Kasha Katuwe Tent Rocks
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usa 2016 - reisebericht - Tag 28 - Yellowstone

tag 28 > yellowstone (mi 08.06.2016)

Ein neuer Tag bricht an. Es ist sehr neblig. Auf dem Weg Richtung Norris lichtet sich der Nebel und ein herrlicher zarter Regenbogen ist in den verbleibenden Nebelschwaden zu sehen. Das Norris Geyser Basin ist gesperrt, aber wir wollen sowieso zum Grand Prismatic Spring.

"Lass uns vorher noch schauen, wann der Great Fountain Geyser das nächste Mal ausbricht, es wäre ja schade, wenn wir später merken würden, dass wir genau zu der Zeit daran vorbeigefahren sind." Reiner ist einverstanden und was sehe ich? Der Geysir spuckt grad die ersten Wassertropfen aus. Ich schaffe es eben noch meine Kamera zu schnappen und aus dem Auto zu hüpfen, da bricht er auch schon aus. Die Sonne kommt allerdings von der falschen Seite, ein Erlebnis ist es trotzdem. Die Eruption wird kleiner und schliesslich stoppt der Wasserstrahl. Ein paar der wenigen Leute, die bereits vor Ort sind, verlassen den Schauplatz, andere kommen neu hinzu. Ich bedaure sie, weil sie das Spektakel verpasst haben und steige zu Reiner ins Auto ein, der am Strassenrand steht und die Szene auf Film festgehalten hat. In dem Moment schiesst wieder eine Fontäne hoch. Ich reisse die Tür auf und bin bereits wieder am Rand des Geysirs. Nach diesem Ausbruch ist aber endgültig Schluss und wir können weiterfahren. Der White Dome Geyser zeigt auch einen prächtigen Ausbruch und der Firehole Lake dampft noch mehr, als gestern.

Obwohl wir noch immer ziemlich früh dran sind, herrscht auf dem Parkplatz beim Midway Geyser Basin ein mittleres Chaos. Das liegt jedoch nicht daran, dass kein Parkplatz mehr frei wäre, sondern weil die Autofahrer ewig darauf warten, dass ein anderer aus der Parklücke fährt, um zu erben. Schliesslich steht unser Auto auf einem Platz und wir laufen den Holzsteg entlang. Im Gegenlicht sehen wir die Silhouetten von anderen Besuchern, was gemeinsam mit dem Dampf der Pools ein hübsches Bild abgibt.

Der Weg ist ziemlich lang, so dass sich die zahlreichen Besucher gut verteilen und sich nicht auf den Füssen herumtreten, wie ich erst befürchtet hatte. Mir gefällt das Areal sehr gut und auch die orange glitzernden Ausläufer des Grand Prismatic Springs finde ich wunderschön. Ein bisschen schade finde ich es, dass der Weg auf den Hügel wegen einer Baustelle gesperrt ist, und deshalb der berühmte Pool nicht von oben betrachtet werden kann. Dafür steht uns, wenn wir in ein paar Jahren wieder zurückkommen, ein offizieller Weg hoch auf den Hügel zur Verfügung.

Da wir gestern das Upper Geyser Basin ausgelassen haben, wollen wir das jetzt nachholen. Beim Old Faithful ist die Hölle los. Der Geysir ist mitten in seiner Eruption und Tausende von Zuschauern wohnen dem Naturphänomen bei. Rund 50 Kinder tragen dieselben pinken T-Shirts, vermutlich eine Schule oder so was. Wir ziehen es vor, eine Runde zu laufen, auf welcher wir den Ausbruch des Beehive wahrnehmen, den wir bereits von gestern kennen.

Der Castle Geyser soll in rund sechs Stunden ausbrechen. Ich setze mich hin und witzle, dass ich jetzt darauf warten werde. Denselben Witz höre ich auch von anderen – er bietet sich einfach an.

Bis hoch zum Riverside Geyser kommen wir an vielen blauen oder bunten Pools und kleineren oder grösseren Geysiren im Ruhezustand vorbei. Beim Beauty Pool entdeckt Reiner eine Gelbbauchmurmeltier-Mutter mit Baby. Wir setzen uns auf eine Bank und beobachten die Tierchen. Keiner der vorbeigehenden Menschen entdeckt die Marmots. Hinter uns bricht Daisy aus, doch wir haben nur Augen für die herumtollenden Murmeltiere. Eine Familie mit zwei Kindern kommt uns entgegen. Der Vater zeigt auf den Geysir und ich zeige ihm die Murmeli. Erst kapiert er nicht und will mich fast zwingen, in die andere Richtung zu schauen, aber dann flippt er fast aus. Er zeigt sie seinen Kindern und bedeutet dem Jungen, still zu sein. Andächtig schauen wir nun zu sechst bis die Tiere in einer Felsspalte verschwinden.

