Wir verbrachten einen wundervollen Tag im Park mit Palmen, Seen und einem durchlöcherten Felsen, wandelten auf den Spuren von Frank Lloyd Wright und Dale Chihuly und besuchten eine Geisterstadt am Fuss der Superstition Mountains. Das Highlight dieser Etappe war der Besuch des Arizona-Sonora Desert Museums in Tucson.
Am Morgen suchten wir den Frühstücksraum. Die Tür zum Restaurant zur Strasse hin war verschlossen. Seltsam. Kurzentschlossen schnappten wir das Auto und fuhren zu Jim's Coney Island Cafe. Hier war die Zeit in den Fünfziger-Jahren stehen geblieben. Die Bezüge der Bänke hatten schon ziemlich gelitten, aber der Kellner war äusserst charmant und das Essen sehr gut.
pool time
Wieder zurück beim Hotel kamen wir im Innenhof am Eingang des Restaurants vorbei. Aha, hier wäre es also reingegangen. Wir zogen uns um, cremten uns ein und enterten eine der fünf Loungebereiche am Pool. Heute taten wir mal nichts. Einfach ein bisschen faulenzen, plantschen und hin und wieder in den heissen Whirlpool sitzen war angesagt. Wie gut das tat - das fühlte sich an wie Ferien.
Eine ältere Frau mit einem Mädchen in Talar und einem Academic Cap auf dem Kopf kamen aus einem der Zimmer. Vermutlich waren sie auf dem Weg zur Graduation Ceremony. Wir fuhren zu Los Sombreros, einem Mexikaner nicht weit vom Hotel entfernt. Weil wir keine Reservierung hatten, mussten wir etwas auf einen Tisch warten. Das waren wir inzwischen schon gewohnt und machte uns nichts aus. Die Bedienung wirkte grantig, war aber äusserst aufmerksam und sehr effizient. Das Essen schmeckte hervorragend und so ging ein ereignisloser, aber nichtsdestotrotz wunderschöner Tag zu Ende.
das loch im stein und die fischer am teich
Jetzt, wo wir wussten, wo es Frühstück gab, traten wir ins Restaurant. Keine Menschenseele war drin, die Stühle standen auf den Tischen. Wir machten kehrt, denn nochmals Essen aus der Tüte kam nicht in die Tüte. Und so frühstückten wir wieder im Diner, den wir gestern entdeckt hatten.
Kurz nach neun Uhr waren wir beim Hole-in-the-Rock im Papago Park. Das ist eine Reihe von Öffnungen in einem kleinen Hügel aus Sandstein. Die Position des Sonnenlichtes, das durch die Öffnung schien, hatten die Hohokam, frühere Bewohner der Region, dazu benutzt, um die Jahreszeiten zu markieren.
Dass die Formation eine beliebte Attraktion im Park war, merkten wir daran, dass bei der Hauptkammer in der Nähe des Gipfels schon einige Personen herumwuselten. Der Weg dahin führte um den Felsen herum zur Hinterseite, von wo der Hügel einfach zu erklimmen war. Kurz vor dem Ziel waren mir dann zu viele Leute beim Felsloch, deshalb ging ich zurück zu Reiner, der an einem schattigen Platz gewartet hatte.
Wir setzten uns eine Weile an einen See, schauten den Anglern zu, beobachteten die verschiedensten Vögel und gingen abwechslungsweise auf kleinere Fotosafaris. Es war sehr idyllisch und ruhig. Ausser den paar Anglern war noch keine Menschenseele vor Ort. Eine Gans hatte wohl das Gefühl, dass wir etwas zu Essen dabeihatten und watschelte gemächlich auf uns zu. Sie schaute erst mich an, ging zu Reiner und als auch er ihr nichts anbot, dackelte sie wieder davon.
mystery castle not my castle
Als nächstes hatten wir das Mystery Castle im Visier, das sich in den Ausläufern des South Mountain Parks befindet. Auf dem Weg dahin piepst es im Auto. Nicht schon wieder das Öl! Aber diesmal war es der rechte Hinterreifen, der sich meldete. Er hatte zu wenig Luft. Wir steuerten eine Tankstelle an, zahlten 1.75 USD mit der Kreditkarte, um Luft zu pumpen, aber es ging mehr raus als rein. Auch bei einem zweiten Versuch und weiteren 1.75 USD ging kaum etwas in den Pneu. Bei einer anderen Tankstelle warfen wir den gesamten Quarter-Vorrat in den Schlitz und schafften es, so viel Luft zu pumpen, dass die Meckerei aufhörte. Hoffentlich hielt das an!
