Traumhafte Landschaften, riesige Tierherden und bunt gekleidete Menschen
zeitraum
- 18.08. – 31.08.2013
highlights
- Auf den Spuren grosser Tierwanderungen
- Drei Tage Masai Mara
- Nationalparks abseits der Touristenrouten
- Safaris und Wanderungen am Mt. Kenya
veranstalter
7. August 2013
feuersbrunst legt flughafen von nairobi lahm
Ein Grossbrand hat auf dem Jomo-Kenyatta-Flughafen in der kenianischen Hauptstadt Nairobi gewütet. Das Feuer wurde nach fünf Stunden gelöscht. Verletzte gab es offenbar nicht. Der Airport ist auf unbestimmte Zeit geschlossen. Die Brandursache ist unklar. Auch über einen Anschlag wird spekuliert.Mitten in meiner Vorfreude auf die Kenia-Ferien, erreicht mich diese schockierende Nachricht. In eineinhalb Wochen will ich genau auf diesem Flughafen landen. Was nun? Werden die Flüge umgeleitet? Wird die Reise abgesagt? Bekommen die Kenianer ihren wichtigsten Flughafen bis dahin wieder so hin, dass internationale Flugzeuge landen können?
Fragen über Fragen quälen mich, aber ich übe mich in Geduld und rufe weder die Fluggesellschaft, noch das Reiseunternehmen an, denn die haben bestimmt alle Hände voll zu tun und wissen auch noch nichts Bestimmtes. Das ist am Mittwoch und bereits am Freitag ruft uns das Reiseunternehmen an und versichert Reiner, dass die Swiss den normalen Flugverkehr am 16. August wieder aufnehmen wird. Das beruhigt mich. Aber auch wenn dies nicht der Fall sein sollte, so würde sich das Reisebüro bestimmt etwas einfallen lassen, damit wir eine schöne Reise erleben können.
Zwei Tage vor Abflug schreibt uns der Reiseveranstalter in einem Mail, dass der Flug normal abgefertigt wird, wir aber mit etwas chaotischen Zuständen in Nairobi rechnen müssen. Damit kann ich leben. Schliesslich ist das Afrika und ich erwarte keinen Perfektionismus.
Die erste kleine Enttäuschung erlebe ich beim Check-In. Reiner und ich haben keine Sitzplätze am Fenster und es sind auch keine solchen mehr frei. Und das bei einem Flug, der mehrheitlich über Land geht und ich so gerne aus dem Fenster die faszinierenden Flecken der Erde bestaune.
So lenke ich mich halt mit Filme schauen und Musik hören ab. Der Flug verläuft ruhig und ohne besondere Zwischenfälle.
Beim Ausfüllen der Anmeldung für die Immigration lernen wir Regine und Andreas kennen, zwei Mitreisende unserer Safari. Gemeinsam gehen wir in Nairobi auf die Suche nach Moses, unserem Driver Guide, nachdem wir eine sehr einfache Immigration in improvisierten Zelten erlebt haben. Nach geduldigem Warten findet Andreas eine mit Schildern bewaffnete Gruppe Menschen. Wir halten nach Moses Ausschau und finden ihn mit unseren Namen auf einem Stück Papier. Wir gehen zum Auto, einem Toyota Landcruiser, der auch schon bessere Tage gesehen hat. Die Sitze sind erstaunlich bequem.
Wir fahren kreuz und quer durch Nairobis Nachtleben und ich sauge die neuen Eindrücke in mir auf. Schliesslich verlassen wir die Innenstadt und halten bei einem Hotel mit Namen „Oak Place Hotel“ an. Wir sind bei unserer ersten Unterkunft angekommen. Etwas verwirrt bin ich, weil in den Unterlagen steht, dass wir im „Ridgeville Guesthouse“ anstelle des „Lemuria Guesthouses“ untergebracht sein werden. Das Zimmer ist recht gross, die Anlage sehr hübsch. Nach dem Beziehen unseres Nachtlagers gehen Reiner und ich noch etwas auf Entdeckungstour und werden vom Nachtwächter durch den Park begleitet. Danach gehen wir früh schlafen, schliesslich haben wir einen achtstündigen Flug hinter uns.
Am nächsten Morgen treffen wir Benjamin, Karin und Ulli, die von Berlin über Brüssel angereist und erst spät in der Nacht angekommen sind. Somit ist die Reisegesellschaft komplett.
Die Fahrt von Nairobi in die Masai Mara führt am grossen Grabenbruch vorbei und bietet einen herrlichen Blick. Bei einem Aussichtspunkt auf einer Höhe von 8‘000 Fuss, was ca. 2‘840 m.ü.M. sein müssten, halten wir kurz an, um die Landschaft zu bewundern und die ersten Fotos zu schiessen.
Wir fahren immer wieder durch kleinere und grössere Ortschaften. Die Kinder und manche Erwachsene winken uns zu, als wir vorbei fahren. In Narok, der Hauptstadt der Provinz Rift Valley, stoppen wir, um uns in einem Supermarkt mit Knabbereien einzudecken, danach geht es weiter auf den holprigen Strassen, bis die Wege den Namen Strasse nicht mehr verdienen. Es handelt sich vielmehr um Pisten, die teilweise unter Wasser stehen. Das Abenteuer hat begonnen.
Die Erde ist trocken und von tiefen Furchen durchzogen. Es sieht aus, als ob es seit Wochen nicht mehr geregnet hat. Dagegen sprechen jedoch die Pfützen und Schlammlöcher, die uns immer wieder begegnen und der einsetzende Regen etwas später.
masai mara
Im Mara Kima Camp, nahe dem Telek Gate in der Masai Mara, beziehen wir unser Zelt und treten zum ersten Game Drive an. Wir dürfen entscheiden, ob wir lieber Löwen oder Geparden sehen wollen. Ich entscheide mich für Geparden, weil ich noch nie einen in freier Wildbahn gesehen habe. Wofür sich schliesslich Moses entscheidet, erschliesst sich mir nicht. Es ist mir aber auch egal, denn Hauptsache, wir sehen überhaupt ein Tier.
Und das tun wir. Bereits nach kurzer Zeit können wir eine Unzahl an Gnus ausmachen. Auch ein paar Zebras, ein Schakal, eine Hyäne, ein paar Geier und in der Ferne ein paar Giraffen bieten uns ein Schauspiel.
Und dann liegt er da, der König der Tiere. Es ist ein prächtiger Löwe, der gerade ein Schläfchen hält. Wir sind nicht die einzigen, die das Tier bestaunen. Im Nebenfahrzeug hat sich ein Safari-Tourist mit einem riesigen Objektiv positioniert. Das scheint der Startschuss zum Kampf um das grösste Rohr zu sein.
Kurz vor Sonnenuntergang fährt Moses an einen kleinen Fluss, der genau in dem Moment von einer kleinen Herde von Gnus überquert wird. Zwar kann ich von meiner Position aus das Wasser nicht sehen, aber das Getrampel der Herde, der Sprung in und das Klettern aus dem Flüsschen ist schon eindrücklich.
Auf dem Rückweg beehrt uns ein wunderschöner Sonnenuntergang. Im Vordergrund sind Gnus zu sehen. Ein herrlicher Anblick einer scheinbar friedlichen Natur.
