspannend. Viele bunte Vögel, deren Namen ich mir nicht alle merken kann, sitzen auf Bäumen oder fliegen vom einen Wipfel zum nächsten.

Ausser der Soi Safari Lodge stehen sämtliche Gebäude entlang des Seeufers unter Wasser. Die Flüsse haben so viel Wasser geliefert, dass der Seespiegel gestiegen ist und über das Ufer hinausgetreten ist. Mir tun die Leute leid, die ihr Daheim oder ihr Einkommen in einem der Hotels verloren haben.

Wir begegnen einem Fischer auf einem winzigen Boot aus einem superleichten Holz, der Sam einen Fisch gibt und uns ein aus diesem Holz gefertigtes Bötchen verkaufen will. Etwas weiter hockt ein Fischadler auf einem Baum. Sam versucht, ihn mit dem Fisch anzulocken, was aber nicht gelingt. Wir geben auf und fahren weiter zu einer Gruppe von Hippos, die sich gemütlich im See tummeln. Auch hier gibt es wieder viele Vögel zu bestaunen. Besonders ein Baum voller quietschgelber Webervögel, die ihre vielen Nester an die Äste gehängt hatten, fasziniert mich. Ein Krokodil lauert darauf, dass eines der Nester ins Wasser fällt, was aber nicht geschieht. Dafür bekommt es von uns einen Fisch, den es schnellstens verschlingt.

Beide Gruppen beschliessen einstimmig, die Fahrt um eine weitere Stunde zu verlängern. Zu gemütlich ist die Zeit auf den kleinen Booten. Wir fahren zu einem Plätzchen, an dem mehrere Fischer uns ein paar weitere Fische mitgeben, danach suchen wir das Krokodil erneut auf. Diesmal bekommt es einen richtig grossen Fisch, ich glaube, es ist ein Wels. Daran hat es auch ganz schön zu beissen und wir kommen zu hervorragenden Fotos.

Mitten im See gibt es eine Insel, auf der ein Massai mit seinen fünf Frauen lebt. Er hat insgesamt 26 Kinder von seinen verschiedenen Frauen. Im Gegensatz zu den anderen Massai ernährt sich dieser von Fischen, was sie ansonsten verschmähen. Auf einem Baumwipfel können wir einen weiteren Fischadler ausmachen. Diesmal gelingt es, ihn anzulocken. Zwar erwischt er den Fisch nicht, aber das Spektakel, wie er es versucht, ist einmalig.

Relaxt geht es zum Frühstück, danach bleibt noch etwas freie Zeit bis zum Mittagessen und der anschliessenden Fahrt zum Lake Bogoria. Wir haben uns entschieden, am Nachmittag zu fahren, um den Sonnenuntergang zu sehen. Hoffentlich regnet es nicht!

Am Bogoria-See erwartet uns ein rosa Teppich aus Flamingos. Wir versuchen, uns an die Vögel heranzutasten, was uns nicht wirklich gelingt. Zwar können wir sie nicht verscheuchen, aber mit jedem Schritt, mit dem wir uns nähern, weicht die Masse zurück. Trotzdem schiesse ich unzählige Fotos, bis Reiner meint, dass es genug sei.

Dunkle Wolken ziehen auf, aber wir wollen auch noch die Geysire sehen, die an dem See zu finden sein sollen. Die Fahrt geht weiter. Wie der Lake Baringo ist auch der Lake Bogoria über die Ufer getreten. Vielerorts führen Behelfspisten an den überschwemmten Strassen vorbei. Gesperrt werden die Strassen mittels grossen Steinen und Ästen, die auf die Umleitung hinweisen.

Es wird immer dunkler und obwohl über uns die Sonne scheint, können wir einen doppelten Regenbogen ausmachen. An einer Stelle, an der der See besonders stark über die Strasse tritt, überlegen wir, ob wir weiter fahren wollen. Just in dem Augenblick setzt Regen ein und wir drehen um. So entgehen uns leider die Geysire, aber so ist halt die Natur.