Als wir bei dem aussergewöhnlichen Schloss ankamen, empfanden wir das ganze Anwesen und die Schilder so abweisend, dass wir uns ohne Besichtigung wieder entfernten.
stadtrundfahrt und relaxen
Es folgte eine Fahrt in die Innenstadt von Phoenix. Eine Baustelle löste die andere ab. Das Thermometer zeigte 38 Grad Celsius, das war einfach zu warm für einen Stadtbummel. Wir entschieden, den Rest des Tages wieder am Pool zu verbringen.
Am Pool war es sehr gemütlich. Einige Hotelgäste verweilten an den Tischen, im Loungebereich, auf den Liegestühlen und im Wasser. Reiner lachte mich aus, wenn ich mich nach einem Bad bei knapp 40 Grad Lufttemperatur auf einem der Liegestühle aufwärmen musste. Nach kurzer Zeit wurde es mir wieder zu warm und ich setzte mich zu ihm in den Schatten. Meine Tücher nahm ich mit und derselbe Liegestuhl wechselte mehrmals seinen Besitzer, was bei einem Strandhotel mit europäischen Gästen undenkbar gewesen wäre.
An einem der Tische sass eine Familie mit grösseren Kindern. Eine Kühlbox und Taschen mit verschiedenen Gerichten und Getränken wurden ausgepackt. Immer mehr Personen versammelten sich um das ausgebreitete Essen. Am Nebentisch trank ein älteres Paar eine Flasche Wein und bald schon sassen die beiden bei der Familie am Tisch und unterhielt sich prächtig mit ihnen. Bei dem Anblick bekamen wir Hunger, hatten aber keine Lust, diesen gemütlichen Platz zu verlassen, also orderten wir etwas über Uber Eats. Wir gaben an, dass wir uns im Poolbereich befinden würden, trotzdem stand auf einmal eine Frau mit einer Box vor unserer Zimmertür. Kein Problem, wir fanden uns, und bald schon konnten wir unser Sushi bei beginnender Dämmerung geniessen.
eine nicht ganz so alte altstadt
Phoenix beziehungsweise Scottsdale war für uns eine Oase der Erholung. Entgegen unserem Vorhaben, nach dem Frühstück im Diner Old Scottsdale genauer unter die Lupe zu nehmen, fuhren wir lediglich kreuz und quer durch die gar nicht mal so alte Altstadt und schauten vom Auto heraus die verschiedenen Gebäude und Plätze an.
auf den spuren von frank lloyd wright und dale chihuly
Für halb zwei hatten wir eine Tour in Taliesin West gebucht. Wir hatten extra den Montag ausgewählt in der Hoffnung, dass weniger Leute das Winterhaus und Atelier des Architekten Frank Lloyd Wright besichtigen wollten. Doch als wir ankamen, standen bereits viele in der Sonne und warteten auf Einlass.
Zurzeit gab es eine Ausstellung mit Namen «Chihuly in the Desert», wo zum ersten Mal die Arbeit des Glaskünstlers Dale Chihuly mit dem Werk des Architekten Frank Lloyd Wright vereint wurde. Sechs Kunstinstallationen waren speziell für den Dialog mit der Architektur und dem Gelände von Taliesin West ausgewählt worden. «Fire Amber Herons» erinnerte an die Farben eines feurigen Sonnenuntergangs in der Wüste, «Red Reeds» und «Niijima Floats» waren von japanischen Fischerbooten in Niijima, Japan und Glasstücken entlang der Küste im Puget Sound in Chihulys Heimatstaat Washington inspiriert. «Black Saguaros» auf dem Rasen waren eine Anspielung auf den ikonischen Kaktus um Taliesin West und ahmten ihre robusten Säulen mit einem dunklen Glas nach, das haltbarer erschien, als es wirklich war.
Ich war von den Glasarbeiten fasziniert und doch hatte ich das Gefühl, dass sie nicht zu dem lokalen Wüstengestein, dem Holz und Beton des Gebäudes passten. Die klare Architektursprache Wrights und das zerbrechliche, farbige Glas, das so verspielt wirkte, standen in einem krassen Gegensatz zueinander. Und trotzdem, wenn ich jetzt die Fotos anschaue, sind es gerade diese bunten Glaselemente, die dem Anwesen einen besonderen Touch verleihen.
und nun?