Zurück im Camp gibt es ein einfaches, aber schmackhaftes Abendessen und danach huschen wir in unser Zelt, um die erste Nacht in der Masai Mara zu verbringen. Viele ungewohnte Geräusche und eine unerwartete Kühle hindern mich beim Schlafen. Ich freue mich schon riesig auf die Pirschfahrt und hoffe sehr, viele Tiere beobachten zu können.
Als Erstes fahren wir zum Telek-Fluss, wo sich tausende von Gnus eingefunden haben, um den Fluss zu überqueren. Bis das der Fall sein wird, kann es noch dauern. Anders, als ich es mir ausgemalt hatte, wandert die Herde nicht einfach munter darauf los und immer weiter, sondern sie weiden auf einer grossen Fläche und versammeln sich dann für das Crossing. Ein Tier tastet sich schlussendlich vor, um die Überquerung zu überprüfen und geht wieder zurück, um den Versuch an einer anderen Stelle zu wiederholen. Das kann Stunden dauern, bis endlich ein Gnu den Platz für geeignet erklärt und den Marsch antritt. Dann geht es aber sehr schnell. Alle anderen folgen dem Vorreiter, egal, ob sie in den Tod springen oder nicht. Im Falle einer Lücke stoppt hingegen der ganze Trott und das Vortasten fängt von neuem an.
Wir verharren eine ganze Weile. Immer mehr Gnus kommen und wir suchen nach der besten Position, ohne die Tiere zu verschrecken. Nichts geht, kein Versuch, den Fluss zu überqueren ist zu sehen. Wir sind mit unserer Geduld am Ende und geben auf.
Meine Blase meldet sich und weit und breit ist keine Toilette zu sehen. Beim Telek-Gate, welches wir passieren, gibt es zwar welche, aber sie sind geschlossen. Moses löst das Problem, das nicht nur ich habe, sehr pragmatisch: Nachdem er sich vergewissert hat, dass sich kein Löwe in der Nähe tummelt, verziehen sich die Frauen nach rechts hinter einen Busch und die Männer stellen sich links auf, um sich zu erleichtern.
Vorher aber dürfen wir eine Löwen-Dame beobachten, die vor unserem Auto über die Piste spaziert. Auch eine Giraffenherde will von uns fotografiert werden. Es handelt sich um die Massai-Giraffen, die sich von den Netzgiraffen durch ihre Fellzeichnung unterscheiden. Die dunklen Flecken sind ausgefranst und haben stark zerteilte Ränder. Sie sind auch etwas kleiner, als ihre Artgenossen.
Wir begeben uns wie sehr viele andere Autofahrer auf den Weg zum Mara-Fluss, um doch noch ein Gnu-Crossing beobachten zu können. Ich bin unsicher, ob ich mich wirklich in eine Reihe von bis zu fünfzig Autos stellen möchte, um das Spektakel zu sehen oder ob ich nicht lieber weiter auf die Suche nach den Big Five und anderen Schönheiten der Masai Mara gehen möchte.
Auf dem Weg begegnen wir einer Gruppe Touristen, die stolz ihre Bilder von einem Geparden zeigen. Moses dreht um und fährt zu der Stelle, an der sie die Bilder geschossen haben. Da liegen sie, die possierlichen Tiere. Es sind zwei Geparden, die sich faul im Schatten eines Busches ausruhen. Mit einem Ranger im Rücken ist es uns nicht möglich, näher an die beiden heranzufahren. Off-Road-Lizenzen sind teuer und die Bussen für das Fahren neben dem Weg vermutlich noch teurer.
Schliesslich kommen wir am Mara-Fluss an. Ich bin schockiert, wie viele Autos da wie die Geier auf die Überquerung warten. Irgendwie habe ich gar keine Lust, mich in die Masse zu begeben. Auch Moses ist das Missfallen anzumerken, aber er lässt es sich nicht nehmen, uns das Spektakel doch noch zu bieten. Um die Wartezeit etwas zu überbrücken, nehmen wir unseren Lunch zu uns. Es ist ziemlich heiss im Auto. Nur hin und wieder geht ein angenehmes Lüftchen.
Während wir warten, spielen zwei Schakale ein Spielchen mit uns. Sie rennen hin und her, so dass ich sie meist nur von hinten ablichten kann. Auch die Geier warten bereits auf die Gnus, die es nicht schaffen werden, den Fluss lebend zu überqueren. Nur diese lassen sich Zeit. Moses ist genervt, weil er weiss, dass wir noch einen weiten Weg bis zum Camp vor uns haben. Einstimmig versichern wir ihm, dass wir auf das Crossing verzichten wollen. Er meint zwar, dass wir genau das gebucht hätten, aber für mich ist es viel wichtiger, eine gute Zeit zu verbringen, als stundenlang auf etwas zu warten, wo Tausend andere mir womöglich noch die Sicht versperren würden.
Beim Rückweg haben wir das Glück, nochmals drei Geparden beim Herumstreifen beobachten zu können und etwas weiter weg tummeln sich zwei Löwen im trockenen Buschland. Der eine hat sich auf den Rücken gelegt und streckt alle viere in die Luft. Auch wenn dies keine Prachtsbilder werden, so ist es sehr schön, sich diese Szene anzuschauen.
Im Wissen darum, dass die Nacht kühl wird, decke ich mich mit einer weiteren Wolldecke zu und schlafe recht gut.
Beim Frühstück herrscht ausgelassene Stimmung. Eine Büffelherde gibt sich als erstes die Ehre auf unserer nächsten Pirschfahrt. Die Tiere sind unheimlich fotogen, denn die vorderen Büffel wenden sich stets dem Auto und dessen Insassen zu, um die Herde vor einem möglichen Angriff abzusichern. Diese Pose halten sie meist minutenlang, so dass es problemlos möglich ist, auch Detailstudien anzufertigen.
Von weitem können wir Geier ausmachen. Es sind so viele, da muss etwas zu Fressen sein. Ich bin sehr gespannt, was es ist, als Moses sich in schnellem Tempo der Meute nähert. Zumindest fühlt es sich auf der holprigen Piste schnell an. Die hässlichen Tiere nehmen kaum Notiz von uns, als wir bei ihnen ankommen. Genüsslich hacken sie mit ihren Schnäbeln auf ein totes Gnu ein und versuchen einen Happen zu erwischen. Dabei streiten sie sich, als ob es nicht genug für alle geben würde. Gemächlich kommen zwei Löwenmädchen und ein mächtiger Löwe an, um ihre Beute zurück zu fordern. Die Geier sind beeindruckt und verziehen sich, so dass sich die drei Löwen ein paar Bissen genehmigten können, um wieder davon zu trotten. Das alles spielt sich in unmittelbarer Nähe zu unserem Auto ab. Ich bin beeindruckt.
Noch voller Freude über das Erlebnis, sind schon die nächsten drei Löwen zu sehen. Die drei jungen Männchen liegen faul im Gebüsch herum und lassen sich von den Fliegen ärgern. Etwas weiter, aber in genügend grossem Abstand zu den Löwen, grasen Zebras. Eine Mutter säugt ihr Junges. Wie so oft, weiden die Zebras in einer Gemeinschaft mit den Gnus, von denen wir wieder eine riesige Masse sehen können. Die Zebras zieren sich etwas beim Überqueren eines Flüsschens, obwohl sie trockenen Fusses über Grasbüscheln gehen können.