Wir halten erneut an dem Platz mit den unzähligen Flamingos. Diesmal komme ich sehr nahe an die Tiere heran. Ich glaube, die Windrichtung hat gedreht oder es ist ruhiger. Hier hat der Regen noch nicht eingesetzt. Ein schönes Licht erleuchtet die rosafarbenen Vögel. Ich möchte aber noch bis zum Sonnenuntergang warten, was schätzungsweise eine halbe Stunde dauern wird. Doch die Wolken machen mir einen Strich durch die Rechnung, also gehe ich zum Auto zurück, welches zu meiner Verblüffung wieder getauscht wird. Der Landcruiser wird nach Nairobi gefahren, wo ihm ein neuer Kühler eingesetzt wird. Moses fährt uns mit einem Transitauto weiter. Leider kann ich kaum mehr etwas von der Landschaft erkennen, weil die Scheiben abgedunkelt sind. Damit die Fensterscheiben nicht anlaufen, heizt Moses tüchtig ein. Ich fühle mich wie in einem Dampfbad. Wieder fahren wir die Strecke zur Lodge in strömendem Regen. Die Stimmung ist ausgelassen, selbst Moses ist zu Spässen aufgelegt. Ich bitte ihn, morgen beim Äquator einen Halt einzulegen, was er verspricht zu tun.

Als wir in der Unterkunft ankommen, helfen uns die freundlichen Mitarbeiter mit riesigen Schirmen, damit wir trockenen Fusses zum Restaurant kommen. Wir müssen sogar eine Abkürzung vorbei an den drei hauseigenen Straussen nehmen, weil angeblich Nilpferde auf dem offiziellen Weg lauern. Die Strausse interessieren sich überhaupt nicht für uns, was mir ganz recht ist. Gestern hatten sie nämlich noch gefaucht, als Regine und Andreas dieselbe Abkürzung nehmen wollten.

Am nächsten Morgen stehe ich früh auf und bewundere den wunderschönen Sonnenaufgang. Unsere Zimmer liegen direkt am See. Vom Balkon aus haben wir einen herrlichen Blick auf ein im Wasser versunkenes Haus, hinter dem die Sonne den Tag einläutet. Vor mir schwimmt lautlos ein Krokodil vorbei und auf der Palme machen Webervögel einen unheimlichen Krach. Es ist sehr idyllisch. Schade, dass wir dieses Paradies heute bereits wieder verlassen müssen.

Wie versprochen, hält Moses am Äquator an. Er schiesst abwechslungsweise Gruppenfotos mit jeder Kamera. Neben Moses reihen sich viele Kenianer auf. Mir ist schleierhaft, woher die alle kommen, schliesslich ist nicht viel zu sehen. Sie warten geduldig auf das Ende des Shootings, dann aber belagern sie uns mit ihren Dingen, die sie uns verkaufen wollen. Amüsiert nehme ich die Argumente wahr, die sie bringen, damit ich etwas bei ihnen kaufe. Die eine meint, dass sie die Weltkugel selber gemacht hat und zeigt auf den rückwertigen Namen. Darauf erklärt mir ein Junge, dass auch er seine Kugel selber gemacht hätte und deutet auf den Namen „Angela“, was mich sehr belustigt, zumal ich keinen Jungen kenne, der „Angela“ heisst. Zumindest beweist er Humor, als ich lauthals lachen muss. Ein anderer war „der Erste“ und für wieder eine andere Verkäuferin wäre ich die erste Kundin. Es kommen immer mehr und zeigen mir Kugeln in verschiedenen Farben. Ich möchte eine braune Kugel. Um mich definitiv zu entscheiden, schaue ich sie mir genauer an. Wo denn die Schweiz sei, frage ich die Meute. Die sei so klein, da wäre kein Platz gewesen, erklärt mir eine Frau einleuchtend. Am meisten amüsiere ich mich über einen Jungen, der angeblich die Schweiz nach Spanien geschrieben haben will, weil da mehr Platz dafür vorhanden sei.

Moses warnt mich, dass es im Aberdare-Gebirge richtig kalt sein soll. „Wie kalt?“, frage ich ihn. „Siebzehn Grad“, lautet seine Antwort. Ich lache ihn aus. Siebzehn Grad sind doch nicht kalt. Bei uns herrschen wesentlich tiefere Temperaturen, zumindest im Winter.

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