Als wir mit der interessanten Besichtigung fertig waren, war es mitten am Nachmittag und wir hatten Hunger. Da wir zu spät für ein Mittagessen und zu früh für ein Abendessen waren, führte unser Weg in einen In-N-Out Burger. Das war unsere Premiere und ich war vom Double Double sehr begeistert, im Gegensatz zu den Pommes frites, die nur okay waren.
Den Rest des Tages und des Abends verbrachten wir am Pool. Das ältere Paar, das gestern mit der Familie mitgefeiert hatte, sass wieder an dem Tisch. Dort befand sich auch der Schalter für das Blubbern des Whirlpools. Als ich Anstalten machte, dorthin zu gehen, übernahm der Mann mit einem strahlenden Lachen diesen Dienst. Von da an betätigte er sich als Blubber-Anmacher für jeden, der den Whirlpool betrat. Das ging so weit, dass er aufsprang, als Reiner in diese Richtung ging, um kalte Getränke aus einem Automaten zu holen.
am fuss der superstition mountains
Am Morgen verliessen wir das Hotel mit dem schönen Pool und die Stadt, die aussergewöhnlich sauber war, in Richtung Osten. Das Frühstück nahmen wir auf einer Restaurantterrasse in Mesa ein. Das Restaurant sah nett aus, die Bedienung war es auch, aber das Essen nur solala. Dafür durften wir noch einen Coffee to Go mitnehmen.
Nur knapp 50 Kilometer entfernt stoppten wir beim Office des Lost Dutchman State Park. Es musste gerade eine Busladung voller Asiaten angekommen sein, die alle in diesem kleinen Raum versuchten, irgendwas zu kaufen oder einfach nur dumm rumzustehen. Ich holte eine Map und bezahlte den Tagespass für den Park.
Das Wetter war zwar schön, aber es war sehr dunstig. Die Superstition Mountains, zu deren Füssen der State Park lag, wirkten weit entfernt. Wir drehten eine kleine Runde auf einem der sechs Wanderwegen vorbei an verschiedenen Kakteen, darunter einige riesige Saguaros. Anschliessend statteten wir der Goldfield Ghost Town einen Besuch ab. Die Hitze machte uns ziemlich zu schaffen, da mussten wir uns erstmal mit einem kalten Getränk erfrischen. Dann waren wir wieder fit genug, um die alte Goldgräberstadt zu erkunden.
zu spät
Um 14:00 Uhr waren wir am Eingang des Boyce Thompson Arboretum State Parks. Bereits vor den Toren wuchsen wunderbare Exemplare verschiedener Kakteen und anderer Pflanzen. Ich freute mich auf den grössten und ältesten botanischen Garten Arizonas, doch die Kassiererin meinte, dass sie bereits um 15:00 Uhr schliessen würden. Bei einem schnellen Marsch wäre es in einer Stunde möglich, durchzukommen, aber sie überliess es uns, ob wir das auch wollten. Wir entschieden uns schweren Herzens dagegen. Schnell, schnell entsprach nicht unserem Naturell. Lieber liessen wir uns für die schönen Dinge genügend Zeit.
Es folgte eine Fahrt am Picacho Peak vorbei nach Tucson, wo wir im Best Western Royal Sun Inn & Suites eincheckten. Für das morgige Frühstück bekamen wir je einen Bon für das nebenanliegende Restaurant Bumsted’s. Für jeden der darauffolgenden Tage mussten an der Rezeption neue Gutscheine geholt werden. Warum einfach, wenn es auch kompliziert ging.
Das Zimmer war wieder gut, diesmal war nur ein Fernseher drin, den wir nicht anschalten würden. Das Braun der Gebäude wirkte altmodisch, doch nach längerem Hinsehen fand ich es für die Gegend sehr passend.
abstecher nach vietnam
Ich hatte Lust auf etwas Leichtes und fand das vietnamesische Restaurant Miss Saigon, das mehrere Niederlassungen in der Stadt hatte. Trotz des noch recht frühen Abends war es sehr gut besucht. Fast ausschliesslich alle Gäste waren Vietnamesen, die eine Suppe schlürften. Ich bestellte eine Tai Pho und war hell begeistert. Die Brühe war sehr aromatisch, das Fleisch zart und dazu bekam ich frische Sojasprossen, Koriander und eine Sauce. Das war noch viel besser, als ich es mir vorgestellt hatte. Auch Reiner war mit seinem Gericht zufrieden. Wir tranken ungesüssten Eistee auf Grünteebasis und bekamen einen mit Eiswürfeln in einen Becher eingeschweisst mit auf den Weg.
frühstück gut, alles gut
«Best Western Ticket to Ride includes ONE Breakfast and ONE Drink per Ticket» stand auf der Vorderseite der Frühstückskarte im Bumsted’s geschrieben. Mir war fast egal welches der zehn Gerichte ich bekam, Hauptsache der «Peppered Bacon» war dabei. Ich wählte «Cinnabum» und der Speck war so was von lecker, aber auch die French Toasts mit Zimt und Spiegeleier schmeckten gut.