Auf dem Weg zum Mara-Fluss begegnen uns ein Sekretär und ein paar Thomson-Gazellen. Sie sind nach dem Streifengnu die zweithäufigsten Huftiere in Kenia, was nicht zu übersehen ist. Der Sekretär ist ein Vogel, der meist auf dem Boden herumstolziert. Seinen Namen verdankt er seinen Federn am Kopf, die aussehen, wie die Schreibfedern, die sich Sekretäre früher in ihre Perücken gesteckt hatten.
Am Mara-Fluss dürfen wir aussteigen und die dicken Nilpferde bewundern, die sich zu Duzenden im Wasser und am Ufer tummeln. Immer wieder werden tote Gnus den Fluss abwärts getrieben. Sie haben es nicht geschafft. Entweder, sie sind in den Tod gesprungen oder von Krokodilen in die Tiefe gerissen worden.
Ein Ranger führt uns zu einer Stelle, von wo aus wir ein Crossing beobachten können. Es geht verhältnismässig schnell und er versichert uns, dass wir unheimliches Glück haben, so etwas live zu sehen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob er nicht auf ein grosszügiges Trinkgeld spekuliert mit seiner Aussage.
Wir nehmen unseren Lunch auf dem Platz ein, auf welchem die Ranger die Aufsicht haben, damit Touristen sich nicht zu nahe an die gefährlichen Hippos heranwagen. Als Moses uns vorschlägt, nochmals mit dem Ranger mitzugehen, um ein weiteres Crossing zu sehen, lehne ich erst ab. In Ermangelung einer anderen Beschäftigung gehe ich schliesslich doch mit. Diesmal führt er uns etwas weiter den Fluss entlang und es dauert auch nicht lange, bis die Gnus von der anderen Seite über den Fluss rennen. Dies bestätigt zwar meine Vermutung, dass dieser Anblick nicht ganz so selten sein mag, wie uns der Ranger weismachen wollte, aber es ist trotzdem toll, es mitanzusehen.
Die Ranger freuen sich über das übrig gebliebene Essen und wir verabschieden uns mit vollen Speicherkarten auf unseren weiteren Weg. Wir kommen an eine Brücke über den Mara-Fluss, wo viele der toten Gnus angespült werden. Selbst da, wo sich das Fressen im Überfluss bietet, streiten sich die Geier um die Beute. Nicht weit davon befindet sich die Grenze zu Tansania. Für einen kurzen Augenblick befinden wir uns in der Serengeti von Tansania, die sich erstaunlicherweise nicht von der Masai Mara unterscheidet.
Über eine lange Zeit begegnen uns Gnus, Gnus und nochmals Gnus. Dazwischen sind auch mal Spiessböcke oder Oryx-Antilopen, wie sie auch genannt werden und jede Menge Zebras auszumachen. Eine Pantherschildkröte kreuzt unseren Weg. Gemächlich, wie nur eine Schildkröte sich bewegt, krabbelt sie davon. Bei jedem Geräusch und bei jeder Bewegung zieht sie ihren Kopf ein. Wir lassen sie in Ruhe und widmen uns ein paar Straussen und Kaffernbüffeln zu, die sich von Madenhackern die Parasiten von ihren Körpern picken lassen. Ein hässlicher Name für einen ziemlich hübschen Vogel, wie ich meine.
Eine kleine Katze, es handelt sich um einen Serval, wie ich später herausfinde, schleicht sich im Gebüsch herum. Es sieht aus, als wäre sie auf Nahrungssuche. Leider lässt sie sich nur von hinten und der Seite ablichten, aber es ist auch schön, ihr bei ihrem anmutigen Gang mit ihrem nach oben gebogenen langen Schwanz zu beobachten.
Ein Gaukler, ein Verwandter des Schlangenadlers, sitzt majestätisch auf einem Baum und dreht seinen Kopf mit dem roten Schnabel von links nach rechts. Es sieht aus, als spähe er nach möglicher Beute.
In einem von Algen giftgrün gefärbten Tümpel tummelt sich ein Nilpferd. Wir haben aber keine Zeit, es zu beobachten, denn neben einer Hyänenfamilie sind Geparden in unserer Nähe. Wir beeilen uns, zu der Gruppe von Autos zu kommen, um ebenfalls einen Blick auf die fressenden Katzen zu werfen. Wieder ist es ein Gnu, das sein Leben lassen musste, um von den gierigen Katzen verspeist zu werden. So hübsch die getupften Katzen aussehen, so animalisch ist der Blick auf die blutverschmierte Schnauze. Auch das ist Natur: Fressen und gefressen werden.
Noch ein Crossing von Zebras und Gnus können wir exklusiv beobachten, wir sind nämlich die Einzigen, die die Tiere bemerkt haben. Bei einer weiteren Ansammlung von Autos fahren wir grossmütig vorbei, wir wurden heute mit einer solchen Tiervielfalt verwöhnt, dass wir uns die paar Löwen, die bloss im Busch herumliegen, entgehen lassen. Nicht entgehen lassen wir uns aber die nächsten Löwen, denn es handelt sich um eine Mutter mit ihren zwei Babys. Es ist süss mitanzusehen, wie sich die beiden spielerisch ihrer Mutter nähern und von dieser gründlich abgeleckt werden. Eine zärtliche Szene, die sich uns bietet.
Ein überaus erfolgreicher Tag und damit auch unsere Zeit in der Masai Mara geht zu Ende. Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg an den Bogoria-See, wo tausende Flamingos auf uns warten. Tiefe Furchen in der holprigen Piste schütteln uns komplett durch. Wer bisher noch keine Rückenbeschwerden hatte, hat sie bestimmt jetzt. Bei einem besonders tiefen Graben geraten wir so sehr in Schieflage, dass wir den Rückspiegel eines entgegenkommenden Fahrzeugs touchieren. Trotz der unsanften Begegnung ist kein Schaden zu sehen. Wir können die Reise fortsetzen.
Plötzlich gibt es einen Knall und die Frontscheibe ist schwarz. Geistesgegenwärtig bremst Moses den Landcruiser sanft ab. Er steigt aus und schliesst die hochgeschnellte Motorhaube. Die Splinte, die diese geschlossen halten, sind gerissen und so ist sie aufgesprungen. Moses braucht eine ganze Weile, um einen Verschluss mit einem Stück Draht zu basteln, den er mit einer rostigen Machete zurecht schneidet.
In Narok machen wir erneut einen Halt, um im Supermarkt Wasser und Snacks zu kaufen. Einer aus der Gruppe macht Moses darauf aufmerksam, dass unser Auto tropft. Ich denke, es ist bloss Kondenswasser.
Wir fahren die nächste Tankstelle an. Moses bittet uns, auszusteigen, was mich wundert. Wir könnten doch zum Tanken auch im Auto sitzen bleiben, denke ich. Aber Moses fährt den Landcruiser nicht an die Zapfsäule, sondern in die Werkstatt. Das Kondenswasser ist in Wirklichkeit Kühlwasser, denn der Kühler hatte einen Steinstoss nicht schadenfrei überstanden. In der Mitte prangt ein grosses Loch, welches notdürftig repariert wird. Dies dauert etwa zwei Stunden, in denen wir herumlungern und schliesslich im angegliederten Restaurant verpflegt werden. Nach einer erfolgreichen Probefahrt kann die Fahrt weiter gehen.
Wir kommen am bekannten Lake Nakuru vorbei und durchfahren die gleichnamige hübsche Stadt. Hier würde ich mich gerne etwas umsehen. Aber dafür ist keine Zeit. Ich frage auch gar nicht, ob wir anhalten. Wir haben ja ein Ziel und das ist noch ein ganz schönes Stück entfernt.
