Gnuwanderung in der Masai Mara
Gnuwanderung in der Masai Mara

kenia - einzigartige gnuwanderung - Samburu Nationalpark

samburu nationalpark

Mit leichter Katerstimmung geht der Weg über eine besonders holprige Piste in Richtung Norden. Je weiter wir fahren, desto wärmer wird es, so dass wir eine Schicht nach der anderen ausziehen können. Als wir schliesslich im Ol Pejeta Conservancy ankommen, ist es ziemlich heiss.

Wir besuchen eine Schimpansen-Auffangstation. Die Affen werden vor allem aus dem Kongo gerettet, wo sie teilweise unter widrigsten Umständen gehalten werden. In der Auffangstation dürfen sie einen schönen Lebensabend verleben. Die einzelnen Geschichten der Schimpansen sowie die Bilder ihrer Befreiung und ihrer Qualen, die sie erleben mussten, machen mich traurig. Wie können Menschen so schreckliche Dinge mit Lebewesen anstellen?

Mir hätte es sehr gut im Ol Pejeta gefallen, aber Moses drängt dazu, in den Samburu Nationalpark zu fahren. Vorher führt er uns aber noch zu einem Rudel der fast ausgestorbenen Wildhunde.

Im Samburu Nationalpark werden wir erst gebrieft, bevor wir unser Zelt beziehen dürfen. Das Camp „Elephant Bedrooms“ liegt mitten im Nationalpark. Somit sind Besuche von Elefanten keine Seltenheit. Da es sich um wilde Tiere handelt, müssen wir eine gewisse Vorsicht walten lassen. Das bedeutet, dass wir uns jedes Mal umsehen müssen, ob ein Elefant in der Nähe ist, wenn wir unser Zelt verlassen und in der Nacht ist es Pflicht, sich zum Schutz begleiten zu lassen.

Der Luxus, der in so einem Zelt untergebracht sein kann, lässt mich staunen. Es fehlt an nichts. Sogar ein kleiner Pool ist vor jedem Zelt vorhanden. Ich habe aber nicht lange Zeit, alles auszukundschaften, denn wir wollen bereits auf die erste Pirsch. Vielleicht sehen wir hier einen Leoparden.

Tatsächlich hört Moses von Ben, dass sie einen Leoparden entdeckt hätten. Moses gibt Gas und fährt an die Stelle, wo der Leopard gesichtet wurde. Leider sind wir zu spät. Lediglich eine Vielzahl an Autos, die wie die Geier ein Stück des Park umkreisen, ist noch zu sehen. Irgendwo hier müsste sich das Tier herumtreiben. Wir sind alle der Meinung, dass wir weiterfahren sollen. Anstelle des Leoparden sehen wir viele der kleinen süssen Diktiks und die putzigen Giraffengazellen – auch Generuk genannt - , die uns entweder beobachten oder an den Bäumen hängen, um die oberen Blätter zu fressen.

Karin hat erfahren, dass Moses letzten Freitag Geburtstag hatte. Wir wollen ihm mit einem „Geburtstagskuchen“ gratulieren. Da sich am Abend keine Gelegenheit ergibt, verschieben wir dies auf den Morgen, vor dem Start zur Pirsch. Karin hatte sogar eine Musik spielende Kerze erstanden, so dass Moses, der sichtlich erfreut ist, diese auspusten kann. Bei einem feuerroten Sonnenaufgang starten wir die Morgensafari.

Und dann ist es soweit. Ein Leopard zeigt sich uns. Wir können das Tier beobachten, wie es sich hinter einen Stein begibt und von da an verschwunden bleibt. Viele Safariteilnehmer kommen, um das Tier ebenfalls zu sehen, doch die Katze lässt sich nicht mehr blicken. Ein Strauss und eine Giraffe geben sich dafür aus nächster Nähe die Ehre.

