Kasha Katuwe Tent Rocks
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usa 2016 - reisebericht - Tag 8 - Farmington

tag 8 > farmington (do 19.05.2016)

Beim heutigen Frühstückstisch ist ein Paar aus Virginia anwesend. Sie ist Krankenschwester in einer grossen Klinik und er Food Scientist. Beruflich ist er oft in der Schweiz unterwegs. Die beiden sind sehr interessiert, kennen sich in vielen Themen gut aus und sind wie Diana Fan vom Schriftsteller Tony Hillermann sowie seiner Tochter Ann Hillermann, die wundervolle Landschaftsfotos macht. Ich hatte vorher noch nie was von Tony Hillermann gelesen, was ich nun nachholen werde. Er soll die Navajo-Nation so treffend beschrieben haben, dass selbst diese seine Bücher lesen.

Neben Hillermann liest Diana auch gerne Karl May. Gestern hatte sie mir aufgetragen, den anderen Gästen die Geschichte von Winnetou zu erzählen und über Karl May zu berichten. Ich dachte erst, es sei ein Test für mein Englisch, bis ich kapiert habe, dass die zwei Amerikaner weder Karl May noch Winnetou, den Helden meiner Kindheit, kannten.

Wir müssen haarklein berichten, was wir gestern unternommen hatten. Diana freut sich riesig, dass wir so einen schönen Tag hatten. In Farmington habe es den ganzen Tag ohne Unterbruch geregnet. Wir sind halt Glückskinder – oder wenn Engel reisen...

Heute wollen wir es nochmals mit den Bistis probieren. David gibt uns den Tipp, am Strassenrand stehen zu bleiben und von dort die Formationen anzuschauen, falls die Strassenverhältnisse sich nicht gebessert haben sollten.

bisti/de-na-zin wilderness (nm)

Bis auf ein paar Gräser und Büschel ist das Schutzgebiet ca. 60 km südlich von Farmington vegetationslos. Es gibt Fossilien aller Art, hauptsächlich versteinertes Holz und mit etwas Glück findet man einen versteinerten Knochen. Das Gebiet ist von skurrilen Felsformationen durchzogen.

Wir laden unsere Kameras und Salat in unser dreckiges Auto. Der Schlamm von gestern haftet wie Beton in den Radkasten, unter den Türen, am Rückspiegel ... eigentlich überall. Ich schäme mich ein bisschen, doch zum Autowaschen haben wir nun wirklich keine Zeit.

Es sieht nicht so aus, als ob es in den Bistis geregnet hätte. Der eher kurze unbefestigte Weg ist sehr gut zu befahren. Auf dem Parkplatz sind nur wenige Autos, als wir unseren Dreckspatz abstellen. Wir erkunden erst das Gebiet rechts und können uns kaum sattsehen. Es geht hoch und runter, zwischen Steinen hindurch und auf Felsen hinauf. Da unser GPS-Gerät nicht funktioniert, versuchen wir erst gar nicht, die «Cracked Eggs» zu finden, von denen so geschwärmt wird. Ein deutsches Paar geht strammen Schrittes an uns vorbei, den Kopf gesenkt, mit Blick auf das Navi-Display. So, nur langsamer, wären wir vermutlich auch gewandert, hätte unser GPS funktioniert. Irgendwie bin ich froh, dass dem nicht so ist, so haben wir den Blick frei für kleine Echsen oder Häschen, die zwischen den Felsen herumhuschen.

Nach ein paar Kilometern bei beachtlichen Temperaturen und schönstem Sonnenschein, kehren wir zum Auto zurück, um unseren mitgebrachten Salat zu essen. Der schmeckt so lecker und frisch, kaum zu glauben, dass wir ihn gestern abgepackt im Walmart gekauft hatten.

Auf der gestern erhaltenen Karte ist eine Strasse im südlichen Teil der Wilderness eingezeichnet. Die wollen wir nun fahren und schauen, was sie uns zu bieten hat. Wir begegnen vielen Kühen, ein paar Wildpferde kreuzen unseren Weg und der Himmel ist so weit, wie ich ihn noch nie gesehen habe, übersäht mit tausenden kleinen und grossen weissen Schäfchen.

Auf dem Weg zurück nach Farmington sehen wir ein Schild mit der Aufschrift «Peaceful Valley», dem wir gespannt folgen. Kaum eingebogen, flitzt ein suizidgefährdetes Erdhörnchen über die Strasse. Was heisst hier eins? Eins nach dem anderen versucht, noch näher an unsere Räder zu gelangen, aber keines schafft es ins Regenbogenland. Zumindest nicht durch unser Auto.

In Farmington überlegen wir uns, wo wir den Sonnenuntergang fotografieren könnten. Mit den Wolken müsste er wunderbar sein, aber bis zu den Bistis möchten wir nicht mehr fahren. Da fällt mir der gestrige Angel Peak Overlook ein. In der Hoffnung, dass die Sonne im richtigen Winkel steht, um die Badlands im goldenen Licht erstrahlen zu lassen, steuern wir diesen an. Ganz perfekt ist der besagte Winkel nicht, aber trotzdem erleben wir einen herrlichen Sonnenuntergang, den wir ganz für uns alleine haben. Einzig ein paar Greifvögel machen einen Heidenkrach, sind aber zu weit entfernt, um sie vernünftig abschiessen zu können – mit der Kamera, versteht sich, ich bin ja Pazifistin!

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