Weit haben wir Nakuru noch nicht hinter uns gelassen, als Moses das Auto an die Seite fährt und wir etwas verwundert aussteigen. Der Kühler hat es nicht geschafft, er muss erneut geflickt werden. Mir ist nicht ganz klar, was jetzt geschieht. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als zu warten. Nach rund einer halben Stunde kommt dann ein Taxi, in welches wir uns quetschen. Für unser Gepäck reicht der Platz nicht. Dieses nimmt Moses mit zurück nach Nakuru, wo er das Auto reparieren lassen will. Er schätzt, dass wir ihn und unser Gepäck etwa drei Stunden später in unserer Unterkunft am Lake Baringo wieder treffen werden. Der Lake Bogoria und die Flamingos verschieben wir auf morgen.
Im Auto ist es eng und stickig, aber immerhin fährt es ohne zu Murren. Unser Taxifahrer ist nicht besonders redselig, also schauen wir zum Fenster hinaus, während er die von Schlaglöchern übersäte Strasse entlang fährt.
Auf einmal liegt ein Mann neben seinem Motorrad mitten auf der Strasse. Er ist offensichtlich verletzt. Völlig schockiert nehmen wir wahr, dass der Taxifahrer wie alle anderen Fahrzeuge an dem Verunfallten vorbei fahren will, wogegen wir vehement protestieren. Er sieht sich von uns genötigt, anzuhalten und eilt mit uns zu dem Verletzten. Zwei, ich glaube, es sind Ulli und der Taxifahrer, tragen ihn von der Strasse weg. Er bewegt sich, also lebt er noch. Am Kopf prangt eine grosse Wunde. „I’m okay“, sagt er, worauf ich erwidere: „No, you are not okay!“. Inzwischen haben sich auch Einheimische zum Unfallort gesellt. Sie versuchen den Verwundeten in ein Auto zu bugsieren, was ihnen nicht gelingt, denn plötzlich mobilisiert der Verletzte unerwartete Kräfte und wehrt sich gegen die Hilfe. Er torkelt zu seinem Motorrad. Wir deuten, dass er lieber unbehandelt bleibt, als auf sein Motorrad zu verzichten, welches vielleicht sein einziger Besitz ist. Resigniert steigen wir wieder ins Auto ein und fahren weiter.
Nun wird mir bewusst, dass Reiner der Einzige war, der nicht vom Auto weggerannt war. Immer wieder wird man vor fingierten Unfällen gewarnt. Während die einen hilfsbereit ihr Gefährt verlassen, um nach dem Rechten zu sehen, rauben Komplizen das Auto aus oder stehlen es gleich mit samt dem Inhalt. Wie einfach wäre das in unserem Fall gewesen. Das Auto stand offen da, der Zündschlüssel steckte und alle persönlichen Dinge wie Papiere, Geld und Kreditkarten befanden sich darin. Zum Glück hatte Reiner die Situation im Griff und liess sich nicht von Gefühlen leiten, wie wir anderen.
Während der weiteren Fahrt habe ich stets das Bild des Verunfallten im Kopf. Den anderen scheint das ebenso zu gehen, denn sie sprechen die Situation immer wieder an. Mir gehen tausend Fragen im Kopf herum. Hat er innere Verletzungen? Kommt er davon? Hilft ihm jemand? Warum ist das Motorrad für ihn so wichtig? War das Blut echt oder doch nur Schminke? Warum liess er sich nicht helfen? Warum war er plötzlich so kräftig, als er weggebracht hätte werden sollen und vorher lag er fast leblos da? Antworten werde ich nie erhalten.
Es wird dunkel und beginnt zu regnen. Die Frontscheibe läuft an, Benjamin wischt sie mit einem Tuch ab. Der Regen nimmt zu, so dass die Tiefe der Schlaglöcher kaum mehr zu erkennen sind. Auf der Strasse gehen Menschen und es kommen uns Autos, schwer beladene Motorräder sowie Fahrräder entgegen. Ganz schön gefährlich, finde ich. Schliesslich setzt auch noch Hagel ein. Wir nehmen es jedoch mit Galgenhumor, indem wir immer wieder spotten, dass wir ja gemäss Reisebeschreibung einen Abenteuer-Urlaub gebucht hätten. Die Stimmung ist seltsam ausgelassen. Trotzdem bin ich froh, wenn die schreckliche Fahrt endlich zu Ende ist.
Schliesslich sehen wir einen Wegweiser zur Soi Safari Lodge, in welcher wir untergebracht sind. Es kann also nicht mehr lange dauern. Bei schwach beleuchteten Hütten hält der Taxifahrer an und ich frage mich entsetzt, ob es sich hier um unsere Unterkünfte handelt. Aber der Fahrer fragt lediglich nach dem Weg, der nicht mehr weit ist.
lake baringo
Inzwischen hat der Regen aufgehört. In der Lodge werden wir sehr freundlich empfangen. Sowohl der Manager des Hauses wie auch Ben, der Fahrer einer anderen Gruppe, der wir schon in der Masai Mara begegnet waren, entschuldigen sich bei uns für die Unannehmlichkeiten. Wir werden in unsere Zimmer geführt und dürfen danach zum Dinner erscheinen.
Während des Essens werde ich von Ben ans Telefon gerufen. Es ist Moses, der erzählt, dass er eben von Nakuru losgefahren sei und gegen elf Uhr abends unser Gepäck bringen werde. Wir würden informiert, sobald die Sachen da sind, um sie im Zimmer in Empfang zu nehmen.
Wegen des schlechten Wetters dauert Moses‘ Fahrt schliesslich eine Stunde länger, so dass er erst gegen Mitternacht eintrifft.
Am Morgen geht es nach einem „Breakfast light“ mit einem Jamsfischer auf den See. Wir werden auf zwei Boote verteilt. Unser Führer heisst Sam. Wir dürfen ihn „Captain Sam“ nennen, was uns sehr amüsiert. Ein wundervoller Sonnenaufgang empfängt uns auf dem Lake Baringo, ein Süsswassersee, der den Anwohnern das Trinkwasser liefert. Es ist traumhaft schön und entspannend. Viele bunte Vögel, deren Namen ich mir nicht alle merken kann, sitzen auf Bäumen oder fliegen vom einen Wipfel zum nächsten.
Ausser der Soi Safari Lodge stehen sämtliche Gebäude entlang des Seeufers unter Wasser. Die Flüsse haben so viel Wasser geliefert, dass der Seespiegel gestiegen ist und über das Ufer hinausgetreten ist. Mir tun die Leute leid, die ihr Daheim oder ihr Einkommen in einem der Hotels verloren haben.
Wir begegnen einem Fischer auf einem winzigen Boot aus einem superleichten Holz, der Sam einen Fisch gibt und uns ein aus diesem Holz gefertigtes Bötchen verkaufen will. Etwas weiter hockt ein Fischadler auf einem Baum. Sam versucht, ihn mit dem Fisch anzulocken, was aber nicht gelingt. Wir geben auf und fahren weiter zu einer Gruppe von Hippos, die sich gemütlich im See tummeln. Auch hier gibt es wieder viele Vögel zu bestaunen. Besonders ein Baum voller quietschgelber Webervögel, die ihre vielen Nester an die Äste gehängt hatten, fasziniert mich. Ein Krokodil lauert darauf, dass eines der Nester ins Wasser fällt, was aber nicht geschieht. Dafür bekommt es von uns einen Fisch, den es schnellstens verschlingt.