Jetzt aber los, wir waren ja nicht bloss zum Essen hier. Schon die Anfahrt über den Gates Pass zum Arizona-Sonora Desert Museum bot wunderbare An- und Ausblicke. Wer jetzt denkt, dass in dem Museum alte Schinken ausgestellt sind, der irrt. Das Museum ist eher ein Naturpark mit regionalen Pflanzen und Tieren.
arizona-sonora desert museum
Wir bekamen eine Map mit nummerierten Punkten. Die Nummer 1, das «Warden Aquarium» und die Nummer 2 «Reptile, Invertebrate & Amphibian Hall» liessen wir aus. Wir steuerten die Nummer 3 «Earth Science Center & Cave» an, beziehungsweise gingen daran vorbei. Ein Hörnchen neckte uns und ich ging nochmals ein paar Schritte zurück. Unsicher schaute ich auf ein Tor. Durfte ich da rein? Hinter den Büschen hörte ich eine männliche Stimme. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich merkte, dass der Mann mit mir sprach. Ich ging zu ihm hin und er erklärte mir lang und breit, was mich in der Höhle erwarten würde und die geologische Geschichte dazu.
Noch schnell die Sonnenbrille gegen die normale gewechselt und ab ins Dunkle. Erst sah ich gar nichts in der künstlichen Höhle, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewohnt hatten. In einem Lichtkegel konnte ich die Entwicklung einer Tropfsteinhöhle und die Entstehung von Stalagmiten und Stalaktiten sehen. Ein anderer zeigte Tiere, die die Dämmerzonen von Höhleneingängen frequentieren. Die Höhlenausstellungen führten zu einem Raum mit einer von der NASA finanzierten Ausstellung «Earth from Space: A Satallite’s View of Earth». In einer angrenzenden Halle leuchtete ein Teil der Mineraliensammlung des Museums. Und dann verliess ich die Höhle bei dem Tor, durch das ich eintreten wollte und traf wieder auf Reiner, der noch immer damit beschäftigt war, das Hörnchen zu beobachten.
Das «Mountain Woodland» versprach Mountain Lion, Black Bear, Mexican Gray Wolves und Mule Deer. Weder der Puma, der Bär noch der Wolf liessen sich blicken, lediglich ein paar Maultierhirsche grasten hinter den Büschen. Auch im «Dessert Grassland» sahen wir keines der angepriesenen Tiere. Wir hofften, wenigstens die Javelinas (sprich: Havelinas) im «Desert Loop Trail» zu sehen. Ein Javelina ist ein Nabelschwein, das aussieht, wie ein kleines Wildschweinchen. Zwei Kojoten lagen faul herum und unter einer Brücke schliefen die Javelinas. Die Sonne prasselte so stark, dass ich sie kaum erkennen konnte. Zum Glück schaffte Reiner, die faule Bande abzulichten, sodass ich sie mir wenigstens später auf dem Foto anschauen konnte.
Auf den Wegen gab es mehrere Drinkbrunnen, wo man sich die mitgebrachten Flaschen auffüllen konnte. Ich war sehr froh über diese Dienstleistung, denn unser Wasser war längst getrunken und ausgeschwitzt. Parkangestellte, meistens älteren Semesters, gaben breitwillig Auskunft über die Flora und Fauna. Eine Frau war interessiert daran, woher wir kämen und erzählte, dass auch Holländer hier seien.
Mein Highlight war der “Cat Canyon”, wo ein Bobcat, ein Gray Fox und ein Ocelot je in separaten Gehegen zu Hause waren. Der Rotluchs war aktiv, der Graufuchs und der Ozelot schliefen anfänglich, bewegten sich aber dann auch im Laufe der Zeit. Da das Netz, hinter dem der Fuchs und der Ozelot geschützt waren, sehr präsent auf den Bildern zu sehen war, konzentrierte sich Reiner mehr auf den Bobcat. Eine der zahlreichen Angestellten winkte uns aufgeregt zum aktiven Ozelot und meinte, dass es selten sei, diesen zu Gesicht zu bekommen. Der Bobcat hingegen sei ständig da. Ich weiss nicht mehr, wie lange wir diesen drei Tieren zugeschaut hatten, aber auf jeden Fall länger als alle anderen Besucher, die zu der Zeit da waren.
