Kasha Katuwe Tent Rocks
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usa 2016 - reisebericht - Tag 10 - Monument Valley - Page

tag 10 > monument valley - page (sa 21.05.2016)

Als wir um 5:00 Uhr aufstehen, schliessen wir Wetten ab, ob der Himmel sich für einen spektakulären Sonnenaufgang eignen würde oder nicht. Reiner setzt dagegen, ich dafür. Für einmal brauchen wir keinen weiten Anfahrtsweg, der Balkon ist der perfekte Ort für Stativ und Kamera. Als der Himmel sich langsam erhellt, bin ich der Meinung, gewonnen zu haben und Reiner ist auch nicht unglücklich über seine Niederlage.

Punkt 6:00 Uhr starten wir mit unserem Santa Fe den Loop, um die goldene Stunde zu nutzen. Wir sind noch keine Meile gefahren, da hält uns ein Navajo an und behauptet, wir dürften hier noch nicht sein, die Strasse würde erst um 8:00 Uhr öffnen. Wir widersprechen vehement, denn ich hatte extra nachgeschaut, ab wann der Rundkurs befahren werden darf. Erst als er begreift, dass wir im The View Hotel nächtigten und den Eintrittspreis gestern bezahlt hatten, lässt er uns weiterfahren. Die Öffnungszeit des Parks gilt nur für Besucher, die von ausserhalb kommen.

Das goldene Licht ist kurz, aber intensiv. Wir haben die Strasse fast für uns alleine. Auch beim sonst eher vollen John Ford Point sind wir alleine – bis auf einen Hund. Der kommt zu mir und ich bitte Reiner panisch um Hilfe. Ich solle ganz ruhig bleiben und den Schäferhund ignorieren, meint er. Mit angehaltener Luft versuche ich seinen Rat zu befolgen und fotografiere mit einem Grummeln im Bauch weiter, ohne das Tier anzuschauen. Als ich nach Stunden – wohl eher Sekunden, aber sie kamen mir wie Stunden vor – wieder nachschaue, ist der süsse, sehr gepflegte deutsche Schäfer längst bei Reiner, holt sich ein paar Streicheleinheiten ab und spielt mit dessen Stativ. Ein bisschen peinlich ist es mir jetzt schon, solche Angst vor einem harmlosen Hündchen gehabt zu haben.

Beim Felsen vorne, wo John Wayne auf dem Pferd fehlt, bläst mich der Wind fast davon. Lange bleibe ich nicht an der Stelle, aber ein paar Fotos müssen es sein. Auch an den übrigen Viewpoints ist es ziemlich windig.

Nach dem Rundkurs frühstücken wir im The View Restaurant. Die Auswahl beim Buffet ist gut, Eier und Speck werden nach Bestellung frisch zubereitet serviert. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist für das Frühstück definitiv besser, als für das Übernachten.

Das Auschecken erfolgt emotionslos. Bei strahlendem Sonnenschein geht es für uns weiter Richtung Page. An Felsformationen, die wie Elefantenfüsse aussehen, bleiben wir stehen. Auch hier kommt ein Streuner zu uns. Dieser lässt sich aber nicht streicheln, vielmehr bettelt er nach Futter. Eine Familie, die auch am Parkplatz angehalten hat, bietet ihm Hundefutter an, welches er dankbar annimmt.

Reiner und ich diskutieren, ob wir den vor zwei Jahren verpassten Blue Canyon erneut ansteuern wollen. Damals war er eines unserer favorisierten Ziele, welches wir leider wegen einer für uns zu tiefen, sandigen Stelle nicht geschafft hatten. Clever wie wir sind, einigen wir uns darauf, es über die Südanfahrt zu probieren. Zwar ist der Weg sehr viel weiter, aber der Frust wäre grösser, wenn wir es von Norden wieder nicht schaffen würden.

blue canyon (az)

Der Blue Canyon liegt südöstlich von Tuba City in der Moenkopi Wash im Gebiet der Hopi Nation. Er besteht aus rot und weiss gefärbten Sandsteinformationen. Die beste Zeit zum Fotografieren ist der Sonnenuntergang oder bei Vollmond. Es gibt zwei Anfahrtswege: Von Norden zweigt die Indian Route 7 bei den Elefantenfüssen (GPS 36.321892 N, -110.939904 O) von der US-160 gegen Süden ab. Von Süden geht die Indian Route 7 bei GPS 35.971111 N, -110.829722 O von der AZ-264 Richtung Norden. Die Südanfahrt über die Dirt Road ist wesentlich einfacher, als die Nordanfahrt. High Clearance und ev. 4wd sind empfehlenswert.

Gesagt, getan! In Tuba City stoppen wir kurz für einen Einkauf im Diné-Supermarkt. Wir sind die einzigen Weissen und somit auch die Einzigen, die den vollen Preis für die Lebensmittel bezahlen müssen.