Beide Gruppen beschliessen einstimmig, die Fahrt um eine weitere Stunde zu verlängern. Zu gemütlich ist die Zeit auf den kleinen Booten. Wir fahren zu einem Plätzchen, an dem mehrere Fischer uns ein paar weitere Fische mitgeben, danach suchen wir das Krokodil erneut auf. Diesmal bekommt es einen richtig grossen Fisch, ich glaube, es ist ein Wels. Daran hat es auch ganz schön zu beissen und wir kommen zu hervorragenden Fotos.
Mitten im See gibt es eine Insel, auf der ein Massai mit seinen fünf Frauen lebt. Er hat insgesamt 26 Kinder von seinen verschiedenen Frauen. Im Gegensatz zu den anderen Massai ernährt sich dieser von Fischen, was sie ansonsten verschmähen. Auf einem Baumwipfel können wir einen weiteren Fischadler ausmachen. Diesmal gelingt es, ihn anzulocken. Zwar erwischt er den Fisch nicht, aber das Spektakel, wie er es versucht, ist einmalig.
Relaxt geht es zum Frühstück, danach bleibt noch etwas freie Zeit bis zum Mittagessen und der anschliessenden Fahrt zum Lake Bogoria. Wir haben uns entschieden, am Nachmittag zu fahren, um den Sonnenuntergang zu sehen. Hoffentlich regnet es nicht!
Am Bogoria-See erwartet uns ein rosa Teppich aus Flamingos. Wir versuchen, uns an die Vögel heranzutasten, was uns nicht wirklich gelingt. Zwar können wir sie nicht verscheuchen, aber mit jedem Schritt, mit dem wir uns nähern, weicht die Masse zurück. Trotzdem schiesse ich unzählige Fotos, bis Reiner meint, dass es genug sei.
Dunkle Wolken ziehen auf, aber wir wollen auch noch die Geysire sehen, die an dem See zu finden sein sollen. Die Fahrt geht weiter. Wie der Lake Baringo ist auch der Lake Bogoria über die Ufer getreten. Vielerorts führen Behelfspisten an den überschwemmten Strassen vorbei. Gesperrt werden die Strassen mittels grossen Steinen und Ästen, die auf die Umleitung hinweisen.
Es wird immer dunkler und obwohl über uns die Sonne scheint, können wir einen doppelten Regenbogen ausmachen. An einer Stelle, an der der See besonders stark über die Strasse tritt, überlegen wir, ob wir weiter fahren wollen. Just in dem Augenblick setzt Regen ein und wir drehen um. So entgehen uns leider die Geysire, aber so ist halt die Natur.
Wir halten erneut an dem Platz mit den unzähligen Flamingos. Diesmal komme ich sehr nahe an die Tiere heran. Ich glaube, die Windrichtung hat gedreht oder es ist ruhiger. Hier hat der Regen noch nicht eingesetzt. Ein schönes Licht erleuchtet die rosafarbenen Vögel. Ich möchte aber noch bis zum Sonnenuntergang warten, was schätzungsweise eine halbe Stunde dauern wird. Doch die Wolken machen mir einen Strich durch die Rechnung, also gehe ich zum Auto zurück, welches zu meiner Verblüffung wieder getauscht wird. Der Landcruiser wird nach Nairobi gefahren, wo ihm ein neuer Kühler eingesetzt wird. Moses fährt uns mit einem Transitauto weiter. Leider kann ich kaum mehr etwas von der Landschaft erkennen, weil die Scheiben abgedunkelt sind. Damit die Fensterscheiben nicht anlaufen, heizt Moses tüchtig ein. Ich fühle mich wie in einem Dampfbad. Wieder fahren wir die Strecke zur Lodge in strömendem Regen. Die Stimmung ist ausgelassen, selbst Moses ist zu Spässen aufgelegt. Ich bitte ihn, morgen beim Äquator einen Halt einzulegen, was er verspricht zu tun.
Als wir in der Unterkunft ankommen, helfen uns die freundlichen Mitarbeiter mit riesigen Schirmen, damit wir trockenen Fusses zum Restaurant kommen. Wir müssen sogar eine Abkürzung vorbei an den drei hauseigenen Straussen nehmen, weil angeblich Nilpferde auf dem offiziellen Weg lauern. Die Strausse interessieren sich überhaupt nicht für uns, was mir ganz recht ist. Gestern hatten sie nämlich noch gefaucht, als Regine und Andreas dieselbe Abkürzung nehmen wollten.
Am nächsten Morgen stehe ich früh auf und bewundere den wunderschönen Sonnenaufgang. Unsere Zimmer liegen direkt am See. Vom Balkon aus haben wir einen herrlichen Blick auf ein im Wasser versunkenes Haus, hinter dem die Sonne den Tag einläutet. Vor mir schwimmt lautlos ein Krokodil vorbei und auf der Palme machen Webervögel einen unheimlichen Krach. Es ist sehr idyllisch. Schade, dass wir dieses Paradies heute bereits wieder verlassen müssen.
Wie versprochen, hält Moses am Äquator an. Er schiesst abwechslungsweise Gruppenfotos mit jeder Kamera. Neben Moses reihen sich viele Kenianer auf. Mir ist schleierhaft, woher die alle kommen, schliesslich ist nicht viel zu sehen. Sie warten geduldig auf das Ende des Shootings, dann aber belagern sie uns mit ihren Dingen, die sie uns verkaufen wollen. Amüsiert nehme ich die Argumente wahr, die sie bringen, damit ich etwas bei ihnen kaufe. Die eine meint, dass sie die Weltkugel selber gemacht hat und zeigt auf den rückwertigen Namen. Darauf erklärt mir ein Junge, dass auch er seine Kugel selber gemacht hätte und deutet auf den Namen „Angela“, was mich sehr belustigt, zumal ich keinen Jungen kenne, der „Angela“ heisst. Zumindest beweist er Humor, als ich lauthals lachen muss. Ein anderer war „der Erste“ und für wieder eine andere Verkäuferin wäre ich die erste Kundin. Es kommen immer mehr und zeigen mir Kugeln in verschiedenen Farben. Ich möchte eine braune Kugel. Um mich definitiv zu entscheiden, schaue ich sie mir genauer an. Wo denn die Schweiz sei, frage ich die Meute. Die sei so klein, da wäre kein Platz gewesen, erklärt mir eine Frau einleuchtend. Am meisten amüsiere ich mich über einen Jungen, der angeblich die Schweiz nach Spanien geschrieben haben will, weil da mehr Platz dafür vorhanden sei.
Moses warnt mich, dass es im Aberdare-Gebirge richtig kalt sein soll. „Wie kalt?“, frage ich ihn. „Siebzehn Grad“, lautet seine Antwort. Ich lache ihn aus. Siebzehn Grad sind doch nicht kalt. Bei uns herrschen wesentlich tiefere Temperaturen, zumindest im Winter.
zentrales kenianisches hochland
Die Rhino Watch Lodge liegt auf 2‘000 Meter über Meer und ist unweit des Aberdare-Gebirges. Bianca und Snoopy, zwei weisse Hunde, begrüssen uns. Die Lodge ist sehr schön gelegen. Wäre es nicht so dunstig, könnte man zumindest von den oberen Zelten und Chalets aus den Mount Kenya sehen. So aber können wir seine Existenz bloss erahnen. Es ist merklich kühler, als noch in tieferen Gefilden. Als die Sonne verschwindet, beginne ich zu frieren und mache mir Sorgen, wie ich es in der Nacht und vor allem am nächsten Tag im offenen Geländewagen aushalten soll. Meine Pullover und die Regenjacke sind nicht so warm, wie ich sie mir jetzt wünschen würde. Ich hätte Moses mal besser nicht ausgelacht.