Die Lion Group, ein weiterer Geysir im Geyser Hill, bricht just in dem Moment aus, wo wir ihn passieren. Wir beobachten ihn ein bisschen und gehen dann weiter. Plötzlich kreischt es in unserem Rücken. Eine Frauengruppe hat eine Dusche verpasst bekommen, was sie aber in Anbetracht des schönen Wetters nicht weiter zu stören scheint.

Für mich ist nun die Geysir-Saison abgeschlossen. Den Ausbruch des Old Faithful nehmen wir noch mit. Vom Geyser Hill aus ist er viel schöner, als von der Lodge aus. Das muss ich mir auf alle Fälle für ein nächstes Mal merken. Als nächstes schauen wir uns das Old Faithful Inn an. Die grosse Lobby mit dem steinernen Kamin ist sehr beeindruckend. Angeblich handelt es sich um das grösste Blockhaus der Welt.

Jetzt müssen wir dringend etwas gegen den knurrenden Magen unternehmen. Da in der Cabin weder ein Kühlschrank noch eine Mikrowelle vorhanden ist und zu unseren Abfahrtszeiten die Restaurants noch nicht geöffnet haben, müssen wir wohl oder übel jeweils ohne Frühstück los. Wie gestern versuchen wir unser Glück in der Cafeteria der Old Faithful Lodge. Das Gittertor ist offen und die Menschen stehen bereits an. Auf einer Tafel ist grafisch dargestellt, welche Ausgabestationen welche Speisen anbieten und wo sich die Kassen befinden. Reiner und ich trennen uns. Ich habe Lust auf eine Teriyaki-Schüssel und Reiner will sich ein Chili holen. Ich bin die erste an dieser Station. "Give me a second", bittet der junge Mann an der Ausgabe. Dass ich ihm zwei gewähre, findet er sehr nett von mir – sagt er zumindest und grinst breit. An der Kasse bekomme ich einen Schreck. Diese Schüssel mit Nudeln, Pilzen und Gemüse und ein Getränk soll über 28 US-Dollar kosten. Ich frage nach und der Kassier bestätigt den Betrag. Erst jetzt kapiert er, dass die beiden Asiaten hinter mir nicht zu mir gehören und rechnet den Preis deren Speisen ab.

Sowohl mein wie auch Reiners Essen schmecken wider Erwarten gut. Das Ambiente finde ich auch ganz nett für ein kantineähnliches Restaurant. Nur die Abräumer haben ihren Job nicht besonders im Griff. Anstatt mit ihrem Wagen der Reihe nach die Tische abzuräumen, stellen sie das Gefährt irgendwohin und holen lose Teller, Schüsseln und Tabletts, um diese auf zu ihren Wagen zu tragen.

Nach so vielen heissen Quellen und gefülltem Bauch brauche ich jetzt einen Bären - am liebsten einen Grizzly. Die grösste Erfolgschancen rechne ich mir auf der Strecke zwischen Mammoth Hot Springs und Tower aus, weil wir da bereits zweimal eine Bärensichtung hatten.

Bei Mammoth Hot Springs genehmigen wir uns noch ein leckeres Eis. Bekannt ist im Park das Huckberry-Ice, doch wenn ich Saltet Carmel sehe, dann kommt keine andere Geschmacksrichtung in Frage.

Beim Verlassen von Mammoth Hot Springs befinden sich auf und neben der Kreuzung viele Weisswedelhirsche. Ranger weisen die Fussgänger an, sich nicht den Tieren zu nähern. Entweder müssen sie anhalten und warten oder einen Umweg unter die Füsse nehmen.

Weil die Strecke so wunderbar schön ist und unser Auto bereits Entzugserscheinungen wegen Gravel Road-Mangels zeigt, fahren wir wie vorgestern den Blacktail Plateau Drive. Kaum sieht Reiner ein Auto hinter uns, hält er bei nächster Gelegenheit an und lässt es vor. Meist wollen die anderen auch nicht schneller fahren und lassen ihrerseits ebenfalls alle überholen. Oft kommt es vor, dass wir für so ein Manöver stoppen und der Hinterherfahrende hält auch und schaut, was wir denn schönes erblicken.

