Kasha Katuwe Tent Rocks
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usa 2016 - reisebericht - Tag 16 - Torrey

tag 16 > torrey (fr 27.05.2016)

Wir starten den Tag mit dem im Zimmerpreis enthaltenen Hotelfrühstück. Die Eier, Kartoffeln, Würstchen, French Toasts und ein süsser Auflauf sind heiss und sehr lecker. Der für das Frühstück zuständige Koch, ich glaube, sein Name ist Aaron, ist sehr bemüht, alles aufzufüllen und den Leuten zu Hilfe zu eilen, wenn sie die Servietten oder das Besteck nicht sofort finden können. Der einzige Wermutstropfen ist das hier immer noch übliche Plastikgeschirr.

Es ist ziemlich früh am Morgen, so dass die Felsen im Capitol Reef noch im Schatten liegen. Vielleicht haben wir am Gooseneck mehr Glück? Nein, haben wir nicht. Auch diese Schlucht wird noch nicht von der Sonne erreicht. Was wollen wir nun tun? Der für heute angesetzte Besuch des Cathedral Valleys haben wir ja vorgezogen und wäre nach dem gestrigen Regen auch keine Option gewesen. Ich schlage zaghaft vor, ob wir vielleicht zum Goblin Valley fahren wollen. Bevor ich mir selber widersprechen kann, weil es ganz schön weit ist, sehe ich bereits die drei Schwestern, die den Eingang des State Parks markieren.

goblin valley state park (ut)

Früher hiess der Park «Mushroom Valley». Durch Wind und Wasser geformte Figuren aus Sandstein erinnern an Gnome, Kobolde und Pilze. Nur wenige Pflanzen, die sich dem heissen, trockenen Wüstenklima und dem wehenden Sand angepasst haben, überleben in dem Tal.

Das Wetter ist herrlich bei angenehmen 20°C. Nur am Horizont beginnen sich wieder ein paar Wolken aufzutürmen. Auf dem Parkplatz ist noch nicht besonders viel los und auch die Kobolde sind mehr oder weniger unter sich. Wir steigen in das weite Tal herunter und geniessen die Ruhe zwischen den unzähligen Sandsteinfiguren. Erst stromern wir von Gnom zu Gnom, schauen hinter dieses Gebilde und jene Formation, blödeln ein bisschen rum, dann entdecken wir drei Leute, die vom Kamm der Bergkette, die das Tal in südöstlicher Richtung abschliesst, herunterrufen. Wie sind die da hochgekommen?

Reiner meint, ich könne mir die Kletterei aus dem Kopf schlagen, doch ich will ja «nur mal schauen». Klettern kann ich mit meinen Knien eh nicht. Auf der südlichen Seite flacht der Berg so weit ab, dass man ihn umrunden und auf die Rückseite gelangen kann. Das «Schauen» artet in Wandern und teilweise doch etwas Klettern aus. Wir gehen zwischen zwei Felswänden stetig aufwärts. Das eine oder andere Mal muss eine grössere Stufe überwunden werden. Wir schaffen es nicht bis ganz hoch auf die Krete, aber fast. Es ist eine wunderschöne Wanderung in einer surrealen Landschaft, doch als wir wieder beim Auto sind, bin ich nudelfertig.

Zum Picknicken gibt es heute nicht viel. Lediglich ein paar Äpfel und Knäckebrote geben unsere Vorräte noch her. Es ist trotzdem schön, auf der Bank zu sitzen und in das Tal zu schauen. Inzwischen sind auch mehr Leute und sehr viele Hunde hier. In Utahs Stateparks ist es erlaubt, Hunde an der Leine mitzuführen. Mir soll’s recht sein, solange ich weder gebissen werde, noch in einen Haufen trete.

Obwohl ich müde bin, möchte ich gerne zum nahe gelegenen Little Wild Horse Canyon. Die Wanderung wird als «einfach» beschrieben, das müsste doch zu schaffen sein.

Die Wolken haben sich vom Horizont bereits auf den gesamten Himmel ausgebreitet. Der Weg beginnt sehr moderat. Als er plötzlich an einer Felswand endet, stehe ich wie der Esel vor dem Berg. Von weitem hören wir Kindergeschrei. Mal sehen, was die machen. Wir stehen mit dem Rücken an den Berg gelehnt, da kommen auch schon die ersten etwa Siebenjähren und springen ohne zu zögern rechts auf einen Felsvorsprung und verschwinden aus den Augen, nicht aber aus den Ohren. Es folgen grössere Kinder, die auch rechts entlanggehen, sich jedoch ducken müssen, um unter einem weiteren Felsvorsprung hindurch zu passen oder aber sie klettern links hoch, wie auch alle Erwachsenen es tun. Ein Teenager ist besonders mutig und springt von einem Felsen auf den anderen. Dazwischen klaffen rund zweieinhalb Meter Breite und drei Meter Tiefe. Die Kleinen möchten es ihm nachmachen, aber sie werden in nicht besonders besorgtem Ton davon überzeugt, noch bisschen zu üben und zu warten, bis sie grösser sind.

Als letztes folgt ein Mann, der zwei Frauen via Räuberleiter hochhilft und uns fragt, ob er uns helfen könne. Ich frage ihn nach dem weiteren Weg und er gibt den Hinweis, dass es einfacher wäre, oben rumzugehen. Wir folgen seinem Rat, aber einen Canyon von oben zu sehen, ist nicht dasselbe.

Weil uns der Burger gestern bei Slackers so gut geschmeckt hat, beehren wir den Laden heute grad nochmals mit unserem Besuch. Derjenige, der uns gestern die Burger gebracht hat, erkennt uns sofort wieder. Ich glaube, es ist sogar der Besitzer. Er freut sich riesig über unser Kompliment. Wir verraten ihm nicht, dass es für eine sehr, sehr lange Zeit das letzte Mal ist, dass wir hier essen, was aber nicht an ihm, sondern an der Tatsache liegt, dass wir nicht ewig in Torrey bleiben können oder wollen.

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