Die andere Gruppe, die bereits gestern angereist ist, kommt frierend von ihrem Ausflug ins Aberdare-Gebirge zurück. Eine Frau kann sich erst nach einer heissen Dusche wieder einigermassen aufwärmen, bleibt aber den ganzen Abend in ihre Decke gehüllt.
Nach dem Nachtessen erwartet uns im Zelt eine schöne Überraschung: In jedem Bett steckt eine Wärmflasche und auf dem Bett liegt eine dicke, warme, kuschelige Decke. Ich schlafe so gut, dass ich am Morgen am liebsten in der wohligen Wärme liegen bleiben würde. Trotzdem will ich mir den Sonnenaufgang hinter dem Mount Kenya nicht entgehen lassen. Daraus wird leider nichts, denn es ist bewölkt und Afrikas zweithöchster Berg lässt sich nicht blicken.
Nach einem ausgiebigen Frühstück geht es in das Solio Reservat. Weil sich unser Landcruiser in Nairobi in Reparatur befindet, fahren wir in einem offenen Geländewagen los. Der Park befindet sich in Privatbesitz und ist deshalb kaum bekannt. So sind wir mehr oder weniger die einzigen Besucher in dem Naturparadies, in dem sich die weltgrösste Population an Breitmaulnashörnern und fast einhundert Spitzmaulnashörner befinden. Es dauert auch nicht lange, bis wir ein paar der Breitmaulnashörner zu Gesicht bekommen. Auf offenem Feld grasen sie in aller Gemütsruhe, während sich im Hintergrund der Mount Kenya zeigt. Allerdings ist das Bergmassiv nicht klar und deutlich zu erkennen, denn ein Kranz von Wolken umhüllt das Gebirge.
Danach haben wir auch mit diesem Auto eine Panne. Am Vorderreifen hat sich ein riesiger Dorn oder Stachel ins Rad gebohrt, so dass wir einen platten Reifen haben. Mit Hilfe der Ranger, die an dieser Stelle postiert sind, wechselt Moses das Rad. Die Fahrt kann weiter gehen.
Wir sehen noch viele weitere Nashörner, aber auch Spiessböcke, Impalas, Wasserböcke, Zebras, Giraffen und grüne Meerkatzen. Die grünen Meerkatzen sind schwarzgesichtige Affen mit auffallend blauen Genitalien, weswegen sie auch „Blueballs“ genannt werden.
Langsam macht sich ein kleiner Hunger bemerkbar. Ich frage mich, wie und wo wir essen, denn es ist nicht erlaubt, im Park aus dem Auto auszusteigen, geschweige denn zu picknicken. Und wenn der Park verlassen wird, so darf er nicht wieder betreten werden. Das scheint Moses aber nicht zu stören, denn er verlässt das Gelände durch das Haupttor und parkt das Auto neben dem Empfangsgebäude, wo die Köche der Rhino Watch Lodge ein herrliches Mittagessen aufgebaut haben.
Nach einer ausgiebigen Siesta dürfen wir entgegen der Regeln doch wieder zurück in das Reservat, um weitere Nashörner, Büffel, Zebras und Vögel zu sichten. In der Ferne können wir sogar die seltenen Spitzmaulnashörner ausmachen. Danach geht es wieder zurück zur Lodge, wo wir eine stürmische Nacht erleben. Ich habe das Gefühl, Einbrecher im Zelt zu haben, doch die Geräusche mussten vom Wind verursacht worden sein.
Auch am nächsten Morgen ist es bedeckt und kalt. Ich habe mir sechs Schichten Kleidung gegönnt und friere trotzdem noch. Inzwischen ist Moses‘ Baby, sein Landcruiser, repariert und steht uns für die Fahrt in den Aberdare Nationalpark zur Verfügung. Dieser Nationalpark gefällt mir ausserordentlich gut. Die Landschaften sind sehr reizvoll, hügelig und die Vegetation ist abwechslungsreich. Es kommen Buschland, Bergwald und Bambus vor. Auf einer Höhe von über 3‘000 Meter über Meer verläuft ein Sattel alpiner Heidelandschaft. Auch ohne Tiere würde ich jederzeit gerne hierher zurückkommen.
Aus der Ferne können wir in einer Waldlichtung ein riesiges Waldschwein, einige Elefanten und viele Paviane beobachten. Im Gegensatz zur der Masai Mara oder zu Südafrika sind hier die Tiere sehr scheu und lassen sich kaum aus nächster Nähe erspähen.
Verschiedene Affenarten turnen auf den Bäumen herum und Büffel sichern ihre Herden ab, bevor sie den Rücktritt antreten.
Am Ende der Strasse durch den Nationalpark treffen wir auf einen grossen Wasserfall, den wir zu Fuss besichtigen können. In der Zwischenzeit baut Moses das Mittagessen auf, welches er hübsch auf der Kühlerhaube arrangiert. Reiner und ich setzen uns in die Wiese, um das warme Essen zu geniessen, als ein Schulbus mit vielen Kindern in Schuluniform ankommt. Die Kinder stellen sich äusserst diszipliniert in eine Reihe, um ihr Essen zu fassen. Vor allem die Jungs bekommen riesige Berge Reis auf ihren Teller gehäuft. Es riecht köstlich. In einer Gruppe lassen sich die Mädchen und etwas von den Mädchen entfernt die Buben nieder, um ihre Teller leerzuessen. Wir beobachten sie amüsiert und halten an unserem Plätzchen fest, schliesslich waren wir zuerst hier. Als noch zwei Busse ankommen und weitere zig Kinder aussteigen, wird es langsam etwas eng auf dem Fleckchen Erde. Wir suchen das Weite, indem wir den Weg zurück fahren.
Auch auf dem Rückweg begegnen wir Waldelefanten, Büffeln, Pavianen und Warzenschweinen. Ein Büffel suhlt sich in einem Schlammloch, was ihm sehr zu gefallen scheint. Aber auch die anderen Artgenossen sind nicht gerade sauber.
Plötzlich steht da ein riesiges Waldschwein in unserer Nähe, so dass wir es ausgezeichnet beobachten können. Um die Colobus-Affen zu sehen, müssen wir den Kopf in den Nacken legen. Zuoberst auf den Baumwipfel verspeisen die Primaten genüsslich ihre Blätter. Ihre langen weissen Schwänze sind hübsch, weniger hübsch ist die dicke Nase der Affen.
Das Highlight bietet uns eine Hyänenfamilie, die auf der Strasse spielt. Die Tierchen lassen sich durch uns nicht stören. Eine junge Hyäne stellt sich neugierig vor unser Auto, um dann eilig davon zu rennen und mit seinen Kameraden herumzutollen. Eine ganze Weile schauen wir dem Treiben zu, bis sie sich dann weg von der Strasse in Richtung Wald begeben.