Leider gibt es wieder keinen Bären, also begnügen wir uns mit zwei Wapitis. Wir laufen sogar einen Hügel hoch, um sie etwas näher zu sehen, doch auch von dort ist die Distanz noch ziemlich gross. Der Hügel ist komplett mit Löchern durchsetzt. Hin und wieder flitzt ein Mäuschen oder ein Erdhörnchen von einem Loch ins nächste. Zurück auf der Strasse teilen wir einem erwartungsvollen Autofahrer mit, dass es sich bei den Tieren "bloss" um "Elks" handle, wonach sie enttäuscht davonrauschen.

Trotz des langsamen Tempos und wiederholten Aussteigens ist die Runde bereits wieder zu Ende. Das schreit nach einer Wiederholung und zudem waren die Bären vorgestern auf der Strecke, die wir durch den Drive verpasst haben. Nach ein paar Meilen auf der geteerten Strasse erkenne ich auf meiner Seite am Abhang einen Schwarzbären. Wir haben keine Chance anzuhalten zumal ein Ranger bereits vor Ort ist und "Falschparker" wegweist. Eine Familie steht an der nächsten Haltebucht und lässt ihren kleinen Jungen aussteigen, damit er zum Bären laufen kann, worauf der Ranger sie anschreit, dass sie das gefälligst unterlassen sollen. Da wir weiterfahren müssen, kann ich nicht sagen, ob der Bub wieder eingestiegen oder trotz Anweisungen des Rangers zum Bären gegangen ist. Um das Tier zu sehen, hätte man einen Abstand von maximal drei oder vier Meter gehabt!

Über den Blacktail Plateau Drive, Tower, einen kurzen Abstecher ins Lamar Valley und den Dunraven Pass gelangen wir zurück zum Canyon Village für unsere übliche Siesta. Von der Roosevelt Lodge ausgehend sehen wir ein paar Reiter auf ihrem Ausflug und im Lamar Valley begegnen wir erneut ein paar Bighornsheeps. Auch Pronghorns grasen am Wegrand - nur die verflixten Grizzlys suchen wir vergebens.

Die heutige Abendsafari beginnen wir mit dem South Rim des Grand Canyon of the Yellowstone mit Ziel Artist Point. Die Menschenmassen haben bereits das Weite gesucht, so können wir die herrliche Aussicht auf die Lower Falls fast alleine geniessen.

Für den Sonnenuntergang haben wir bereits im Vorfeld ein Plätzchen am Yellowstone River ausgesucht, doch der Parkplatz ist bereits voll und es sieht nicht so aus, als ob sich da jemand wegbewegen würde. Enttäuscht drehen wir um und fahren ins Norris Geyser Basin. Die Strasse, die am Morgen noch gesperrt war, ist wieder frei. Nur einzelne Autos befinden sich noch auf dem Parkplatz. Beim Steam Vent montiert Reiner seine Kompaktkamera auf das Stativ und richtet sie für einen Timelapse ein. Ich wandere mit dem zweiten Stativ und der Spiegelreflex ein bisschen herum, um eine geeignete Position zu finden. Alles wäre wunderbar, wären da nicht wieder diese äusserst aggressiven Mücken. Sie stechen sogar durch die Kleidung, sowas habe ich noch nicht erlebt.

Während ich auf Reiners Installation aufpasse, geht er zum Auto zurück und holt den Mückenspray. Unterdessen unterhalte ich mich mit einem jungen Asiaten. Er kommt aus Hong Kong und ist neugierig, was für Tiere es in der Schweiz gibt. Dass wir letztes Jahr in Hong Kong waren und uns die Stadt sehr gefallen hat, freut ihn. Dann verabschiedet er sich und geht ebenfalls Richtung Parkplatz hoch.

Reiner kommt mit dem Mückenspray und ich bin froh, dass er die Plagegeister wenigstens ein bisschen abhält. Der Dampf des Steam Vent ändert ständig die Richtung. Mal verdeckt er die Sonne, dann lässt er sie wieder durch. Ob meine Belichtungsreihen zu HDR zusammengebaut werden können, sehe ich dann noch. Ansonsten ist es einfach schön, hier zu sein. Der Hong Kong-Chinese kommt zurück. An der Hand führt er ein sehr jung aussehendes Mädchen, das eine rosarote Kamera wie eine Handtasche mit sich führt. Er redet ein paar Worte mit uns, sie steht schüchtern daneben. Händchenhaltend schlendert das süsse Pärchen weiter und kommt nach Sonnenuntergang wieder zurück. Wir warten noch, bis die Fotos für den Timelapse fertig sind, dann brechen wir ebenfalls auf.

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