Kasha Katuwe Tent Rocks
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usa 2016 - reisebericht - Tag 7 - Farmington

tag 7 > farmington (mi 18.05.2016)

In der Nacht hat es heftig geregnet. Auch heute Morgen sieht es trüb aus und ist ziemlich kühl, was unseren Plänen, zu den «Bistis» (ausgesprochen «Bistais») zu fahren, nicht sehr entgegenkommt. Wir wollen es trotzdem probieren, schliesslich sind die Gesteinsformationen einer der Gründe für drei Übernachtungen in Farmington.

Zuerst begeben wir uns gemeinsam mit unseren Zimmernachbarn in den Frühstücksraum, wo Diana, Davids Frau, auf uns wartet. Sie betont den anderen Gästen gegenüber, dass wir aus der Schweiz kämen, vermutlich ist das nicht die Nation, die sie am häufigsten in ihrem B&B beherbergt. Die beiden – oder zumindest er, denn seine junge Begleiterin redet so gut wie nichts – kommen aus Colorado, nicht allzu weit von hier entfernt.

Während wir frisch gebackene Waffeln mit heissen Pfirsichen essen, entsteht ein Gespräch über die deutsche Sprache. Diana kramt ein paar Worte hervor und die Frau aus dem Nebenzimmer tippt auf ihrem Handy, worauf er sie fragt, ob sie nach Übersetzungen suche. Sie schaut kurz auf: «No», und schüttelt den Kopf.

Als wir erwähnen, dass wir heute in die «Bisti Wilderness» fahren möchten, winkt Diana ab. Das sei unmöglich nach dem Regen, viel zu schlammig! Sie gibt uns jede Menge Tipps für Unternehmungen in der Nähe, doch so ganz glücklich machen uns die Alternativen nicht. Der letzte Vorschlag, zu «Chaco» zu fahren, gefällt uns schon besser. Diana ruft dort an, um für ihre Gäste aus der Schweiz(!) nach den Strassenverhältnissen zu fragen. Kein Problem, lautet die Antwort.

chaco culture national historical park (nm)

Der Chaco Canyon liegt zwischen Albuquerque und Farmington in New Mexico und war zwischen 850 und 1250 ein Zentrum der Pueblo-Kultur. Seit 1980 ist er ein «National Historical Park» der USA und seit 1987 Weltkulturerbe der UNESCO. Der Park repräsentiert einen wichtigen Teil des Kulturerbes Amerika. Er ist Teil des heiligen Landes der Pueblo-Indianer New Mexicos, der Hopi Arizonas und der erst Jahrhunderte später eingewanderten Diné. Zu sehen sind grosse Pueblos und weitere Bauten, die mehrere Jahrhunderte lang Mittelpunkt einer besonderen Ausprägung der Anasazi-Kultur – der Chaco-Canyon-Kultur – war. 2013 wurde der Park von der International Dark Sky Association als Lichtschutzgebiet ausgewiesen, das die astronomische Bedeutung und Funktion der Stätte dem Besucher erfahrbar erhalten soll.

Auf dem Weg zum 120 km entfernten Chaco Canyon folgen wir einem Wegweiser zum «Angel Peak Overlook». Wunderbar farbige Badlands sind neben dem Angel Peak von den Viewpoints aus zu sehen. Ausser uns interessiert sich nur ein Pick-up-Fahrer für dieses kleine Juwel. An einem der Parkbuchten steht ein Wohnwagen mit deutschem Kennzeichen und laufendem Generator. Sehen und hören können wir aber keine deutschen Staatsbürger, was uns nicht stört.

Ich bin froh über meine warme Jacke bei den frostigen Temperaturen und der steifen Brise. Nach einer ausgiebigen Fotosession setzen wir unseren Weg zum Chaco Canyon fort.

Im Visitor Center zeigen wir den Nationalparkpass, den wir im Great Sand Dunes National Park erworben hatten und bekommen dafür die Parkunterlagen ausgehändigt. Ich frage nach dem Strassenzustand zu der «Ah-Shi-Sle-Pah Wilderness». Meiner Erfahrung nach kann man Park Ranger alles fragen und sie geben kompetente, freundliche Auskunft. Doch entweder ist heute mein Englisch so unverständlich oder der Ranger kennt das sich in der Nähe befindliche Gebiet nicht. Er fragt, ob ich die «Bistis» meine, wartet meine Antwort nicht ab, sondern händigt mir eine Karte aus und erwähnt, dass das BLM-Gebiet sei, wofür er nicht zuständig sei. Besonders freundlich kommt er mir nicht vor, deshalb bedanke ich mich artig für die Karte und wir verlassen das Visitor Center um die eigentlichen Attraktionen in diesem Park zu besichtigen.

Von den gut erhaltenen Ruinen und deren riesigen Ausmassen bin ich tief beeindruckt. Dicke Mauern schützten wohl die Pueblo-Indianer vor der Hitze und der Kälte. Inzwischen ist es wärmer geworden und die Sonne schaut zwischen weissen Wolken hervor.

Auf dem Parkplatz zum Pueblo Del Arroyo werden wir von einem weiblichen Ranger um eine Beurteilung des Parks gebeten. Ich beantworte die Fragen so gut ich kann. Woher wir kämen, will sie wissen. Wir seien die ersten Schweizer dieses Jahr, freut sie sich. Sie hat es sich zum Hobby gemacht, eine Liste über die Nationalitäten der Besucher zu führen. Letztes Jahr waren es 22.

Obwohl immer mehr Wolken aufziehen, wollen wir nun versuchen, zu der Ah-Shi-Sle-Pah Wilderness zu kommen.

ah-shi-sle-pah wilderness study area (nm)

Das Schutzgebiet liegt zwischen dem Chaco Canyon und der Bisti/De-Na-Zin Wilderness. Es besteht aus vielfarbigen Badlands, Sandstein-Hoodoos, Petrified Wood und Dinosaurierknochen.

Die Anfahrt auf der teilweise recht schlammigen Piste erfüllt mich mit einem mulmigen Gefühl. Was ist, wenn wir hier steckenbleiben und nie mehr gefunden werden? Die weissen Schäfchenwolken, die sich über den gigantisch grossen Himmel ziehen, werden langsam dunkler. Wenn der Regen einsetzt, kommen wir hier nicht weiter – weder vor noch zurück. Trotzdem will ich zumindest einen Blick in das Gebiet werfen. Wir stellen das Auto an einer Stelle ab, wo wir nicht mehr weiterkommen und gehen ein paar Schritte, bis wir die gelben Hügel vor den weissen Hoodoos zu Gesicht bekommen. Zum Wandern habe ich wegen des drohenden Regens keine Nerven, aber wenigstens ein paar Fotos von oben bekomme ich hin, bevor wir uns wieder in Richtung Farmington begeben.

In Farmington setzen wir uns in Wandersachen ins «Mikasa Japanese Cuisine» und essen Sushi, eines unserer Lieblingsessen. Die Einrichtung des Restaurants ist eher die eines einfachen Diners, als eines japanischen Restaurants, aber die Dragon Roll ist ein Gedicht.

Beim Einbiegen zu unserem B&B, bevor es zu der kurzen Gravel Road geht, gucken uns ein paar Hirsche an, als ob wir hier überhaupt nicht hingehörten. Wir beobachten sie ein Weilchen und sie uns, bis wir einander passieren lassen.

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