Im «Hummingbird Aviary» sah ich zum ersten Mal Kolibris. Die waren jedoch furchtbar flink, sodass sie kaum auf Bild gebannt werden konnten. Eine Frau kam auf uns zu und fragte, ob wir die Holländer seien. Nein, die Schweizer. Ah, sie seien aus Schweden und würden immer mit den Schweizern verwechselt. Ja, das kennen wir!
Mir taten die Füsse weh, hatte heiss und Durst. Der richtige Moment, um auf der Restaurantterrasse etwas Kühles zu trinken. Ein Blick auf den Parkplan zeigte, dass wir eine ganze Menge ausgelassen hatten. Wir überlegten hin und her, ob wir das Versäumte noch nachholen wollten. Ja, wir würden es sonst bereuen, also zottelten wir nochmals los.
Im Riparian Corridor sahen wir keinen Otter und auch keinen Biber und die Dickhornschafe hatten wir 2016 zuhauf in freier Wildbahn beobachten können. Dafür gefiel es uns im «Birds oft the Sonoran Desert» ausserordentlich gut. Der Weg führte an einer wunderbaren Pflanzenwelt vorbei und hübsche Vögel flogen in der riesigen Voliere herum.
Als letztes versuchten wir noch ein «Burrowing animal» im «Life Underground» zu Gesicht zu bekommen, hatten aber auch da kein Glück. Trotz der eher geringen Ausbeute an Tieren war das Desert Museum eine wunderbare Erfahrung. Jedem, dem die Natur am Herzen liegt, kann ich den Besuch wärmstens empfehlen.
auto-desaster
Wir stiegen ins aufgeheizte Auto und schon wieder piepste es. Der Reifendruck hatte sich erneut verringert. Ich wollte den Pneu nochmals aufpumpen, aber Reiner meinte, dass es keinen Zweck habe. Aber nochmals das Auto wechseln kam nicht in Frage. Was tun? Reiner fand eine Jeep-Garage und wir fuhren da hin. Sofort kam ein Mann und fragte uns sehr freundlich nach unserem Anliegen. Wir erklärten es ihm und er holte sich einen Mechaniker. Reiner musste langsam vorwärts- und hin und wieder rückwärtsfahren, während die beiden Männer sich den Reifen genau unter die Lupe nahmen. Sie fanden einen kleinen Nagel als Verursacher des Malheurs. Leider reparierten sie keine Reifen und hatten dieses Modell nicht an Lager. Wir bekamen die Adresse eines Reifenhändlers in der Nähe und einen Zettel, auf dem der Reifentyp notiert war.
Wir traten ins Werkstattbüro des Reifenhändlers, wo ein Mann mit ordentlich Dreck unter den Fingernägeln sich unser Problem anhörte. Ich fragte ihn, was denn die Reparatur kosten würde. Inzwischen war sein Chef hinzugekommen und beide meinten, dass es gratis sei, falls sie reparieren könnten, aber dass es zwei Stunden dauern würde. Sie schauten sich das Rad ebenfalls an, gingen ins Office zurück und der erste erklärte, dass eine Reparatur nicht möglich sei. Der Chef wollte ihm widersprechen, aber nach einer kurzen Diskussion der beiden, gaben auch sie uns eine Adresse, wo wir einen Reifen kaufen könnten, denn sie hätten diesen speziellen Typ nicht da. Ich hatte das Gefühl, dass eine Reparatur schon möglich gewesen wäre, sie sich aber mit einem Mietwagen nicht die Finger verbrennen wollten.
Wir nahmen die Adresse zwar entgegen, waren uns aber einig, dass nun kein Weg mehr an einem Autotausch vorbeiführte. Schweren Herzens gaben wir Alamo Car Return ins Navi ein. Dort angekommen verwies ein Schild zu National. Ein junger Mann scannte die Daten. Ob wir einen Jeep Grand Cherokee haben könnten, fragte ich ihn, aber er wusste es nicht und deutete aufs Office. Dort sass eine resolute Frau. Reiner stellte ihr dieselbe Frage und sie antwortete, dass sie keinen hier habe, bat um einen Moment Geduld und telefonierte. Als sie fertig war, meinte sie, dass gerade ein Jeep in der Waschanlage sei. Falls wir bereit wären, zwanzig bis dreissig Minuten zu warten, könnten wir den haben. Wir hätten auch zwei Stunden gewartet!