Am nächsten Tag können wir ausschlafen. Trotzdem stehen Reiner und ich um sechs Uhr auf. Wir wollen sehen, ob uns heute ein Sonnenaufgang beschert wird. Unsicher, ob der Himmel klar oder bedeckt ist, machen wir uns mit Kamera bewaffnet auf, um auf dem Dach des Rhino Pubs auf den Sonnenaufgang zu warten. Es hat sich gelohnt! Wir sehen den Mount Kenya oder zumindest seine Umrisse, denn auch heute ist es ziemlich dunstig. Wir sind erstaunt darüber, wie flach eigentlich dieser Berg erscheint. Der Mount Kenya ist nicht ein Einzelberg, sondern eine Gebirgsmassiv, dessen höchste Erhebung mit 5‘199 Meter über Meer der Batian ist. Auch wenn der Sonnenaufgang nicht so spektakulär ist, wie wir ihn am Lake Baringo erleben konnten, so geniessen wir den Tagesanfang in dem verschlafenen Camp sehr.
Heute geht es zum Giraffen-Walk. Ich bin mir unsicher, wie viele Schichten ich anziehen soll. Durch die Sonne ist es etwas wärmer, aber trotzdem noch ganz schön frisch. Ausserdem wärmt die Bewegung ebenfalls, deshalb entscheide ich mich bloss für ein T-Shirt, einen Pullover und eine leichte Jacke. Das Zwiebelschicht-System hat sich auf dieser Reise schon mehrfach bewährt.
James fährt uns im offenen Geländewagen zum Rhino Country Club. Moses hat heute frei und verbringt den Tag bei seinem kleinen Sohn in Nairobi. Der Rhino Country Club sieht nobel aus. Ein Golfplatz fällt dadurch auf, dass es der erste Golfplatz ist, auf dem ich Warzenschweine, Zebras und Antilopen grasen sehe. Der Giraffen-Walk hatte ich mir spannender ausgemalt. Nach einer kurzen Wanderung sehen wir eine kleine Herde von Giraffen. Es ist aber nicht so, dass wir mit denen wandern würden. Wir stehen in gebührendem Abstand und können den Tieren zuschauen, wie sie genüsslich die Blätter von den Büschen fressen. Das Interessanteste empfinde ich eine Ameisenstrasse, die unseren Weg kreuzt.
Über den Rest des Tages können wir frei verfügen. Benjamin nutzt ihn, um nochmals in das Solio Reservat zu fahren, in der Hoffnung, Nashörner im Sonnenuntergang fotografieren zu können. Wie wir später erfahren, gelingt ihm dies nicht, weil der Park bereits um 18 Uhr schliesst und die Sonne eine halbe Stunde später untergeht.
Reiner und ich geniessen die Ruhe im Camp bei einer Flasche Wein auf dem Dach des Rhino Pubs. Die Aussicht ist traumhaft, auch wenn sich der Mount Kenya schon wieder versteckt hat. Wir unterhalten uns prächtig mit Beate, einer Teilnehmerin aus Bens Reisegruppe. Als Regine und Andreas sich zu uns gesellen, ist die Flasche bereits leer, weshalb Andreas für Nachschub sorgt. Der Alkohol hinterlässt Spuren: Wir sind alle äusserst ausgelassen, als wir uns auf einen Drink vor dem Abendessen in der Bar treffen. Dass die heute servierten Fleischspiesse „Mushikaki“ heissen, sorgt zusätzlich für Spott und Gelächter. Nach zwei weiteren Flaschen Wein lassen wir den Abend bei einem Drink in der Bar ausklingen. Unsere Lachsalven bleiben niemandem verborgen, auch Moses nicht, der uns am nächsten Tag mit einem Grinsen darauf anspricht.
samburu nationalpark
Mit leichter Katerstimmung geht der Weg über eine besonders holprige Piste in Richtung Norden. Je weiter wir fahren, desto wärmer wird es, so dass wir eine Schicht nach der anderen ausziehen können. Als wir schliesslich im Ol Pejeta Conservancy ankommen, ist es ziemlich heiss.
Wir besuchen eine Schimpansen-Auffangstation. Die Affen werden vor allem aus dem Kongo gerettet, wo sie teilweise unter widrigsten Umständen gehalten werden. In der Auffangstation dürfen sie einen schönen Lebensabend verleben. Die einzelnen Geschichten der Schimpansen sowie die Bilder ihrer Befreiung und ihrer Qualen, die sie erleben mussten, machen mich traurig. Wie können Menschen so schreckliche Dinge mit Lebewesen anstellen?
Mir hätte es sehr gut im Ol Pejeta gefallen, aber Moses drängt dazu, in den Samburu Nationalpark zu fahren. Vorher führt er uns aber noch zu einem Rudel der fast ausgestorbenen Wildhunde.
Im Samburu Nationalpark werden wir erst gebrieft, bevor wir unser Zelt beziehen dürfen. Das Camp „Elephant Bedrooms“ liegt mitten im Nationalpark. Somit sind Besuche von Elefanten keine Seltenheit. Da es sich um wilde Tiere handelt, müssen wir eine gewisse Vorsicht walten lassen. Das bedeutet, dass wir uns jedes Mal umsehen müssen, ob ein Elefant in der Nähe ist, wenn wir unser Zelt verlassen und in der Nacht ist es Pflicht, sich zum Schutz begleiten zu lassen.
Der Luxus, der in so einem Zelt untergebracht sein kann, lässt mich staunen. Es fehlt an nichts. Sogar ein kleiner Pool ist vor jedem Zelt vorhanden. Ich habe aber nicht lange Zeit, alles auszukundschaften, denn wir wollen bereits auf die erste Pirsch. Vielleicht sehen wir hier einen Leoparden.
Tatsächlich hört Moses von Ben, dass sie einen Leoparden entdeckt hätten. Moses gibt Gas und fährt an die Stelle, wo der Leopard gesichtet wurde. Leider sind wir zu spät. Lediglich eine Vielzahl an Autos, die wie die Geier ein Stück des Park umkreisen, ist noch zu sehen. Irgendwo hier müsste sich das Tier herumtreiben. Wir sind alle der Meinung, dass wir weiterfahren sollen. Anstelle des Leoparden sehen wir viele der kleinen süssen Diktiks und die putzigen Giraffengazellen – auch Generuk genannt - , die uns entweder beobachten oder an den Bäumen hängen, um die oberen Blätter zu fressen.
Karin hat erfahren, dass Moses letzten Freitag Geburtstag hatte. Wir wollen ihm mit einem „Geburtstagskuchen“ gratulieren. Da sich am Abend keine Gelegenheit ergibt, verschieben wir dies auf den Morgen, vor dem Start zur Pirsch. Karin hatte sogar eine Musik spielende Kerze erstanden, so dass Moses, der sichtlich erfreut ist, diese auspusten kann. Bei einem feuerroten Sonnenaufgang starten wir die Morgensafari.
Und dann ist es soweit. Ein Leopard zeigt sich uns. Wir können das Tier beobachten, wie es sich hinter einen Stein begibt und von da an verschwunden bleibt. Viele Safariteilnehmer kommen, um das Tier ebenfalls zu sehen, doch die Katze lässt sich nicht mehr blicken. Ein Strauss und eine Giraffe geben sich dafür aus nächster Nähe die Ehre.
Am Ewaso Nyiro Fluss tummelt sich eine Herde Elefanten, die sich aufmachen, den Fluss zu überqueren. Wir beobachten sie eine Weile, bis sie das andere Ufer erreicht haben, dann geht es zum Frühstück zurück ins Camp.
