Oberseerundfahrt
Oberseerundfahrt

ausflug nach rapperswil

Das Pfingstwochenende stand vor der Tür. Das Wetter versprach prächtig zu werden. Was gab es da Besseres als einen Ausflug zu unternehmen? 

Genau dies hatten wir vor. Aber statt vor dem Gotthard im Stau zu stehen, suchten wir eine schöne Bahnstrecke heraus. Um 8:03 Uhr fuhr die Südostbahn vom Bahnhof SBB in Basel los Richtung Locarno. Nur wenige Passagiere teilten mit uns die erste Klasse, aber auch in der zweiten war trotz Pfingstsamstag noch genügend Platz. In Luzern verliessen wir den Zug und schlenderten zum Vierwaldstättersee. Der Himmel war blau, aber es war dunstig. Die Sonne schien und wir bereuten, keinen Sonnenschutz dabeizuhaben.

Lange konnten wir den Blick auf die hübsche Silhouette der Luzerner Hotels und den See nicht geniessen, denn schon eine halbe Stunde später fuhr die Südostbahn Richtung Sankt Gallen. Wir setzten uns auf denselben Platz wie zuvor und genossen die gemütliche Atmosphäre, die die anderen Passagiere ausstrahlten. Jeder schien froh zu sein über das schöne Wetter und das lange Wochenende.

Der Weg führte am Verkehrshaus Luzern vorbei. Ich erinnerte mich an die unzähligen Male, wo wir mit der Familie dort zu Besuch waren. Als kleines Mädchen hatte ich es geliebt, zu telefonieren, zu faxen und in Züge und Flugzeuge zu steigen. Was sich inzwischen wohl alles geändert hatte?

Der nächste Halt war Meggen, dann verliessen wir den Kanton Luzern. Die Astrid-Kapelle, eine Gedenkkapelle am Vierwaldstättersee, befand sich bereits im Kanton Schwyz. Die Gedenkstätte war zu Ehren der 1935 bei einem Autounfall tödlich verunglückten Astrid von Schweden, Königin der Belgier, errichtet worden.

Der weitere Streckenverlauf führte zu linker Hand am Zugersee vorbei. Auch beim Zwischenstopp in Art-Goldau kamen Erinnerungen an frühere Zeiten hoch. Wie oft waren wir im Goldauer Tierpark spazieren und hatten die Hirsche gefüttert? Fasziniert hatten wir meiner Mutter zugehört, als sie vom Bergsturz von 1806 erzählt hatte, wo Dörfer unter Felsbrocken begraben wurden und 457 Menschen sowie 323 Nutztiere ums Leben kamen. Man konnte die inzwischen bewachsenen Felsen noch gut erkennen.

In Sattel bei Schwyz versuchte ich das Haus meines Urgrossvaters auszumachen, war mir aber nicht sicher, ob es überhaupt noch steht. Es war damals in den 1970er-Jahren schon alt.

Die vorbeiziehende Landschaft war wunderschön. Grüne Wiesen, Hügel und Täler wechselten sich ab. Gras war gemäht worden und wartete darauf, eingebracht und an die Kühe verfüttert zu werden.

Schliesslich kamen wir zum Zürichsee und nach Rapperswil, das bereits zum Kanton Sankt Gallen gehört. Ein Holzsteg, der die Fussgänger von Rapperswil nach Hurden und von Hurden nach Rapperswil bringt, nahm meine Aufmerksamkeit in Beschlag. Doch Reiner hatte etwas anderes mit uns vor. Zwar stiegen wir in Rapperswil aus, doch statt nach rechts gingen wir nach links zur Schiffstation. Ich war überrascht, was für ein hübsches Städtchen Rapperswil ist. «An der Riviera am oberen Zürichsee», betitelte MySwitzerland die Lage.

Es herrschte Frühsommerstimmung. Eine Frau in den Siebzigern entdeckte eine Parkbank und rannte ihrem Mann, der schwer zu Fuss war, davon, um sie zu ergattern. Daneben gab es noch jede Menge freier Sitzplätze, aber anscheinend musste es genau diese Bank sein.

Auch auf dem Schiffsteg hatten sich bereits ein paar Leute versammelt. Die meisten stellten sich auf der rechten Seite an, aber das Schiff auf der linken Seite kam früher. Die ältere Frau sprang auf und eilte auf den Steg, ihr Mann humpelte hinterher. Uns und auch anderen Personen war nicht klar, welches Schiff wir nehmen wollten, denn die Anzeige war defekt: «Kein Internet», stand auf dem Display zu lesen.

Da wir frei hatten und Reiners Plan nur vage, stiegen wir, ohne uns um das Ziel zu kümmern, in das ankommende Schiff und begaben uns auf das Oberdeck. Dies war die erste Klasse – also genau richtig mit unseren Tickets. Wir starteten zur Oberseerundfahrt, die nach Schmerikon führte und 2 Stunden, 40 Minuten dauerte. Bei einem Hugo genossen wir den Fahrtwind sowie die Aussicht und hatten so gar keine Lust, bei der Insel Ufenau auszusteigen, wie es Reiner eigentlich vorgehabt hatte.

Die Stimmung war sehr angenehm. Ausnahmslos nette Gäste waren auf dem Deck und zu meinem Glück war kein einziger Raucher dabei. Auch der Kellner hatte gute Laune. Er bediente die Gäste stets mit einem Lächeln und einem witzigen Spruch auf den Lippen.

 
 

Wieder zurück in Rapperswil setzten wir uns an den See und beobachteten das Treiben. Bald wurde es Zeit, weiter nach Sankt Gallen zu fahren, aber es war so gemütlich an der Riviera am oberen Zürichsee, dass wir uns spontan entschieden, noch etwas zu bleiben.

 

Später gingen wir doch noch zum Holzsteg und spazierten in Richtung Hurden. Selten hatte ich so viele Leute mit Kameras gesehen, wie dort. Es war aber auch unglaublich idyllisch. Viele Enten schwammen auf dem See oder hockten in ihrem Nest und brüteten ihre Eier aus. Bereits während der Schifffahrt konnten wir einen Schwan mit neun jungen Schwänchen beobachten.

 
 

Gegen Abend kehrten wir zum Bahnhof zurück und fuhren wieder mit der Südostbahn auf unserem Stammplatz über Luzern nach Basel. Noch während der Fahrt reservierten wir im L’esquina einen Tisch. Zum Abschluss dieses wundervollen Tages gönnten wir uns auf der Terrasse ein paar leckere Tapas und ein Glas Wein. Zur Krönung gab es noch einen herrlichen Sonnenuntergang.

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