In der Zwischenzeit durften wir uns ins «alte» Auto setzen. Eine junge Frau hatte den Mann bei der Fahrzeugentgegennahme abgelöst. Sie legte uns den Schlüssel aufs Armaturenbrett, damit wir die Klimaanlage einschalten konnten. Uns reichte aber der Luftzug, der durch die heruntergelassenen Fenster strömte. Wir waren so ins Gespräch vertieft, dass wir erschraken, als die Frau vom Office mit einem zackigen «Hi» den Kopf durchs Fenster steckte. Sie habe den Schlüssel zu unserem Auto. Und da stand er, der Neue. Er sah aus wie der Zwilling des alten, was auch die Parkdeckmitarbeiterin amüsiert feststellte. Wieder räumten wir Schuhe, Jacken, Stative und was sonst noch alles im Auto rumlag von dem einen zum anderen Jeep.
Wie jeder Zwilling, wich auch dieser in Kleinigkeiten vom anderen ab. Er war wesentlich neuer, hatte bloss 5'000 Meilen auf dem Buckel, hatte kein Sonnen- sondern nur ein Schiebedach, die Elektronik war noch etwas moderner und er hatte zu unserem Bedauern keine Sitzkühlung.
saguaro national park
Der Saguaro National Park liegt in der Sonora-Wüste, die sich bis weit nach Mexiko erstreckt und gilt als eine der schönsten und artenreichsten Regionen dieser Wüste. Eine herausragende Pflanze hatte dem Park seinen Namen gegeben: Der Kandalaberkaktus (engl. Saguaro – sprich: Sawuaro).
Der Park besteht aus zwei Teilgebieten, die am westlichen und östlichen Rand der Stadt Tucson liegen. Der kleinere Westteil enthält ausgedehnte Bestände der Saguaros. Der östlich gelegene Distrikt erhebt sich aus der Ebene bis zum Mica Mountain, der mit 2641 Metern der höchste Gipfel der Rincon Mountains ist.
Vom Flughafen aus, wo wir den Autotausch vorgenommen hatten, war der Ostteil näher. Das Visitor Center war bereits geschlossen, als wir ankamen, aber Maps lag im gedeckten Aussenbereich aus. Darin war der 12.9 Kilometer lange Cactus Forest Loop Drive eingezeichnet, den wir gleich in Angriff nahmen. Die Strasse war asphaltiert und teilweise nur in eine Richtung befahrbar. Nach der Eingangsstation folgte eine steile Abfahrt, wo auf einem Schild die Radfahrer vor den Gefahren eines Sturzes gewarnt wurden. Es folgten malerische Aussichten und Haltebuchten, die wir auch nutzten, um die wunderbaren Kakteen genauer zu betrachten. Im Hinterkopf hatte ich aber noch immer das Erlebnis im Organ Pipe Cactus National Monument, wo ich in unzählige Stacheln getreten war und blieb sehr vorsichtig.
Das Nachtessen nahmen wir in einem nahe des Hotels gelegenen äthiopischen Restaurant ein. Ein Mann mit einer Beinprothese bediente uns, erklärte uns die Gerichte und kam immer wieder auf ein Gespräch an unseren Tisch. Er interessierte sich sehr für unsere Tour, kannte sich in der Schweiz aus, weil er mal von Italien her in die Schweiz gefahren war und ein Freund von ihm in Basel lebte.
Er war sehr engagiert und ich hielt ihn für den Inhaber des Restaurants, wunderte mich aber, dass ein Weisser ein afrikanisches Restaurant führte. Als ich ihn danach fragte, grinste er und verneinte, der Besitzer zu sein. Er deutete auf einen jungen Mann mit dunkler Hautfarbe und Wollmütze auf dem Kopf, der im Nebenraum eine grössere Gruppe bediente. Das sei der Sohn der Founder. Seine Eltern – oder war es die Mutter? – hätten das Restaurant eröffnet. Da die Gruppe inzwischen das Lokal verlassen hatten, kam auch der junge Besitzer zu uns und beide gaben uns noch Tipps für den weiteren Verlauf der Reise mit auf den Weg.
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