Bis zur Abendsafari machen Reiner und ich es uns im Camp bequem. Wir lesen, fotografieren und geniessen das schöne Wetter, den Fluss und die gemütliche Atmosphäre. Kurz bevor wir uns in unserem Zelt frischmachen wollen, kommt Obama. Obama ist ein Elefant, der wohl im Camp bekannt ist. Gemütlich nähert er sich immer mehr dem Bereich, an dem wir ein paar Stunden zuvor noch gegessen hatten. Er durchquert die Sitzbereiche und begibt sich gemächlich, ohne etwas zu beschädigen, in Richtung der Zelte. Für uns heisst das, hier bleiben, denn auch Obama ist ein wildes Tier, dem man nur mit Respekt begegnen sollte.
Die Abendpirsch bietet uns wieder etwas Besonderes: Eine grosse Elefantenherde bahnt sich ihren Weg Richtung Fluss. Wir stellen uns mitten in deren Weg und warten ab, was geschieht. Das Gefühl, als sich die Dickhäuter uns nähern, ist unbeschreiblich. Als sich ein kleines Elefäntchen in Richtung Auto bewegt, überlege ich kurz, ob das nun gefährlich sein kann, ob ich die Fensterscheibe hochkurbeln soll. Aber es passiert nichts. Kein Tier zeigt auch nur ein Anzeichen von Aggressivität. Als ob wir ein Fels oder ein Busch wären, machen die Elefanten einen Bogen um uns. Die einen überqueren die Strasse vor, die anderen hinter unserem Auto, so dass wir von Elefanten umzingelt sind. Wir sind alle geplättet von dem Erlebnis, das uns nun niemand mehr nehmen kann. Dagegen tut uns der kleine Leopard, den wir anschliessend sehen, nur noch Leid. Rund um das Tier stehen Autos, die einen sogar mit laufendem Motor. Ich habe zwar den Eindruck, dass er sich nicht stören lässt, aber es ist schon eine merkwürdige Situation, wenn der jagende Leopard selber zum Gejagten wird.
Als Moses in fast schon halsbrecherischem Tempo die Piste entlang braust, denke ich, dass er wohl hungrig ist und zum Camp zurück fährt. An einem schönen Plätzchen am Fluss stehen mehrere Autos und Menschen bewegen sich. Was für ein hübscher Ort für ein Picknick, denke ich. Da stoppt Moses und mir wird klar, dass wir auch dazu eingeladen sind, den Sonnenuntergang hier zu erleben. Stühle sind in Richtung Westen aufgestellt und ein Barmen mixt jedem Gast einen leckeren Cocktail. Sämtliche Gäste des Camps sind hier versammelt und geniessen die herrliche Stimmung. Eine Frauengruppe aus Washington interessiert sich besonders für ein Projekt zum Schutz der Elefanten. Auch ein junges asiatisches Pärchen nimmt am regen Austausch teil. Für einmal gibt es weder Sprachbarrieren noch Landesgrenzen. Ein bunt geschmückter Samburu bietet Häppchen an und die Kameras klicken, um den Sonnenuntergang festzuhalten. Ein Traumfinale einer Traumreise.
Leider bricht nun bereits die letzte Nacht in dem Land am Äquator an, das so arm ist und trotzdem einen solchen Reichtum bieten kann. Wehmütig denke ich an all die vielen Erlebnisse zurück, an die wilden Tiere, die Massai mit ihren Kuh- und Schafherden, die bunt geschmückten Samburu, die Steppen, Wälder, die Kälte und die Hitze und natürlich auch an die Pannen, ohne die das Abenteuer nur halb so abenteuerlich gewesen wäre.
heimreise
Wir haben noch eine lange Fahrt nach Nairobi vor uns. Wegen des Flughafenbrandes müssen wir bereits vier Stunden vor Abflug am Flughafen eintreffen. Auf dem Weg eröffnet uns Moses, dass er uns nicht bis Nairobi fahren wird, es einen erneuten Fahrerwechsel geben wird. Ich bin etwas enttäuscht. Viel lieber hätte ich mich am Flughafen von ihm verabschiedet.
Unser Mittagessen nehmen wir im „The Trout-Tree Restaurant“ in Nanyuki ein, welches sich wie der Name es verrät, auf Forellen spezialisiert hat. Fangfrische Forellen dominieren entsprechend auch die Speisekarte und sind extrem lecker. Das Restaurant ist inmitten eines Feigenbaums erbaut, in dem sich Colobus-Affen und Klippschliefer herumtollen. In einem Teich werden die besagten Forellen gezüchtet. Ein kleines Paradies ist hier entstanden.
Wir warten auf den Fahrer, der uns nun weiter chauffieren wird. Doch dieser kommt nicht. Steffi, die aus Bens Gruppe noch eine weitere Woche in Kenia verbringen will, sollte von Moses zurück in die Rhino Watch Lodge gebracht werden. Auch für sie heisst es nun warten.
Schliesslich, nachdem wir noch ein Gruppenfoto gemacht haben, entscheidet sich Moses, dem neuen Fahrer entgegen zu fahren. Wir quetschen Steffis Gepäck und sie selber in unseren Landcruiser. Auf offener Strasse nehmen wir dann den Fahrerwechsel vor. Nach einem kurzen und schmerzlosen Abschied von Moses und Steffi, sitzen wir in einem Transitfahrzeug mit Martin am Steuer.
Die Fahrt zieht sich hin. Karin und Ulli müssen als erstes am Flughafen sein, denn ihr Flug nach Uganda, wo sie auf die Suche nach Gorillas gehen werden, geht bereits um 22:40 Uhr. Reiner, Regine, Andreas und ich haben noch eine Dreiviertelstunde mehr Zeit. Die Strecke ist teilweise recht steil, so dass sich die Lastwagen nur im Schneckentempo die Strasse hochquälen können. Martin ist ein vorsichtiger Autofahrer und überholt nur bei äusserst übersichtlichen Stellen. Die Zeit vergeht und als Karin fragt, wie lange es noch bis Nairobi dauert, antwortete Martin: „Zwanzig Minuten“. Das müsste reichen, denn sie haben bis zum Check-In noch über eine Stunde Zeit.
Doch es dauert und dauert. Als wir endlich den Flughafen erreichen, ist es 18:45 Uhr. Wir verabschieden uns eilig von Karin und Ulli. Martin darf nicht in den Flughafen-Bereich, dafür ist ein gültiges Flugticket erforderlich. Mit Hilfe von freundlichen Flughafenmitarbeitern finden wir unser Terminal. Wir müssen noch etwas warten, bevor wir einchecken können. Als es soweit ist, werden wir äusserst freundlich, hilfsbereit und speditiv abgefertigt. Anstelle eines grossen Duty Free Bereichs erwartet uns ein Zelt, in dem wir die verbleibenden zwei Stunden warten können, bis wir an Bord der Swiss Maschine gehen können. Auch Benjamin, der nach Brüssel und weiter nach Berlin fliegt, treffen wir im Wartebereich wieder. Dann wird unser Flug aufgerufen. Das Aufrufen erfolgt nicht über einen Lautsprecher. Eine Frau geht von Reihe zu Reihe und erklärt, wer als nächstes ins Flugzeug einsteigen darf. Dafür, dass wir uns in einem Drittweltland befinden und ein so schwerer Schaden am Flughafen entstanden war, funktioniert alles bewundernswert gut.
Wir heben ab und verlassen das wunderschöne Land mit den freundlichen Menschen, den wilden Tieren und den eindrücklichen Landschaften. Es ist ein Abschied, aber ein Abschied auf Zeit, denn wir kommen wieder, versprochen!