Die Südanfahrt ist einfach zu finden und die ungeteerte Indian Route 7 gut zu befahren. Ein sandiges Steilstück gilt es zu überwinden, was aber für unseren SUV kein Problem darstellt. Im Internet hatte ich gelesen, dass es nicht erlaubt sei, durch Hopi-Gebiet zu fahren und der Blue Canyon nur im Rahmen einer Tour-Buchung besucht werden darf. Wir sehen aber weder ein Verbotsschild noch sonst einen Hinweis, also sind wir ohne schlechtes Gewissen unterwegs.

Nach ein paar Meilen werden bläulich schimmernde Badlands sichtbar und daneben unglaubliche rote-weisse Steinformationen. Ich freue mich wie ein kleines Kind. Selbst wenn uns die Strasse auf den letzten Metern noch einen Strich durch die Rechnung machen möchte, so sind wir jetzt nahe genug, um zu den Zipfelmützen zu laufen. Aber die Strasse ist gnädig und wir kommen an eine Stelle, wo wir kein anderes Auto behindern. Wir stellen unseren roten – vormals dunkelgrauen – Santa Fe ab und nähern uns den Zipfelmützen. Wir passen auf Schlangen auf, denn im nahe gelegenen Coal Mine Canyon trafen wir letztes Mal auf eine dieser Gattung. Diesmal gibt es jedoch nichts, was uns oder was wir hätten stören können.

Nach einem Weilchen haben wir alles wegfotografiert, also für uns Zeit, aufzubrechen. Auch der Rückweg funktioniert prima und wieder sehen wir weder einen Menschen noch ein Auto. Erst auf der asphaltierten Strasse fängt die Zivilisation so langsam an und auf dem Highway 89 nach Page nimmt der Verkehr etwas zu.

page (az)

Page wurde 1957 zur Unterbringung der Bauarbeiter gegründet, die damals den Glen-Canyon-Staudamm errichtet hatten. Vorher lebten hier Angehörige des Diné-Volkes, die auch «Navajo» genannt werden. Viele der damaligen Häuser sind noch im «Old Historic Quartier» zu besichtigen. In der Nähe versorgt neben dem Wasserkraftwerk das Kohlekraftwerk «Navajo Generating Station» die Gegend mit Strom.Die Zahl der Einwohner nimmt ab. Während 1975 noch 9'000 Personen in Page lebten, waren es im Jahr 2000 nur noch 6'809 Einwohner.Die Lage im äussersten Norden von Arizona oberhalb des Colorado Rivers ist ideal als Ausgangspunkt für viele Wanderungen und Besichtigungen von Naturschönheiten wie dem «Horseshoe Bend», dem «Lake Powell» oder dem «Grand Staircase Escalante National Monument». Begünstigt wird der Tourismus auch durch den Umstand, dass sich im Umkreis von zig Kilometern rund um Page keine Unterkünfte befinden.

Wir checken im Courtyard Page at Lake Powell ein und sind begeistert von unserem Raum. Mit Sofa und französischem Balkon wirkt er wie ein Wohnzimmer. Die Aussicht ist trotz Ausrichtung gegen den Innenhof mit Pool sehr gut, denn wir können über die gegenüberliegende Hotelseite die Landschaft mit einem Fitzelchen des Lake Powell sehen.

Während ich es mir bereits gemütlich mache und für morgen eine Schifffahrt buche, holt Reiner unser Gepäck hoch und geht das Auto waschen. Als er zurückkommt, erzählt er, dass er im Lift einen verschwitzten und ausgepowerten Mann mit ausgelatschten Schuhen getroffen habe. Völlig fertig habe dieser erzählt, dass er gerade von einem 25-Meilen-Marsch komme. Ich bin beeindruckt, werde mich aber hüten, es ihm gleichzutun.

Trotz des in Tripadvisor bemängelten Plastikgeschirrs wollen wir heute Abend Big John’s Texas BBQ testen. Vorher drehen wir aber noch eine kleine Runde am Lake Powell entlang und ich fotografiere die Glen Canyon Dam Bridge, deren Konstruktion mir so gut gefällt.

Es ist unmöglich, einen Parkplatz im Quartier zu bekommen, denn auf dem Sportplatz der Page High School findet gerade ein grosser Event statt. Wir stellen unseren wie neu glänzenden Wagen beim Safeway ab und sehen schon von weitem den Rauch von den Smokern aufsteigen. Das Dach einer ehemaligen Tankstelle bietet Schutz für die einfachen Holztische und -bänke. Der Boden ist voller Erdnussschalen, die in Blecheimern auf den Tischen zum Knabbern angeboten werden. Auf der Bühne spielt eine vierköpfige Country-Band. Ich kann mich nicht zwischen Ribs, Brisket und Pulled Pork entscheiden, also bestelle ich gleich alles auf einmal. Dazu gibt es Bohnen und Cole Slaw oder Kartoffelsalat. Das Essen wird wie erwartet auf Plastiktellern serviert, schmeckt aber sehr lecker. Die Atmosphäre ist einmalig, ich würde hier wieder herkommen.

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