Am Ewaso Nyiro Fluss tummelt sich eine Herde Elefanten, die sich aufmachen, den Fluss zu überqueren. Wir beobachten sie eine Weile, bis sie das andere Ufer erreicht haben, dann geht es zum Frühstück zurück ins Camp.

Bis zur Abendsafari machen Reiner und ich es uns im Camp bequem. Wir lesen, fotografieren und geniessen das schöne Wetter, den Fluss und die gemütliche Atmosphäre. Kurz bevor wir uns in unserem Zelt frischmachen wollen, kommt Obama. Obama ist ein Elefant, der wohl im Camp bekannt ist. Gemütlich nähert er sich immer mehr dem Bereich, an dem wir ein paar Stunden zuvor noch gegessen hatten. Er durchquert die Sitzbereiche und begibt sich gemächlich, ohne etwas zu beschädigen, in Richtung der Zelte. Für uns heisst das, hier bleiben, denn auch Obama ist ein wildes Tier, dem man nur mit Respekt begegnen sollte.

Die Abendpirsch bietet uns wieder etwas Besonderes: Eine grosse Elefantenherde bahnt sich ihren Weg Richtung Fluss. Wir stellen uns mitten in deren Weg und warten ab, was geschieht. Das Gefühl, als sich die Dickhäuter uns nähern, ist unbeschreiblich. Als sich ein kleines Elefäntchen in Richtung Auto bewegt, überlege ich kurz, ob das nun gefährlich sein kann, ob ich die Fensterscheibe hochkurbeln soll. Aber es passiert nichts. Kein Tier zeigt auch nur ein Anzeichen von Aggressivität. Als ob wir ein Fels oder ein Busch wären, machen die Elefanten einen Bogen um uns. Die einen überqueren die Strasse vor, die anderen hinter unserem Auto, so dass wir von Elefanten umzingelt sind. Wir sind alle geplättet von dem Erlebnis, das uns nun niemand mehr nehmen kann. Dagegen tut uns der kleine Leopard, den wir anschliessend sehen, nur noch Leid. Rund um das Tier stehen Autos, die einen sogar mit laufendem Motor. Ich habe zwar den Eindruck, dass er sich nicht stören lässt, aber es ist schon eine merkwürdige Situation, wenn der jagende Leopard selber zum Gejagten wird.

Als Moses in fast schon halsbrecherischem Tempo die Piste entlang braust, denke ich, dass er wohl hungrig ist und zum Camp zurück fährt. An einem schönen Plätzchen am Fluss stehen mehrere Autos und Menschen bewegen sich. Was für ein hübscher Ort für ein Picknick, denke ich. Da stoppt Moses und mir wird klar, dass wir auch dazu eingeladen sind, den Sonnenuntergang hier zu erleben. Stühle sind in Richtung Westen aufgestellt und ein Barmen mixt jedem Gast einen leckeren Cocktail. Sämtliche Gäste des Camps sind hier versammelt und geniessen die herrliche Stimmung. Eine Frauengruppe aus Washington interessiert sich besonders für ein Projekt zum Schutz der Elefanten. Auch ein junges asiatisches Pärchen nimmt am regen Austausch teil. Für einmal gibt es weder Sprachbarrieren noch Landesgrenzen. Ein bunt geschmückter Samburu bietet Häppchen an und die Kameras klicken, um den Sonnenuntergang festzuhalten. Ein Traumfinale einer Traumreise.

Leider bricht nun bereits die letzte Nacht in dem Land am Äquator an, das so arm ist und trotzdem einen solchen Reichtum bieten kann. Wehmütig denke ich an all die vielen Erlebnisse zurück, an die wilden Tiere, die Massai mit ihren Kuh- und Schafherden, die bunt geschmückten Samburu, die Steppen, Wälder, die Kälte und die Hitze und natürlich auch an die Pannen, ohne die das Abenteuer nur halb so abenteuerlich gewesen wäre.

AUCH INTERESSANT

flamingos & gnus
flamingos & gnus
Zebras
Zebras